Prädiktoren für einen Gelenkersatz bei Kniearthrose: 3-Jahres-Ergebnisse einer großen EULAR-Studie
Bei dieser Kohorte Patienten mit einer schmerzhaften Arthrose des Knies zeigte die Auswertung über drei Jahre eine signifikante Entwicklung in Richtung Gelenkersatz. Zusätzlich zu der radiologisch fest gestellten Gelenkzerstörung und den Schmerzen war der sonographisch dargestellte Erguss ein Prädiktor für eine spätere Endoprothese
Die Arthrose des Knies ist ein großes Problem der älter werdenden westlichen Bevölkerung. Der Löwenanteil der ökonomischen Last kommt durch die Kosten für Gelenkersatzoperationen zustande.
Es wäre daher vorteilhaft, wenn Prädiktoren vorliegen würden, an denen man das Risiko für einen späteren Gelenkersatz rechtzeitig erkennen könnte, um die Forschung bei diesen Patienten bevorzugt voran zu treiben. Man könnte weiterhin eventuelle Risikofaktoren erkennen und geeignete Patientengruppen für die Untersuchung möglicher krankheitsmodifizierender Therapeutika zusammenstellen.
Aus der der limitierten Zahl der vorliegenden prospektiven Studien ist ersichtlich, dass der radiologisch erkennbare Schweregrad der Arthrose, Schmerzen, generelle Untersuchungen zur Erkrankung und die Einwilligung zu einer Operation die stärksten Prädiktoren für einen späteren Gelenkersatz sind.
Es wird aber auch die Komplexität des Faktors „Gelenkersatz“ als Outcome-Parameter in klinischen Studien klar. So ist das Einverständnis des Patienten für eine Operation ein stark variabler Prädiktor, der von der subjektiv wahrgenommenen Notwendigkeit und potenziellen Nebenwirkungen beeinflusst wird. Zusätzlich spielen sozio-ökonomische Faktoren eine Rolle, die ihrerseits regionale und nationale Unterschiede bei der Inanspruchnahme der Gelenkersatzoperation wiedergeben.
Vor diesem Hintergrund setzten sich renommierten Wissenschaftler für ihre Untersuchung folgendes Ziel: Ermittlung von klinischen und sonographisch darstellbaren Prädiktoren für eine Gelenkersatztherapie in Europa bei primärer Arthrose.
Die Patienten waren Teil einer von der EULAR gesponserten, prospektiven europäischen Multizenterstudie. Die Patienten wurden zu Studienbeginn klinisch und sonographisch untersucht und wurden geröntgt.
Von den ursprünglich 600 Patienten lagen von 531 (88,5%) Folgedaten vor, die analysiert wurden. Das mittlere Alter der Patienten betrug 67 Jahre, die mittlere Krankheitsdauer 6,1 Jahre.
Bei 94 Patienten wurde während der Beobachtungszeit (Median 3 Jahre, Bereich 0 bis 4 Jahre) eine Kniegelenkersatz angefordert oder durchgeführt.
In der Multivariatanalyse waren Prädiktoren für den Gelenkersatz:
a) Radiologische Graduierung nach Kellgren & Lawrence (Grad >/= III vs < III), Hazards Ratio (HR) = 4.08
b) Im Ultraschall dargestellter Erguss (>/= 4 mm versus < 4 mm), HR = 2.63
c) Intensität des Knieschmerzes auf eine Skala von 0 bis 100 mm (>/= 60 versus <60), HR= 1.81
d) Erkrankungsdauer (>/= 5 Jahre versus <5 Jahre), HR= 1.63
Weder ein klinisch festgestellter Erguss noch eine sonographisch dargestellte Synovitis waren in der Univariatanalyse mit einem Gelenkersatz assoziiert.
Literatur und Link
Clinical and ultrasonographic predictors of joint replacement for knee osteoarthritis: results from a large, 3 year, prospective EULAR study
P G Conaghan 1, M A D'Agostino 2, M Le Bars 3, G Baron 4, N Schmidely 3, R Wakefield 1, P Ravaud 4, W Grassi 5, E Martin-Mola 6, A So 7, M Backhaus 8, M Malaise 9, P Emery 1 and M Dougados 10*
Ann Rheum Dis. Published Online First: 10 May 2009. doi:10.1136/ard.2008.099564
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