RheumaPreis für gelungene berufliche Einbindung verliehen - Initiative prämiert Konzepte für den Erhalt der Arbeitsfähigkeit bei Rheuma
Glückliche Gesichter im Heidelberger Portland-Forum: Drei Berufstätige mit Rheuma sind am 26. September 2012 bei einer feierlichen Preisverleihung mit dem RheumaPreis 2012 ausgezeichnet worden. Carolin Tillmann, Sina Harders und Raymund Vogl-Hainthaler erhielten den Preis als Anerkennung für ihre außergewöhnlichen Ideen und Wege, mit denen ihnen eine erfolgreiche Berufstätigkeit mit Rheuma gelungen ist. Geehrt wurden auch ihre Arbeitgeber, die Philipps-Universität Marburg, die REWE West und die Siltronic AG, die bemerkenswertes Engagement für Arbeitnehmer mit Rheuma bewiesen hatten.
Die RheumaPreis-Verleihung im Beisein von Gästen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Gesundheitswesen stand in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft von Gerd Weimer, dem Beauftragten der baden-württembergischen Landesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen.
„Die Geschichten der RheumaPreis-Gewinner zeigen eindrucksvoll, was sich durch gemeinschaftliches Engagement von Arbeitgeber und Arbeitnehmer erreichen lässt. Möglich ist dies nur durch Offenheit und Flexibilität auf beiden Seiten, wozu der RheumaPreis in vorbildlicher Weise anregt“, würdigte Weimer den RheumaPreis.
Mehr Mut zur Nachahmung gefordert
Die Initiative RheumaPreis, bei der sich Patientenorganisationen, Berufsverbände und ein Gesundheitsunternehmen engagieren, verleiht den Preis seit 2009 jährlich an Arbeitnehmer und Arbeitgeber für ihren partnerschaftlichen Einsatz zum Erhalt der Berufstätigkeit mit Rheuma.
Das Ziel ist, Beispiele gelungener beruflicher Einbindung öffentlich zu machen und so zu zeigen, dass arbeiten auch mit Rheuma möglich ist. „Die berufliche Situation von Menschen mit Rheuma kann sich nur dann verbessern, wenn die Öffentlichkeit mehr über rheumatische Erkrankungen weiß“, sagte während der Preisverleihung Prof. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga und Partnerin beim RheumaPreis.
Alexander Würfel, Geschäftsführer von Abbott Deutschland, betont: „Die Beispiele der Preisträger und ihrer Arbeitgeber zeigen auch, wie Unternehmen das Engagement von Mitarbeitern mit chronischen Erkrankungen zugutekommt, wenn sich diese entsprechend ihrer Fähigkeiten in ihrem Arbeitsumfeld einbringen können. Wir wollen andere Arbeitgeber ermutigen, den guten Beispielen zu folgen.“ Das Gesundheitsunternehmen Abbott ist ebenfalls Partner beim RheumaPreis und Sponsor des Preisgelds. Aus 72 Bewerbungen wählte die Jury drei Preisträger aus, die die Würdigung mehr als verdient haben:
Preisträgerin Carolin Tillmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg:
„Menschen mit Erkrankungen wie Rheuma brauchen kein Mitleid, sondern eine faire Chance, sich am Arbeitsmarkt – soweit gesundheitlich möglich – beteiligen zu können“, sagt Preisträgerin Carolin Tillmann. Die 34-Jährige, die seit einigen Jahren die chronische Erkrankung systemischer Lupus erythematodes hat, erhielt diese Chance am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Dort wurde ihr Arbeitsplatz so gestaltet, dass sie ihr Potenzial voll ausschöpfen kann: Ein automatischer Türöffner, eine leichtgängige Tastatur und PC-Maus machen tägliche Handgriffe leichter, ein Behindertenparkplatz verkürzt die Wege ins Büro.
„Die Arbeit ist mein Lebensmotor und schenkt mir Lebensqualität“ – Die Preisträgerin ist überzeugt, dass chronisch kranke Mitarbeiter eine Bereicherung für Arbeitgeber sein können, da sie sehr motiviert sind und um ihren Platz gekämpft haben. „Krankheit ist kein ausschließlich individuelles Problem, sondern der Umgang damit ist eine gesellschaftliche Angelegenheit“, sagt Carolin Tillmann.
Preisträgerin Sina Harders, Verkaufsleiterin bei der REWE West:
Ähnlich sieht das auch die zweite Preisträgerin Sina Harders, bei der im Alter von 24 Jahren eine rheumatoide Arthritis festgestellt wurde: „Wer etwas will, findet einen Weg“ ist ihr Motto, mit dem sie vor allem jüngeren Menschen Mut machen möchte. Ihr Beispiel zeigt deutlich, dass Krankheit beruflichem Erfolg nicht im Wege stehen muss.
Die heute 47-Jährige ist regionale Verkaufsleiterin der REWE-Vertriebslinie „nahkauf“ und für etwa 25 Mitarbeiter verantwortlich. „Mir kommt zugute, dass ich meinen Arbeitsplatz relativ frei gestalten und meine Arbeitszeiten flexibel einteilen kann“, sagt die Bornheimerin. Ihr Arbeitgeber war von Anfang an über ihre Erkrankung informiert und ließ es nicht an Unterstützung fehlen, so die Preisträgerin: „Die REWE West geht auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter ein und zeigt ihnen, dass sie geschätzt werden.“ Sina Harders ist der Ansicht, dass der Erkrankung im täglichen Leben kein zu hoher Stellenwert eingeräumt werden sollte. „Mir ist wichtig, auch mit einer chronischen Erkrankung mein Leben aktiv zu gestalten, im Beruflichen wie im Privaten“, betont die RheumaPreis-Trägerin.
Preisträger Raymund Vogl-Hainthaler, Chemiewerker bei der Siltronic AG:
Beruflich und privat äußerst aktiv ist auch Raymund Vogl-Hainthaler, der seit 25 Jahren an Morbus Bechterew leidet, einer Erkrankung, die häufig mit Versteifungen der Wirbelsäule einhergeht. Neben seiner Arbeit als Chemiewerker engagiert sich der Familienvater ehrenamtlich in seiner Gemeinde, im Elternbeirat und in verschiedenen politischen Gremien.
Sein Rat an andere Menschen mit chronischen Erkrankungen lautet deshalb auch: „Bloß nicht zurückziehen, sondern rausgehen.“ Der 50-Jährige ist seit 25 Jahren bei der Siltronic AG, Burghausen, beschäftigt und wird dort aufgrund seiner Erfahrung hoch geschätzt. Gemeinsam mit der Betriebsärztin wurden dort die Arbeitsabläufe und -bedingungen so angepasst, dass Raymund Vogl-Hainthaler seine Tätigkeiten leichter ausführen kann. „Die Arbeit hat einen großen Anteil am psychischen und physischen Wohlergehen und hält mich fit“, sagt der Chemiewerker und wünscht sich, dass er noch viele Jahre berufstätig sein kann.
Initiatoren und Partner des RheumaPreises
Abbott Deutschland
Arbeitsgemeinschaft Regionaler Kooperativer Rheumazentren (AGRZ) in der Deutschen
Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V. (BDRh)
Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH)
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.
Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB)
Deutscher Verband für Physiotherapie e.V. (ZVK)
Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)
Kerstin Bleuel als Patientenvertreterin
Kinder-Rheumastiftung
Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft e.V.
Rheuma-Liga Hessen e. V.
Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW)
Quelle: Pressemitteilung
Organisationsbüro RheumaPreis
Anja Pottebaum
Weitere Informationen zum RheumaPreis bei rheuma-online:
Montag, 30.01.2012
Rheuma und mitten im Berufsleben? Jetzt bewerben um den RheumaPreis 2012
Dienstag, 01.03.2011
RheumaPreis 2011 – Bewerbungszeitraum beginnt jetzt!
Montag, 13.09.2010
RheumaPreis zum zweiten Mal verliehen - Prämierte Konzepte zeigen: Erfolg in der Arbeitswelt auch mit Rheuma möglich
Samstag, 25.07.2009
„RheumaPreis – Aktiv mit rheuma am Arbeitsplatz"