Rheuma: Dem Kinderwunsch steht meist nichts entgegen - Wie Patientinnen Schwangerschafts-Komplikationen vermeiden
Immer noch bekommen mehr als die Hälfte der Frauen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen weniger Kinder als ursprünglich geplant. Denn eine Schwangerschaft kann bei ihnen problematischer verlaufen als bei gesunden Frauen. So erleiden Patientinnen mit Gelenkrheuma – rheumatoide Arthritis (RA) – fast doppelt so häufig eine Frühgeburt oder bringen ein Kind mit niedrigem Geburtsgewicht zur Welt. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Lebendgeburten dank neuer Erkenntnisse in den letzten Jahren deutlich verbessert.
Wie sich Rheumapatientinnen ihren Kinderwunsch möglichst komplikationsfrei erfüllen, ist Thema einer Pressekonferenz am 19. September 2013 auf dem 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Dieser findet vom 18. bis 21. September 2013 in Mannheim statt
Mehr als 20 Prozent der Frauen mit RA – der häufigsten entzündlich rheumatischen Erkrankung – erhalten die Diagnose vor dem ersten Kind. „Die meisten Frauen mit Rheuma müssen auf Kinder aber nicht verzichten“, sagt die Rheumatologin Dr. med. Rebecca Fischer-Betz, Sprecherin des DGRh-Arbeitskreises ‚Schwangerschaft und rheumatische Erkrankungen‘. Der Zeitpunkt einer Schwangerschaft sollte jedoch gut geplant sein: „Wir empfehlen eine Phase, in der die Erkrankung stabil ist.“
Wichtig ist eine Überprüfung der Medikation. Einige Antirheumatika müssen vor der Schwangerschaft aufgrund erhöhter Risiken für kindliche Fehlbildungen abgesetzt werden, beispielsweise Methotrexat. Kortison darf zwar in der Schwangerschaft eingesetzt werden, bei dauerhaft höheren Dosierungen können jedoch negative Effekte für die Mutter beziehungs-weise den Schwangerschaftsverlauf eintreten. „Zudem liegen uns aus Registern erste Daten zum Einsatz neuerer Therapieformen wie den Biologika bei Kinderwunsch vor“, kündigt die Oberärztin vom Universitätsklinikum Düsseldorf im Vorfeld des DGRh-Kongresses an. Aufgabe des Rheumatologen sei es, Nutzen und Risiken dieser Arzneimittel abzuwägen und gegebenenfalls umzustellen. „Je besser Frauen mit Rheuma medikamentös eingestellt sind, desto weniger Erkrankungsschübe und Komplikationen erleben sie in der Schwangerschaft.“
Einige Frauen benötigen während der Schwangerschaft sogar weniger Medikamente. Denn bei der RA verbessert sich der Krankheitsverlauf in der Schwangerschaft bei etwa 60 Prozent. Allerdings tritt bei 90 Prozent nach der Geburt eine Verschlechterung ein.
Ganz anders gestaltet es sich hingegen bei Patientinnen mit Systemischem Lupus Erythematodes (SLE), der sogenannten Schmetterlingserkrankung. „Bei 30 bis 40 Prozent treten während einer Schwangerschaft Krankheitsschübe auf“, so Fischer-Betz. Dies betrifft besonders Frauen mit einer Nierenbeteiligung. Außerdem ist bei SLE das Risiko für Fehlgeburten, Schwangerschaftsvergiftungen und Frühgeburten etwa drei Mal höher als bei gesunden Frauen. Betroffene sollten eine Schwangerschaft besonders sorgfältig planen und einen Zeitraum wählen, in der die Erkrankung nicht aktiv sei, empfiehlt die Rheumatologin. Während der Schwangerschaft seien regelmäßige Kontrollen bei einem Rheumatologen notwendig.
So sei es nicht zuletzt durch verbesserte Planung gelungen, die Anzahl der Lebendgeburten seit Ende der 1990er Jahre von 60 auf derzeit 85 bis 90 Prozent zu verbessern, betont sie. Wie Rheumapatientinnen ihre Schwangerschaft sicher planen, erklären Experten auf der DGRh-Kongress-Pressekonferenz am 19. September 2013 von 11 bis 12 Uhr in Mannheim.
Quellen:
Redemanuskript zur Pressekonferenz
Fischer-Betz R. Rheumatische Erkrankungen in der Schwangerschaft. Internist (Berl). 2012;53(9):1047–53