RheumaPreis zum zweiten Mal verliehen - Prämierte Konzepte zeigen: Erfolg in der Arbeitswelt auch mit Rheuma möglich
Der RheumaPreis 2010 wurde am 9. September 2010 in Essen an drei an Rheuma erkrankte Berufstätige verliehen. Stefanie Gerhardt, Silke Hüser und Hella Tietz erhielten diese Anerkennung sowie ein Preisgeld in Höhe von jeweils 3.000 Euro für ihren außergewöhnlichen Mut und die Beharrlichkeit, mit denen sie ihren beruflichen Werdegang auch mit Rheuma fortgesetzt haben.
Ihre Arbeitgeber vom Gasthaus Rehwinkel, der Willi Scheuche Import GmbH und der Lebenshilfe Nienburg gem. GmbH wurden mit einer Auszeichnung für ihr bemerkenswertes Engagement für Arbeitnehmer mit Rheuma geehrt.
Der RheumaPreis 2010 wird unter der Schirmherrschaft von Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Guntram Schneider von neun Partnern ausgerichtet, darunter Ärzte- und Berufsverbände, Patientenvertreter, ein behördlicher Verband und ein Gesundheitsunternehmen.
Er zeichnet vorbildliche Beispiele aus, bei denen dank geeigneter Maßnahmen eine Verbesserung der beruflichen Situation betroffener Arbeitnehmer gelungen ist. Denn ein Großteil der an Rheuma Erkrankten ist im erwerbsfähigen Alter, wenn die Diagnose gestellt wird.
Heute beenden noch immer etwa 20 Prozent von ihnen innerhalb von drei Jahren ihr Arbeitsleben vorzeitig. „Aus medizinischer Sicht ist dies vermeidbar. In den weitaus meisten Fällen sind die behandelnden Rheumatologen heute in der Lage, durch eine gezielte Therapie die Arbeitsfähigkeit ihrer Patienten zu erhalten“, betonte Prof. Matthias Schneider, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Rheumazentren und Mit-Initiator des RheumaPreises.
„Wenn die Beschäftigten geeignete Unterstützung im Unternehmen erhalten, z. B. rheumagerechte Ausstattung oder flexible Arbeitszeiten, können diese Leistungen vollständig erbringen,“ ergänzte Dr. Anette Wahl-Wachendorf vom Verband der Betriebs- und Werksärzte.
Schon im zweiten Jahr des Bestehens der Initiative hat sich die Zahl der Bewerber um den RheumaPreis gegenüber dem Vorjahr auf fast 60 verdoppelt. Die Kreativität der eingereichten Konzepte begeisterten die Initiatoren und Partner des RheumaPreises.
„Die Bewerbungen zeigen eindrucksvoll, dass eine erfolgreiche Teilhabe am Arbeitsleben auch mit Rheuma möglich ist“, sagte Dr. Stefan Simianer, Medical Director beim Gesundheitsunternehmen Abbott. „Das kann maßgeblich zur Lebensqualität eines Menschen mit Rheuma beitragen. Aber auch Unternehmen profitieren, wenn durch den Erhalt der Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiter wertvolles Know-how im Betrieb bestehen bleibt. Dies wird, gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels, in Zukunft immer wichtiger werden.“
Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen begrüßt ausdrücklich beispielhafte Aktionen wie den RheumaPreis: „Initiativen dieser Art zeigen, dass Menschen mit Behinderung ihre Arbeit, wie andere auch, vollwertig erfüllen können, wenn sie geeignete Unterstützung erfahren.
Dies zu fördern ist natürlich auch ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung. Wir brauchen die berufliche Teilhabe aller in diesem Land. Damit dies gelingt, brauchen wir engagierte Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Als Politiker unterstütze ich dieses gelungene Beispiel gern“, so Hüppe.
Preisträgerin: Silke Hüser aus Lilienthal bei Bremen
„Bei meiner Bewerbung um einen neuen Arbeitsplatz habe ich gezielt nach einem Arbeitgeber gesucht, der mich aufgrund meiner Kompetenz und meines Engagements schätzt“, erklärte Preisträgerin Silke Hüser. Die Außenhandelskauffrau hatte Glück. Ihr neuer Chef entschloss sich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Da der Standort der Willi Scheuche GmbH zu weit entfernt lag, gründete ihr Vorgesetzter kurzerhand ein eigenständiges Unternehmen am Wohnort von Silke Hüser und setzte sie als Geschäftsführerin ein.
„So konnte ich bei der Auswahl des Gebäudes und der Ausstattung mitentscheiden und auf kurze Anfahrtswege, Fahrstuhl und ergonomische Einrichtung achten“, berichtete die Außenhandelskauffrau. Rheuma hindert ihrer Meinung nach nicht zwangsläufig an der Berufstätigkeit: „Es ist oft nur eine Frage des Umgangs mit der Erkrankung“, so die 38-Jährige.
Preisträgerin: Stefanie Gerhardt aus Titisee im Schwarzwald
Auch Preisträgerin Stefanie Gerhardt hat sich durch ihre Erkrankung nicht von ihren beruflichen Zielen abbringen lassen. Obwohl sie seit ihrem 14. Lebensjahr an entzündlichem Rheuma leidet, hat die Restaurant- und Hotelfachfrau eine körperlich anstrengende Ausbildungsphase gemeistert und ist heute in ihrem Traumberuf tätig.
Im elterlichen Betrieb „Gasthaus Rehwinkel“, in den sie vor Kurzem mit eingestiegen ist, wurde der Betriebsablauf so verändert, dass die 24-Jährige ohne Probleme voll mitarbeiten kann. „Auf diese Weise können auch unsere Mitarbeiter lernen, wie man mit einem Menschen mit Rheuma arbeiten kann. Berührungsängste schwinden, und wenn häufig Fragen gestellt werden, kann ich gleichzeitig Aufklärungsarbeit leisten“, sagte Stefanie Gerhardt.
Erfahrung damit hat sie bereits als Mitglied der Rheuma-Liga Baden-Württemberg gesammelt, für die sie sich ehrenamtlich engagiert. „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen“ – mit diesem Motto möchte die Preisträgerin anderen Menschen mit Rheuma Mut machen.
Preisträgerin: Hella Tietz aus Rehburg-Loccum am Steinhuder Meer
Dank der umfangreichen Unterstützung ihres Arbeitgebers kann die dritte Preisträgerin, Hella Tietz, ihren Beruf als Sozialpädagogin in den Werkstätten für behinderte Menschen der Lebenshilfe Nienburg auch mit der entzündlich-rheumatischen Erkrankung Morbus Bechterew ausüben.
„Ich konnte von Anfang an offen über meine Erkrankung sprechen“, so die 36-Jährige. Ihr wurde eine flexible Arbeitszeitplanung ermöglicht und ein ergonomischer Arbeitsplatz im Homeoffice eingerichtet, den sie bei Bedarf nutzen kann.
„Durch meine Berufstätigkeit bin ich finanziell unabhängig, ich fühle mich wertgeschätzt und kann positiv mit dem Thema Behinderung umgehen“, so die Sozialpädagogin. „Diese positive Einstellung möchte ich bei meiner Tätigkeit an andere Menschen mit Behinderungen weitergeben.“ Ihr Engagement macht Hella Tietz zu einer würdigen Trägerin des RheumaPreises 2010.
Der RheumaPreis wird 2011 fortgeführt und Anfang des kommenden Jahres erneut ausgeschrieben.
Weitere Informationen finden Sie unter www.RheumaPreis.de.
Partner des RheumaPreises
- Abbott Deutschland
- Arbeitsgemeinschaft Regionaler Kooperativer Rheumazentren (AGRZ) in der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
- Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V. (BDRh)
- Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH)
- Deutscher Verband für Physiotherapie e.V. (ZVK)
- Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)
- Kerstin Bleuel als Patientenvertreterin
Rheuma-Liga Hessen e. V. - Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW)
Ab 2011 wird auch die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) den RheumaPreis unterstützen.
Quelle: Pressemitteilung Organisationsbüro RheumaPreis, Bianca Eichner