RheumaPreis an drei Berufstätige mit Rheuma verliehen - Initiative prämiert vorbildliche Lösungen zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit
Drei Berufstätige mit Rheuma sind am 20. September in Frankfurt mit dem RheumaPreis 2011 ausgezeichnet worden. Franziska Kleinmagd, Elke Kasper und Daniel Bubel erhielten den mit 3.000 Euro dotierten RheumaPreis für ihren besonderen Weg, mit dem sie ihre Berufstätigkeit auch mit Rheuma erfolgreich fortgesetzt haben. Gemeinsam mit ihnen wurden ihre Arbeitgeber, die BASF, die Firma Orgelbau Eisenbarth und die Goethe-Universität, für ihr bemerkenswertes Engagement für Arbeitnehmer mit Rheuma geehrt.
Seit 2009 zeichnet die Initiative RheumaPreis Arbeitnehmer und Arbeitgeber aus, die partnerschaftlich Lösungen entwickelt haben, durch die Menschen mit Rheuma im Berufsleben verbleiben können. Berufsverbände, Patientenorganisationen und -vertreter, ein behördlicher Verband und ein Gesundheitsunternehmen engagieren sich bei der Initiative, die in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft des Hessischen Sozialministers Stefan Grüttner steht.
„Mit dem RheumaPreis werden Personen und Unternehmen gewürdigt, die als Vorbilder wirken. Denn gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft umfasst auch die Aufgabe, Menschen mit einer chronischen Erkrankung zu ermöglichen, am Arbeitsleben teilzunehmen“, erklärte Minister Grüttner. „Der RheumaPreis trägt durch sein öffentliches Wirken dazu bei. Daher habe ich gerne die Schirmherrschaft über die diesjährige Verleihung übernommen.“
Die beruflichen Chancen von Menschen mit Rheuma zu verbessern, zählt zu den Hauptzielen der Initiative RheumaPreis. „Vielfach ist noch immer nicht bekannt, dass Rheuma auch jüngere Menschen betrifft, die noch am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Deshalb ist es umso wichtiger, zu zeigen, dass auch mit Rheuma im Beruf viel erreicht werden kann. Denn die medizinischen Möglichkeiten, dies zu gewährleisten, sind heute gegeben“, sagte Ludwig Hammel, Geschäftsführer Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. und Partner beim RheumaPreis.
Auch Unternehmen profitieren von einem partnerschaftlichen Umgang mit der Erkrankung Rheuma: „Wir sind offen dafür, auch Menschen mit chronischen Erkrankungen einzustellen und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Denn wir können viel von ihnen lernen“, erklärte Alexander Würfel, Geschäftsführer des Gesundheitsunter-nehmens Abbott Deutschland, das die Initiative als Partner unterstützt.
Im dritten Jahr seines Bestehens erfährt der RheumaPreis wachsenden Zuspruch. 2011 traten ihm mit der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband, der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew und der Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft drei große Patientenorganisationen bei. Außerdem kam die Kinder-Rheumastiftung hinzu, so dass sich mittlerweile 13 Partner engagieren und auch die Jury für die Auswahl der Preisträger bilden. Die Wahl unter den über 70 eingesandten kreativen Bewerbungen zu treffen, war für die Jury nicht leicht.
Preisträgerin: Franziska Kleinmagd, Duale Studentin „Kooperatives Ingenieurstudium Maschinenbau“
„Trotz Rheuma ist – fast – alles möglich“, beschreibt Franziska Kleinmagd ihre Lebenseinstellung. Die 21-Jährige leidet seit ihrer Kindheit an Psoriasis-Arthritis, einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, die häufig mit einer Schuppenflechte einher geht.
Nach dem Abitur entschied sie sich für ein duales Studium, das eine Ausbildung zur Mechatronikerin mit einem praxisorientierten Maschinenbau-Studium verbindet. Bei der BASF in Ludwigshafen fand sie gute Arbeitsbedingungen und Unterstützung durch ihre Vorgesetzten.
„Das Arbeitsklima verbindet ‚fordern und fördern‘ sehr gut miteinander. Sollte ich Gelenkprobleme haben oder eine Pause brauchen, kann ich in unseren Arbeitsraum gehen und theoretische Arbeit im Sitzen ausführen“, sagt Franziska Kleinmagd. „Diese flexible Arbeitszeitregelung und die Möglichkeit, Arzttermine flexibel wahrnehmen zu können, sind für mich sehr wertvoll und ein gutes Beispiel, dass man mit wenig Aufwand viel erreichen kann“, so die RheumaPreis-Trägerin, die sich ehrenamtlich in der Rheuma-Liga engagiert.
Preisträgerin: Elke Kasper, Orgelbauerin
Aufgrund ihrer Erkrankung an Morbus Bechterew, einer Form von entzündlichem Rheuma, musste Elke Kasper ihren Traumjob im Orgelbau schon kurz nach ihrer Ausbildung wieder aufgeben. Nach dem Fachabitur und einer Umschulung zur Hörgeräteakustikerin brachte eine Umstellung der Therapie jedoch eine deutliche Besserung der Beschwerden.
Als die 33-Jährige erfuhr, dass ihr alter Arbeitgeber einen Orgelbauer sucht, überlegte sie nicht lange: „Mich hat dieser fantastische Beruf nie losgelassen und so suchte ich das Gespräch mit meinem ehemaligen Chef.“ Gemeinsam entwickelten sie eine Strategie, die es ihr möglich machte, wieder als Orgelbauerin tätig zu sein.
Für sie wurde die Stelle neu konzipiert: Sie übernahm aus allen Bereichen jene ‚Kleinarbeiten‘, die handwerkliches Geschick erfordern. „Schwere körperliche Arbeit und Außendienst in kalten, feuchten Kirchen sind nun passé“, berichtet Elke Kasper. Ihre Beharrlichkeit, mit der sie an ihrem Traumberuf festgehalten hat, begeisterte die RheumaPreis-Jury, die der Passauerin den RheumaPreis 2011 verlieh.
Preisträger: Daniel Bubel, Jurist
„Man sollte das Leben nicht von der Krankheit bestimmen lassen, sondern selbst darüber bestimmen“, findet Daniel Bubel, der ebenfalls an Morbus Bechterew erkrankt ist. Der 29-jährige Jurist ging daher offen mit seiner Erkrankung um und sprach auch mit seinen Vorgesetzten und Kollegen in seiner ersten beruflichen Station, einer großen Anwaltskanzlei, darüber.
Diese Offenheit zahlte sich aus. Er erhielt spezielles Büro-Equipment wie einen modernen ergonomischen Bürostuhl, ein Stehpult, Spezialbeleuchtung und einen Luftbefeuchter ebenso wie ein Einzelbüro und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.
„Je besser das Umfeld aufgeklärt ist, je offener man darüber redet, umso größer ist das Verständnis für eine chronische Erkrankung“, so Bubels Erfahrung. Diese Einstellung überzeugte auch die Jury, die Daniel Bubel mit dem RheumaPreis 2011 auszeichnete.
Anfang des kommenden Jahres wird der RheumaPreis erneut ausgeschrieben. Bewerbungsmodalitäten und weitere Informationen sind erhältlich unter www.RheumaPreis.de.
Initiatoren und Partner des RheumaPreises
Abbott Deutschland
Arbeitsgemeinschaft Regionaler Kooperativer Rheumazentren (AGRZ) in der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V. (BDRh)
Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH)
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.
Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB)
Deutscher Verband für Physiotherapie e.V. (ZVK)
Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)
Kerstin Bleuel als Patientenvertreterin
Kinder-Rheumastiftung
Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft e.V.
Rheuma-Liga Hessen e. V.
Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW)