Rauchen erhöht das Risiko einer rheumatoiden Arthritis - insbesondere bei einer bestimmten genetischen Konstellation
Das Risiko einer seropositiven rheumatoiden Arthritis ist bei Rauchern, die gleichzeitig ein bestimmtes genetisches Merkmal (HLA-DR shared epitope) aufweisen 16 mal höher, als bei nichtrauchenden Personen ohne diesee genetische Konstellation.
Dass Rauchen ein wichtiger Umweltfaktor darstellt, der das Risiko einer rheumatoiden Arthritis erhöht, ist seit längerem bekannt. Neu ist hingegen die Entdeckung, dass sich dieses Risiko drastisch erhöht, wenn gleichzeitig ein bestimmtes genetisches Merkmal vorhanden ist. Es handelt sich dabei um das sogenannte HLA-DR shared epitope - kurz SE - das entweder einfach oder doppelt auf den weißen Blutkörperchen vertreten sein kann.
Eine schwedische Arbeitsgruppe um Dr. L. Padvukov vom Karolinska Institut in Stockholm untersuchte bei
858 Patienten mit neu aufgetretener rheumatoider Arthritis zum einen die Rauchgewohnheiten und zum anderen das Vorhandensein des SE. In die Studie wurden nur Personen aufgenommen, die entweder aktuelle Raucher waren oder niemals geraucht hatten. Ehemalige Raucher wurden ausgeschlossen. Verglich man dies Teilnehmer dieser Studie mit gesunden Personen aus der Bevölkerung , so lies sich Folgendes feststellen: Rauchende Personen mit einem doppelten SE trugen ein 16fach erhöhtes Risiko, an eine rheumatoiden Arthritis zu erkranken, als Nichtraucher ohne SE.. Bei Rauchern, bei denen das SE nur einfach vorhanden war, lag das Risiko einer rheumatoiden Arthritis immerhin noch 7.5 mal höher als bei Nichtrauchern ohne SE. Nichtraucher mit SE trugen ein Risiko von 2.8, während sich bei Rauchern ohne SE ein Risiko von 2.4 einstellte.
Diese Untersuchungen zeigen deutlich, wie genetische Faktoren und Umwelteinflüsse bei der Entstehung einer rheumatoiden Arthritis zusammenwirken.
Intersessanterweise galt dies nur für das Risiko einer seropositiven rheumatoiden Arthritis, also einer Arthritis mit nachweisbarem Rheumafaktor. Auf die Entwicklung einer seronegativen Arthritis wirkte sich weder das Rauchverhalten noch das Vorhandensein des SE aus. Warum dies so ist bleibt im Augenblick unklar. Die Wissenschaftler erklären sich dieses Phänomen am ehesten damit, dass es sich um verschiedene Krankheitsbilder mit gleichen Symptomen handeln könnte. Sie halten es daher für ratsam, vorallem in Studiensituationen Patienten mit seropositiver und seronegativer RA getrennt zu betrachten. Ein weiterer interessanter Ansatzpunkt der sich aus den vorliegenden Daten ergibt, wäre die Frage, wie sich die rheumatoide Arthritis von Rauchern entwickelt, die das Rauchen einstellen.
Alles in allem bleibt die Botschaft, wie ungesund das Rauchen ist, nicht nur hinsichtlich der Lunge und der Blutgefäße, sondern auch in Bezug auf intakte Gelenke.
Literatur:
1. Padyukov L, Silva C, Stolt P, et al. A gene-environment interaction between smoking and shared epitope genes in HLA-DR provides a high risk of seropositive rheumatoid arthritis. Arthritis Rheum 2004; 50:3085-3092.
2. Stolt P, Bengtsson C, Nordmark B, et al. Quantification of the influence of cigarette smoking on rheumatoid arthritis: results from a population based case-control study, using incident cases. Ann Rheum Dis 2003; 62:835-841.