Rheumatische Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln - Mangel an Rheumatologen gefährdet rechtzeitige Therapie
Etwa 440 000 Menschen in Deutschland leiden an einer rheumatoiden Arthritis, der häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Eine frühzeitige Therapie ist von entscheidender Bedeutung für den Krankheitsverlauf. Nur so lassen sich dauerhafte Schäden an den Gelenken verhindern. Doch ein Mangel an Rheumatologen gefährdet die optimale Versorgung der Betroffenen.
„In Deutschland sind 253 Ärzte zur Weiterbildung des rheumatologischen Nachwuchses befugt”, berichtet Professor Dr. med. Jürgen Wollenhaupt, Sprecher der Kommission Fort- und Weiterbildung der DGRh und Chefarzt der Abteilung Rheumatologie und klinische Immunologie an der Schön Klinik Hamburg-Eilbek.
„Von diesen kann aber ein Drittel derzeit keine neuen Fachärzte ausbilden, weil Arztstellen in den Kliniken abgebaut oder offene Stellen nicht besetzt werden können”, zitiert er eine aktuelle Umfrage der DGRh. Es würden aber nicht weniger, sondern mehr Rheumatologen benötigt. Schon heute praktizieren nur halb so viele Rheumatologen wie notwendig wären. Das sei umso bedauerlicher, als dass die Erkrankung heute früher erkannt und besser therapiert werden könne, so Wollenhaupt.
Die neuen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten haben Eingang in die aktuell überarbeiteten Leitlinien europäischer und amerikanischer Fachgremien gefunden. Auch die DGRh-Leitlinie zum „Management der frühen rheumatoiden Arthritis“ wurde daraufhin aktualisiert. Sie wird im Herbst veröffentlicht und erste Ergebnisse auf dem DGRh-Kongress in Hamburg ausführlich vorgestellt und diskutiert.
„Die Diagnose- und Klassifikationskriterien für die rheumatoide Arthritis und entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen, sogenannte Spondyloarthritiden, wurden erweitert. Die Möglichkeiten für Patienten, eine wirkungsvolle Therapie zu erhalten, sind gestiegen“, berichtet Wollenhaupt.
Deshalb bestehe ein erhöhter Bedarf an ausgebildeten Fachärzten. Ohne sie sei auch der internationale Stellenwert der deutschen Rheumaforschung gefährdet. „Bei der Erprobung und Standardisierung neuer Untersuchungs-techniken zur Frühdiagnostik sind wir derzeit weltweit führend”, stellt Wollenhaupt fest. Als Beispiele nennt der Experte Ultraschalluntersuchungen der Gelenke und die Magnetresonanztomographie (MRT).
Die Therapiemöglichkeiten bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen haben sich vor allem durch den Einsatz neuer Medikamente deutlich verbessert. So können Biologika den Krankheitsverlauf bei vielen Patienten stoppen. Biologika sind molekularbiologisch hergestellte Medikamente, die gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers hemmen.
„Sehr viele Patienten können heute ein normales, selbstbestimmtes Leben führen”, sagt Wollenhaupt. Voraussetzung sei allerdings eine frühzeitige Diagnose und ein rechtzeitiger Therapiebeginn.
Unter dem Begriff Rheuma fassen Experten mehr als 100 verschiedene entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates zusammen. Auch die verschleißbedingten Krankheiten wie Arthrose zählen zum sog. „rheumatischen Formenkreis“.
Menschen jeden Alters sind von diesen oft schweren, schmerzhaften und vielgestaltigen Erkrankungen betroffen: Etwa 1,5 Millionen Deutsche leiden allein an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Durchschnittlich dauert es 13 Monate bis Betroffene mit einer rheumatoiden Arthritis zu einem Rheumatologen gelangen und dort Hilfe finden.
Die DGRh tagt vom 15. bis zum 18. September 2010 gemeinsam mit der Assoziation für Orthopädische Rheumatologie (ARO) und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) im CCH Hamburg.
Quelle:
Pressemitteilung Pressestelle DGRh, Sandra Wittig
Hier finden Sie alle Informationen zum DGRh-Kongress in Hamburg