Rheumatherapie im Alter: Eine Übersicht
Pharmakotherapie bei älteren Patienten ist in allen Indikationsbereichen mit besonderer Aufmerksamkeit vorzunehmen. In der Regel nehmen ältere Menschen verschiedene Medikamente ein, deren Wirkungen und Nebenwirkungen durchaus voneinander abhängen können und sich gegenseitig nicht immer vorteilhaft beeinflussen.
Eine optimale Therapie der rheumatoiden Arthritis (RA) ist sehr häufig auch schon eine Kombinationstherapie, so dass die zusätzliche Einnahme von Medikamenten für weitere Erkrankungen ganz besonders beachtet werden muss.
Der Abbau der verschiedenen Substanzen im Körper kann durch eine altersbedingte Organschwäche (Leber, Nieren) beeinträchtigt sein. Dadurch kann es zu einer Anhäufung von Abbauprodukten der Medikamente im Körper des Patienten kommen, die für weitere negative Auswirkungen sorgen können.
Auch das Immunsystem ist im Alter nicht mehr so leistungsfähig und spricht auf entsprechende Präparate anders an als das bei jüngeren Patienten der Fall ist.
Ältere Rheumapatienten haben meist ein anderes Erkrankungsbild als jüngere: so kommt es häufiger zu einer Polymyalgia rheumatica oder einer Riesenzellarteriitis.
Auch der Verlauf einer Erkrankung hängt vom Alter des Patienten ab. Der systemische Lupus erythematodes zeigt bei älteren Patienten in der Regel einen milderen Verlauf, bei der ankylosierenden Spondylitis (Morbus Bechterew) ist eine Neuerkrankung im Alter grundsätzlich eher unwahrscheinlich.
Die RA zeigt sich bei Senioren oft mit einem untypischen Beginn, der zunächst an eine Polymyalgia rheumatica denken lässt. Muskelschmerzen und Muskelschwäche im Schulter- und Beckengürtel sowie der Oberarme und Oberschenkel sind hier die Leitsymptome.
Zu den entzündlichen Krankheitsbildern kommen bei älteren Menschen zwangsläufig auch degenerative dazu. Hier ist es für den behandelnden Arzt nicht immer ganz einfach, eine Arthrose von einer Arthritis zu unterscheiden. Das Beschwerdebild muss sehr genau analysiert werden.
So deuten Gelenkschmerzen ohne Schwellung eher auf eine degenerative Erkrankung hin, ebenso wie Beschwerden nach Belastung.
Schmerzen und Schwellungen an Gelenken nach vorausgegangener Infektion, die Betroffenheit von mindestens 3 Gelenken oder das Vorhandensein einer erhöhten Blutsenkungsgeschwindigkeit sprechen dagegen für eine entzündliche Erkrankung.
Natürlich ist auch eine Kombination von verschleißbedingter und entzündlicher Erkrankung möglich.
Zur Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen kommt eine Behandlung mit Substanzen aus folgenden Präparategruppen in Betracht:
- Nicht cortisonhaltige Antirheumatika (NSAR)
- Schmerzmittel (Analgetika)
- Cortisonhaltige Medikamente (Glukocorticoide)
- Basismedikamente (DMARDs)
- Biologika
In den nächsten Folgen dieser Übersicht kommen wir auf die einzelnen Präparategruppen genauer zu sprechen.
Literatur
S. Kary, F. Buttgereit, G.R. Burmester. Rheumatische Erkrankungen. Pharmakotherapie im Alter. CME 2005, 2(5):49-63. Springer Medizin Verlag 2005