Präventionspreis der DGIM: Forschung zur Bedeutung von Neutralfetten und Medizinerwissen ausgezeichnet
Hohe Blutfettwerte sind auch für jene Menschen ein Herzkreislaufrisiko, die bereits Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels einnehmen. Dies zeigte Dr. med. Christian Werner vom Universitätsklinikum des Saarlandes in einer Studie. Für seine Erkenntnisse zeichnet ihn die Deutsche Stiftung Innere Medizin (DSIM) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) jetzt mit dem Präventionspreis aus.
Der Internist teilt sich den mit
10 000 Euro dotierten Preis mit Privatdozent Dr. med. Tobias Raupach aus Göttingen. Raupach untersuchte Vorurteile und Wissensdefizite von Nachwuchsmedizinern über Patienten mit Alkohol- oder Tabakabhängigkeit. Den diesjährigen Präventionspreis verlieh die DGIM auf ihrem 120. Kongress in Wiesbaden.
Die meisten Patienten mit verengten und verkalkten Herzkranzgefäßen nehmen Medikamente, um die Cholesterinwerte zu senken. Diese „Statine“ sind gut verträglich und verringern das Herzinfarktrisiko.
Neben dem Cholesterin sind oft aber auch die Triglyzeridwerte erhöht. Diese Naturfette transportieren das mit der Nahrung aufgenommene Fett im Blut. Bislang war unklar, ob Triglyzeride auch ein Risiko für Patienten darstellen, die bei Hypercholesterinämie Statine einnehmen.
Dies zeigt jetzt erstmals die von Dr. Werner betreute „Homburg Cream & Sugar Study“: Bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit und hohen Triglyzeridwerten war das Risiko um 79 Prozent erhöht, innerhalb der nächsten 48 Monate einen
Herzinfarkt zu erleiden. Der Forscher fand zudem heraus, dass schon eine einmalige Blutuntersuchung ausreicht, um das Risiko abzuschätzen.
„Die Ergebnisse liefern wichtige Anregungen für weitere klinische Studien“, sagt DGIM-Generalsekretär Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch aus Kiel. Darin müsste untersucht werden, ob Medikamente gegen hohe Triglyzeride das Herzinfarktrisiko in ähnlicher Weise senken wie Statine.
Rund 20.000 Medizinstudenten befragte der zweite Preisträger, Dr. med. Tobias Raupach, nach ihren Kenntnissen zu gängigen Entwöhnungsmethoden bei Tabakabhängigkeit. Rauchen gehört neben übermäßigem Alkoholkonsum zu den unterschätzten Gesundheitsrisiken.
An den Folgen sterben in Deutschland jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen. Aus eigenem Antrieb schaffen die meisten Raucher es nicht, sich das Rauchen abzugewöhnen. Wirksamer ist eine Kombination aus Verhaltenstherapie und Medikamenten wie Nikotinpflaster.
Die von Raupach betreute Studie „Smoking and Alcohol in Medical Education“ (SAME) zeigt jedoch, dass diese Methoden unter Medizinstudenten kaum bekannt sind. Die Hälfte der Studenten ist der Auffassung, dass die eigene Willenskraft entscheidend für den erfolgreichen Rauchstopp ist.
Dieser Fehleinschätzung unterlagen der Studie zufolge häufiger Studenten, die selber rauchten und ein Rauchverbot in der Öffentlichkeit ablehnten. Der Forscher führt das Ergebnis auf Mängel in der Medizinerausbildung zurück. Die angehenden Ärzte würden im Studium nicht mit den heutigen Therapieangeboten vertraut gemacht.
„Dabei käme eine effektive Prävention nicht nur dem einzelnen Patienten zugute“, sagt Professor Fölsch. Schätzungen zufolge beläuft sich der jährliche volkswirtschaftliche Schaden durch die Folgeerkrankungen der Tabak- und Alkoholabhängigkeit auf über 40 Milliarden Euro.
Die DGIM zeichnet mit dem Präventionspreis jährlich die beste aus dem deutschsprachigen Raum vorgelegte Arbeit auf dem Gebiet der Primär- und Sekundärprävention innerer Erkrankungen aus.
Sowohl experimentelle Ergebnisse als auch epidemiologisch interessante Fragestellungen kommen für die Preisverleihung in Betracht. Die Jury überreichte den Preis am 27. April 2014 im Rahmen ihres Jahreskongresses in Wiesbaden.
Literatur:
Werner C et al. Risk prediction with triglycerides in patients with stable coronary disease on statin treatment. JOURNAL ZITATION
Raupach T et al. German medical students' beliefs about the effectiveness of different methods of stopping smoking.
Nicotine and Tobacco Research 2013; 15(11): 1892-901
Abstract
Nach einer Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) Pressestelle
Anne-Katrin Döbler, Anna Julia Voormann, Janina Wetzstein