Rasanter-Anstieg von Antibiotika-Resistenzen
Wer unter einem Harnwegsinfekt oder unter einer Bronchitis leidet, der fühlt sich oftmals auf der sicheren Seite, wenn er vom Arzt ein Antibiotikum verschrieben bekommt. Doch der leichtfertige Umgang mit diesen Medikamenten kann ernste Folgen haben: Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen wie beispielsweise der so genannte Krankenhauskeim MRSA.
Weltweit ist zu beobachten, dass Antibiotika zunehmend ihre Wirkung verlieren und immer mehr Erreger resistent gegen Antibiotika werden. In Europa sterben jedes Jahr 25.000 Menschen infolge einer Antibiotika-Resistenz. Der weltweit übermäßige und unsachgemäße Gebrauch von Antibiotika trägt entscheidend zu dieser Entwicklung bei.
In Deutschland erhielten im Jahr 2011 etwa 38 Millionen gesetzlich Versicherte Antibiotika. In anderen Ländern im europäischen Raum ist der Antibiotikaverbrauch Studien zufolge 2,5 Mal höher als in Deutschland. Anlässlich des Europäischen Antibiotikatages in dieser Woche mahnte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu einem umsichtigen Einsatz der Medikamente.
Im Jahr 2008 hat die Bundesregierung die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie "DART" auf den Weg gebracht. Die für Gesundheit, Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Forschung verantwortlichen Bundesressorts haben darin die Ziele und Maßnahmen festgelegt, durch die ein sachgemäßer Einsatz von Antibiotika erreicht und die Hygiene in den Einrichtungen der Gesundheitsversorgung verbessert wird.
Auch die Apotheken klären über einen sachgemäßen Umgang mit Antibiotika auf und bieten Patienten einen Flyer mit dem Titel "Sieben Tipps für den richtigen Umgang mit Antibiotika" an:
1. Antibiotika sollten ausschließlich nach ärztlicher Verordnung angewendet werden.
2. Antibiotika sollten so lange und in der Dosierung eingenommen werden, wie vom Arzt vorgesehen.
3. Apotheker informieren Patienten über Wechselwirkungen und geben Einnahmehinweise. Einige Antibiotika werden durch Kalzium in ihrer Wirkung gestört. Sie sollten deshalb nicht mit Milch oder kalziumreichen Mineralwässern eingenommen werden. Idealerweise nimmt man die Tabletten mit einem großen Glas Wasser ein.
4. Reste von Antibiotika sollten nicht aufgehoben oder von Patienten bei der nächsten Infektion auf eigene Faust eingenommen werden.
5. Ärztlich verordnete Antibiotika sollten nicht an andere Patienten weitergegeben werden.
6. Antibiotika sollten über den Hausmüll entsorgt werden, aber nicht über die Toilette oder das Waschbecken. Die Entsorgung von Antibiotika über das Abwasser verbreitet die Substanzen in die Umwelt und fördert so die Entstehung von Resistenzen. Einige Apotheken bieten als freiwilligen Service an, Arzneimittelreste zu entsorgen.
7. Viele Infektionen können durch einfache Hygienemaßnahmen vermieden werden. Empfehlenswert ist auch eine Grippeimpfung.
Mit Pressematerial des Bundesgesundheitsministeriums und der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Weitere Artikel zum Thema auf rheuma-online:
DAK-Report: Deutsche konsumieren Antibiotika zu oft und zu sorglos (31.10.2014)