Rheumaorthopädisches Komplikationsregister mit neuen Empfehlungen: Infektionen und Rheumaschübe bei Gelenkersatz-OP verhindern
Bochum – Etwa jeder vierte Patient mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen erhält nach zehn Jahren Krankheitsdauer ein künstliches Gelenk. Doch vor allem bei Menschen mit Rheuma kommt es bei einer Gelenkersatz-Operation immer wieder zu Komplikationen.
Denn Rheuma-Medikamente beeinflussen das körpereigene Abwehrsystem und steigern daher das Risiko für Wundheilungsstörungen und Infektionen. Werden sie jedoch abgesetzt, drohen schmerzhafte rheumatische Schübe.
Für das Standardmedikament Methotrexat liegen verbindliche Empfehlungen zur Dosierung vor einer Operation vor – nicht jedoch für die neue Medikamentengruppe gentechnisch erzeugter Biologika. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) hat daher das „rheumaorthopädische Komplikationsregister“ gegründet.
Neue Medikamente wie etwa Biologika, aber auch die mittlerweile konsequente Anwendung der klassischen Basistherapeutika, haben den Krankheitsverlauf bei Patienten mit entzündlichem Rheuma deutlich verbessert. „Rheumatische Entzündungen der Gelenke verlaufen weniger aggressiv als noch vor zehn Jahren“, erklärt Privatdozent Dr. med. Klaus Schmidt, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh).
Wucherndes Gewebe zerstöre jetzt seltener mehrere Gelenke gleichzeitig, so dass Ärzte es nur noch bei etwa zehn Prozent der Patienten operativ oder mittels radioaktiver oder chemischer Substanzen entfernen müssten, sagt der stellvertretende ärztliche Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumaorthopädie am Katholischen Krankenhaus Dortmund-West. Noch vor zehn Jahren erfolgten diese Eingriffe mehr als doppelt so häufig. Der operative Gelenkersatz wurde somit zur häufigsten rheumaorthopädischen Eingriffsart. „Gerade dieser Eingriff führt bei Rheuma-Patienten häufiger zu Komplikationen.“
Grund hierfür ist, dass Rheuma-Medikamente das Immunsystem unterdrücken, um schmerzhafte Entzündungen der Gelenke zu reduzieren. Doch das stört die Wundheilung nach der Operation. Deshalb galt lange Zeit, Rheuma-Medikamente vor einem Eingriff abzusetzen. Dies führte jedoch zu Rheumaschüben, die Gelenke und Gewebe zusätzlich schädigen.
„Mittlerweile empfehlen wir, das klassische Basistherapeutikum Methotrexat bei den meisten Operationen weiter einzunehmen“, erläutert Schmidt. Bei Biologika sei die Datenlage noch unsicher: „Daher gilt bislang die Empfehlung diese vor Operationen abzusetzen, selbst wenn das erneut Rheumaschübe verursacht“, so der Experte im Vorfeld des DGRh-Kongress.
Um zeitnah Behandlungsempfehlung für Biologika zu erarbeiten, hat die DGORh im vergangenen Jahr das rheumaorthopädische Komplikationsregister eingerichtet. Beteiligt daran sind derzeit vier Krankenhäuser, mit jährlich bis zu 500 Operationen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. „Nach vollständiger Auswertung können wir auch für Biologika verbindliche Empfehlungen aussprechen und somit Rheumaschübe und schwerwiegende Infektionen bei Operationen vermeiden“, prognostiziert Schmidt.
40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
mit der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie und der 22. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie
19. bis 22. September 2012, RuhrCongress Bochum
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Quelle: Pressemitteilung
Kathrin Gießelmann/Christina Seddig
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Kongress-Pressestelle