Pramipexol - neuer Hoffnungsträger zur Behandlung der Fibromyalgie
Pramipexol (Handelsname Mirapex) heißt das Medikament, dass aus der Therapie der Parkinsonerkrankung bekannt ist, aber auch bei der Fibromyalgie positive Effekte auf die Schmerzen und das Gesamtbefinden der Patienten ausübt.
Der Dopamin-3 Agonist Pramipexol (Handelsname Mirapex) wird schon seit längere Zeit zur Behandlung der Parkinsonkrankheit und zur Therapie des `restless-legs Syndroms (Syndrom der unruhigen Füsse/Beine)´ eingesetzt. Dass Pramipexol auch zur Therapie der Fibromyalgie geeignet ist, zeigen Studienergebnisse, die von Dr. A. Holman (Pacific Rheumatology Associates, Renton WA) auf der diesjährigen Versammlung des `American College of Rheumatology´ vorgestellt wurden.
In seiner Studie behandelte Holman 60 Patienten mit schwerer Fibromyalgie. Die durchschnittliche Krankheitsdauer lag bei 8 Jahren. 28% der Studienteilnehmer waren auf Grund der Fibromyalgie nahezu unfähig ihren Alltagsaktivitäten nach zu kommen. Während der Studie nahmen die Patienten ihre übliche Medikamente unverändert weiter ein.
Zwei Drittel dieser Patienten erhielt im Rahmen der Studie zusätzlich 4.5mg Pramipexol täglich. Nach 14 Behandlungswochen war die Schmerzsymptomatik in der Pramipexol-Gruppe deutlich rückläufig ( auf der visuellen Analogskala Rückgang von 7.01 auf 4.48 versus 7.54 auf 6.82 in der Placebogruppe). Bei 42% der Patienten besserten sich die Schmerzen um mindestens 50%. Auch in anderen fibromyalgiespezifischen Testungen ( PGIC und FIQ) schnitten die mit Pramipexol behandelten Patienten besser ab, als die Placebopatienten. Fatigue, körperliche Funktionstüchtigkeit und das Allgemeinbefinden besserten sich signifikant. In Bezug auf die Anzahl der Tender-Points (druckschmerzhafte Bezirke) erreichte die Überlegenheit von Pramipexol keine statistische Signifikanz.
Die Verträglichkeit von Pramipexol war insgesamt gut. An Hauptnebenwirkungen waren Gewichtsverlust und Ängstlichkeit zu verzeichnen - beides Symptome, die nur vorübergehend und zu Beginn der Therapie auftraten. Die aus der Parkinsontherapie bekannten Nebenwirkungen wie plötzliche Schlafattacken und Halluzinationen, traten bei den Fibromyalgiepatienten nicht auf.
Wie Pramipexol genau in das Krankheitsgeschehen der Fibromyalgie eingreift, ist derzeit nicht bekannt. Holman vermutet, dass es zum einen zu einer Verbesserung der Tiefschlafphasen komme. Zum anderen greife Pramipexol wie Dopamin auf unterschiedliche Weise in das Schmerzzentrum des Gehirns ein und sei in der Lage Schmerzimpulse zu hemmen.
Holman setzt Pramipexol schon seit circa fünf Jahren erfolgreich bei Patienten mit schwerer Fibromyalgie ein, die nicht auf andere Medikamente oder Behandlungsmaßnahmen ansprechen. Eine offizielle Zulassung für diese Indikation ist derzeit allerdings weder von der FDA (Food and Dug Administration) ausgesprochen noch von der Herstellerfirma beantragt.
Holman wies noch auf zwei weitere Medikamente hin, deren Wirksamkeit zur Therapie der Fibromyalgie derzeit getestet wird. Bei Ropinirol (Handelsname Requip) handelt es sich ebenfalls um ein Medikament aus der Parkinson-Therapie. Bisher habe sich kein statistisch signifikanter Behandlungseffekt gezeigt, was allerdings - laut Holman - auf eine zu geringe Testdosis zurück zu führen sei.
Pergabalin (Handelsname Lyrica) ist ursprünglich zur Behandlung von Epilepsien (Krampfanfällen) und chronischen Nervenschmerzen zugelassen. In wie weit auch die Fibromyalgie bedingten Schmerzen auf Pergabalin ansprechen, ist Gegenstand einer laufenden Studie unter der Leitung von Dr. L. Crofford ( Universität Kentucky, Lexington).
Literatur:
1. Holman AJ, Myers RR. Treatment of fibromyalgia syndrome with the dopamine3 receptor agonist pramipexole: a double-blinded, randomized placebo-controlled trial. American College of Rheumatology meeting; San Antonio, TX; Oct 16-21, 2004; Abstract L19.
2. Holman AJ. Treatment of fibromyalgia with the dopamine agonist ropinirole: a 14-week double-blind pilot randomized controlled trial with 14-week blinded extension. American College of Rheumatology meeting; San Antonio, TX; Oct 16-21, 2004; Abstract 1870.