Rheumakranke Kinder: Impfungen wichtig!
Rheumakranke Kinder brauchen Schutz vor Infektionskrankheiten. Denn ihr Abwehrsystem ist oft durch die Erkrankung und Medikamente geschwächt. Impfempfehlungen für diese Kinder fehlen jedoch – was dazu führt, dass ihnen auch der Impfschutz oft fehlt. Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie vom 24. bis zum 27. September 2008 in Berlin stellten Experten den aktuellen Stand zu Risiken und Wirkungen von Impfstoffen bei Kindern mit Rheuma vor.
Der Nutzen überwiegt das Risiko - so das generelle Fazit des Symposiums „Impfungen und anti-rheumatische Therapie“ am 26. September 2008 auf dem Berliner Rheumatologen-Kongress.
Impfungen haben dazu geführt, dass einige Infektionskrankheiten wie etwa Pocken oder Kinderlähmung weitgehend ausgerottet sind. Trotz dieses Erfolges sinkt die Bereitschaft in der Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Dies betrifft insbesondere auch für rheumakranke Kinder.
Jedes dritte rheumakranke Kind ist unzureichend geimpft. Dies gilt sogar für Standardimpfungen wie Tetanus und Diphtherie. „Die Öffentlichkeit unterschätzt heute die Gefahr von Infektionskrankheiten“, vermutet Dr. med. Kirsten Minden, Schriftführerin der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR).
Niedrige Impfraten bei Kindern mit Rheuma haben noch andere Ursachen: Einzelne Fallberichte weisen darauf hin, dass Impfungen eine rheumatische Erkrankung verschlechtern oder auslösen können.
Die meisten Nebenwirkungen, die im Zuge einer Impfung auftreten – wie etwa Gelenkschmerzen oder -schwellungen – wären jedoch mild und vorübergehend, erklärt Dr. Minden.
Bei einigen Kindern ist das Abwehrsystem durch Medikamente oder eine Krankheit wie etwa eine juvenile rheumatoide Arthritis unterdrückt. Deshalb sind sie besonders anfällig für Infektionskrankheiten. Schutzimpfungen wären für sie daher sehr wichtig.
„Nutzen und Risiko einer Impfung rheumakranker Kinder müssen abgewogen werden“, rät die Kinder- und Jugendrheumatologin vom Sozialpädiatrischen Zentrum der Universitäts-Kinderklinik der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Aktuelle Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfungen bei rheumakranken Kinder prüfen, sprechen für das Impfen.
Forscher testeten beispielsweise den Lebendimpfstoff gegen Masern, Röteln und Mumps (MMR) bei Kindern mit Gelenkrheuma.
Lebendimpfstoffe enthalten abgeschwächte Erreger. Die MMR-Impfung war dennoch verträglich und wirksam.
„Nach aktuellem Stand des Wissens überwiegt der Nutzen von Impfungen auch oder gerade für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen“, betont Dr. Minden.
Sie rät Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen, daher die allgemeinen Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) einzuhalten – solange dies der Gesundheitszustand ihres Kindes zulässt. Befindet sich das rheumakranke Kind in einem Krankheitsschub oder nimmt bestimmte Medikamente ein, die die Immunabwehr in besonders starkem Maße beeinträchtigen, empfiehlt Minden, auf Lebendimpfstoffe zu verzichten. Dies muß dann im einzelnen mit dem behandelnden Kinderrheumatologen abgestimmt werden.
Quelle:
Symposium „Impfungen und anti-rheumatische Therapie“ am 26. September 2008 auf der 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Berlin.
Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie