Rheumatherapie im Alter: Eine Übersicht, Teil 2
Wie in Teil 1 angekündigt, folgen in Teil 2 nähere Informationen zur Gruppe der nicht cortisonhaltigen Antirheumatika (NSAR)
Diese Medikamentengruppe wird auch kurz als NSAR=Nichtsteroidale Antirheumatika bezeichnet. Sie wirken sowohl entzündungshemmend als auch schmerzstillend über die Blockierung der sogenannten Prostaglandinsynthese.
Prostaglandine sind Körpersubstanzen, die eine Entzündung vorantreiben. Die Hemmung kann über zwei Enzyme erfolgen (Cyclooxygenase 1 und 2, kurz Cox-1 und Cox-2 genannt). Die jüngere Generation der Cox-2-Hemmer versprach eine günstigere Nebenwirkungsrate, allerdings stehen einige dieser Medikamente im Verdacht, schwere Nebenwirkungen am Herz-Kreislaufsystem hervorgerufen zu haben. Die Substanz Rofecoxib (Vioxx) wurde daraufhin vom Markt genommen.
Für ältere Patienten sind Präparate mit kürzerer Verweildauer im Körper besser geeignet, damit es nicht durch schlechte Verstoffwechselung zu einer Anhäufung kommen kann. Dies sind z.B. Acetylsalizylsäure (z.B. Aspirin), Diclofenac (z.B. Voltaren), Ibuprofen (z.B. Ibumerck) und Ketoprofen (z.B.Orudis).
Die bedeutsamsten Nebenwirkungen der NSAR-Einnahme betreffen den Magen-Darm-Trakt. Bei älteren Patienten (ab dem 65. Lebensjahr) ist das Risiko, ein Geschwür zu entwickeln, mehr als 5-mal höher, als wenn kein solches Präparat eingenommen werden muss. Jüngere Patienten haben dagegen nur ein 1,5-fach erhöhtes Risiko. Da Magengeschwüre durch NSAR bei älteren Patienten sehr häufig ohne Beschwerden auftreten, ist eine vorbeugende Einnahme von Medikamenten zum Schutz von Magen und Darm sinnvoll.
Die gleichzeitige Gabe von Cortisonpräparaten erhöht in Abhängigkeit von der verabreichten Dosis die Schädlichkeit der NSAR für das Verdauungssystem.
Eine weitere Gefahrenquelle ist die schädigende Wirkung auf die Nieren. Ein zunehmend chronisches Nierenversagen kann die Folge der Therapie mit NSAR sein.
Durch eine Hemmung der Blutgerinnung kann es zu einem erhöhten Blutungsrisiko kommen.
Bedeutsame Wechselwirkungen sind besonders mit folgenden Medikamenten zu beachten:
- NSAR + andere NSAR oder Cortisonpräparate: erhöhte Gefahr der Geschwürbildung
- NSAR + Diuretika (oft „Wassertabletten“ genannt): Abschwächung der diuretischen (entwässernden) Wirkung
- NSAR + Blutdrucksenker (z.B. Beta-Blocker): Abschwächung der blutdrucksenkenden Wirkung
- Acetylsalizylsäure und verwandte NSAR + Sylfonylharnstoffe (bestimmte „Zuckertabletten“, z.B. Euglucon): Gefahr der Unterzuckerung durch zu starke antidiabetische Wirkung
- NSAR + Methotrexat (MTX, z.B. Lantarel): Verstärkung der MTX-Wirkung
- NSAR + Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Marcumar): erhöhte Blutungsneigung
In Teil 3 gehen wir auf die Gruppe der Schmerzmittel (Analgetika) ein.
Literatur
S. Kary, F. Buttgereit, G.R. Burmester. Rheumatische Erkrankungen. Pharmakotherapie im Alter. CME 2005, 2(5):49-63. Springer Medizin Verlag 2005