Rheumatherapie im Alter: Eine Übersicht, Teil 6
Azathioprin und Ciclosporin sind die nächsten beiden Substanzgruppen der Basismedikamente, deren Einsatzmöglichkeit bei älteren Patienten wir in Teil 6 der Übersicht vorstellen wollen.
Azathioprin:
Azathioprin (z.B. azathiodura, Imurek, Zytrim) wird insbesondere bei rheumatoider Arthritis (RA), systemischem Lupus erythematodes (SLE) und anderen Kollagenosen eingesetzt. Frühestens nach 4-8 Wochen ist eine Wirkung zu messen, es kann aber auch bis zu 6 Monaten dauern.
Ein erhöhtes Risiko für die Entstehung bestimmter Formen bösartiger Tumorerkrankungen (Leukämie, malignes Lymphom) ist bei der Verwendung von Azathioprin nicht ganz auszuschließen.
Es ist zwar keine spezielle Dosianpassung bei älteren Patienten erforderlich, es gibt aber Gegenanzeigen, die für ältere Menschen wegen möglicher Krankheitsvorgeschichten bedeutsamer sind, als für jüngere. Dazu gehören:
- Schwere Lebererkrankungen
- Stark eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Nieren
- Knochenmarkschäden
Außerdem kann es zu Störungen im Magen-Darm-Bereich, wie Übelkeit, Durchfall und Erbrechen, kommen.
Veränderungen des Blutbildes (Verminderung roter und weißer Blutzellen) sind ebenfalls berichtet worden. Sie gehen nach Absetzen des Präparates allerdings wieder zurück.
Folgende Zusatzmedikationen bedürfen besonderer Aufmerksamkeit:
- Bestimmte Gichtmittel, die Allopurinol enthalten (z.B. Foligan, Zyloric) dürfen nicht zusammen mit Azathioprin eingenommen werden. Die Toxizität (Giftigkeit) von Azathioprin wird durch diese Kombination verstärkt.
- Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung, die Warfarin enthalten (z.B. Coumadin), werden in ihrer Wirksamkeit vermindert.
- Das oben genannte Risiko einer Verminderung der weißen Blutzellen wird durch einige andere Medikamente gesteigert. Dazu gehören die Blutdrucksenker Enalapril (z.B. Enalapril-Ratiopharm, Pres, Xanef) und Captopril (z.B. Captopril Stada, tensobon, Lopirin) sowie das Antibiotikum Cotrimoxazol (z.B. Cotrim-Sandoz, Eusaprim, Kepinol).
Ciclosporin:
Ciclosporin (z.B. Immunosporin, Sandimmun) sollte bei älteren Patienten nur bedingt eingesetzt werden und die Dosierung sollte 2,5 mg/kg Körpergewicht nicht überschreiten.
Voraussetzung ist außerdem eine ungestörte Nierenfunktion, die durch eine Blutuntersuchung nach 2-wöchiger Einnahme geprüft wird. Erhöht sich der Serumkreatinin-Wert um mehr als 30% des Normalwertes (bei Frauen sind das 0,5-0,9 mg/100 ml und bei Männern 0,6-1,1 mg/100 ml), muss nach einer Woche erneut kontrolliert werden. Bleibt der Wert hoch, muss Ciclosporin reduziert oder auch ganz abgesetzt werden.
Im Alter besonders bedeutsame Nebenwirkungen sind vor allem:
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Störungen des Magen-Darm-Traktes (Übelkeit, Erbrechen)
- Effekte auf das zentrale Nervensystem (Schwindel, Sehstörungen).
Patienten mit schweren Leber- und Tumorerkrankungen dürfen Ciclosporin nicht einnehmen.
Durch die zusätzliche Einnahme von sogenannten Calcium-Antagonisten, die als Herzmedikamente Verwendung finden (z.B. Isoptin, Adalat, Norvasc), wird die schädigende Wirkung von Ciclosporin auf die Nieren verstärkt.
Folgende Medikamente, die im Alter häufiger eingenommen werden, sind in ihrer Wirkung vermindert:
- Herzmittel, die Digoxin enthalten (z.B. Lanitop, Stillacor, Novodigal)
- Cortisonpräparate, die Prednisolon enthalten (z.B. Decortin H, Linola-H, Inflanefran
- Cholesterinsenker, die Lovastatin enthalten (z.B. Lovabeta, MEVINACOR)
Literatur
S. Kary, F. Buttgereit, G.R. Burmester. Rheumatische Erkrankungen. Pharmakotherapie im Alter. CME 2005, 2(5):49-63. Springer Medizin Verlag 2005