Remission ist mehr als klinische Remission
Das neue, ehrgeizige Therapieziel in der Rheumatologie heißt Remission. Dies bedeutet nicht nur eine Kontrolle der Symptome, sondern einen Stillstand der Erkrankung. Neue Techniken der Bildgebung können die Verlaufskontrolle verbessern, so die Botschaft eines Symposiums auf dem EULAR 2007 in Barcelona.
Für die Therapie der rheumatoiden Arthritis hat die moderne Rheumatologie ein ehrgeiziges Behandlungsziel formuliert. Das Erreichen einer Remission gilt nun als das Maß der Dinge. Als Beurteilungskriterien werden hierfür zum einen klinische Parameter, zum anderen radiologische Parameter (Röntgenuntersuchungen) herangezogen.
Zur Messung der klinischen Aktivität ist in Europa am weitesten der DAS-28 (Disease Activity Score) verbreitet, der neben CRP oder BSG und Abschätzung der globalen Krankheitsaktivität bzw. des Gesundheitszustandes die Druckschmerzempfindlichkeit und das Vorhandensein von Schwellungen an insgesamt 28 Gelenken zu Grunde legt.
Die Kontrolle der klinischen Aktivität – die klinische Remission – ist jedoch noch keine Garantie für einen Stop der radiologischen Progression, der im Röntgenbild sichtbaren, entzündlich bedingten Gelenkzerstörung. Deshalb sind auch bildgebende Verfahrungen notwendig.
Üblicherweise wird dazu die „klassische Röntgenaufnahme“ eingesetzt. Neue Techniken der Bildgebung können aber einen besseren und vor allem frühzeitigen Einblick in die entzündlichen Prozesse am Gelenk geben.
In der Diagnostik und Verlaufskontrolle der rheumatoiden Arthritis gewinnt die Arthrosonographie (Ultraschall-Untersuchung von Gelenken) immer mehr an Bedeutung, da sie unter anderem in der Lage ist, durch ihren hohen Weichteilkontrast exsudative und proliferative Veränderungen an der Synovialis aufzuzeigen, d.h. nicht nur Gelenkergüsse, sondern auch die tumorartigen Wucherungen der Gelenkinnenhaut darzustellen.
Oberflächlich liegende Knorpel-Knochen-Läsionen oder Erosionen können sonographisch frühzeitiger als mit der konventionellen Röntgendiagnostik erfasst werden. Entzündliche Veränderungen lassen sich im Frühstadium der Erkrankung besonders sensitiv mit Hilfe der Dopplersonographie und Power-Dopplersonographie differenzieren.
Neuere Studien belegen jetzt den Vorteil des Einsatzes von Ultraschallkontrastverstärkern in der Beurteilung der Entzündungsaktivität synovialitischer Prozesse, d.h. der entzündlichen Veränderungen direkt im Gelenk, insbesondere im Bereich der Gelenkinnenhaut.
Über diesen Fortschritt wurde auf dem diesjährigen EULAR-Kongreß der europäischen Rheumatologen in Barcelona informiert und diskutiert.
Privat-Dozentin Dr. Marina Backhaus von der Berliner Charité und wissenschaftliche Leiterin der von Abbott Immunology unterstützten Initiative RemissionPLUS: „Mit Hilfe dieser Methode kann ein funktionelles Abbild der synovialen Vaskularisation und damit der Krankheitsaktivität gewonnen werden“, oder übersetzt: Die neuen Techniken ermöglichen es, die Durchblutungssituation bzw. Gefäßsituation in der Gelenkinnenhaut darzustellen. Da eine Entzündung durch eine vermehrte Gefäßbildung und stärkere Durchblutung gekennzeichnet ist, kann auf diese Weise das Ausmaß der Entzündung recht genau erfaßt werden.
Heute würden insbesondere Echosignalverstärker der zweiten Generation eingesetzt, die viele Vorteile böten. Der Einsatz des kontrastmittelverstärkten Ultraschalls gestatte dabei eine bessere Differenzierung zwischen exsudativen und proliferativen Prozessen an der Synovialis (Ergußbildung und Gewebswucherung, s.o.) und führe damit insgesamt zu einer besseren Einschätzung des entzündlichen Geschehens im rheumatischen Gelenk.
Diese bessere Unterscheidbarkeit ist auch eine große Hilfestellung bei der Beurteilung der Wirksamkeit neuer, hocheffektiver Therapieoptionen in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis, beispielsweise mit Tumor-Nekrose-Faktor-alpha-Blockern (TNF-alpha-Blockern) oder anderen biotechnologisch hergestellten Substanzen.
Für den Einsatz von Echoverstärkern in der Sonographie spricht nach Darstellung der Expertin, dass er patientenfreundlich und darüber hinaus kostengünstiger als MRT-(Kernspin-Tomographie)-Kontrastmittel ist. Ein weiterer Vorteil der echoverstärkten Sonographie: das Kontrastmittel verlässt die Blutgefäße nicht und reichert sich demnach auch nicht in der Synovialflüssigkeit oder dem Gewebe an.
Mit der echoverstärkten Sonographie steht somit ein modernes und praktikables Verfahren zur Verfügung, das eine gute Differenzierung und qualitative als auch quantitative Einschätzung der Gelenkentzündung gestattet.
Referenzen:
M. Backhaus Department of Rheumatology and Clinical Immunology, Charité University Hospital, Berlin, Germany
[2007] [SP0029] NEW ASPECTS OF ULTRASOUND CONTRAST AGENT TO EVALUATE RHEUMATIC DISEASES
Ann Rheum Dis 2007;66(Suppl II):10
2007] [SP0086] NEW ASPECTS OF ULTRASOUND CONTRAST AGENT TO EVALUATE RHEUMATIC DISEASES
Ann Rheum Dis 2007;66(Suppl II):26