Pfizer schluckt Wyeth
Der weltgrößte Pharma-Konzern wächst noch stärker. Mit der Akquisition von Wyeth baut das Unternehmen insbesondere den Bereich der Biotechnologie und der Impfstoffe weiter aus, daneben die Sparten Consumer Healthcare, Nahrungsergänzungsmittel und Tierarzneimittel.
NEW YORK, 16. Oktober 2009 – Pfizer Inc. (NYSE: PFE) hat an diesem Tag bekannt gegeben, dass das Unternehmen seine Geschäftsprozesse mit denen von Wyeth zusammengeführt hat, nachdem die Akquisition von Wyeth am Tag zuvor ihren Abschluss fand.
Wyeth ist damit offiziell ein Unternehmen der Pfizer-Gruppe. Ein kleiner Wermutstropfen für Westfalen: Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand soll wohl der bisherige Sitz von Wyeth Deutschland in Münster aufgegeben und nach Berlin verlegt werden, wo sich Pfizer damit zentral aufstellt. Weitere Informationen gehen dahin, daß wohl auch der bisherige Pfizer-Standort in Karlsruhe in Pfizers neuen Hauptsitz in Deutschland in Berlin integriert wird.
Pfizer ist nun ein noch stärker diversifiziertes Gesundheitsunternehmen: Mit Impfstoffen, synthetischen und biologischen Wirkstoffen sowie Nahrungsergänzungsmitteln ist Pfizer künftig in den Bereichen Humanarzneimittel, Tiergesundheit und Consumer Healthcare auf den Märkten der Industrieländer und in den aufstrebenden Ländern – den so genannten Emerging Markets – vertreten. Das Unternehmen verfügt nun über Arzneimittel auf vielen wichtigen Therapiegebieten mit Wachstumspotenzial, über eine robuste Produktpipeline, über Wissenschaftler und Produktionskapazitäten von Weltklasse und zeigt weltweit starke Marktpräsenz.
Jeffrey B. Kindler, Chairman und CEO von Pfizer: „Unsere Mitarbeiter, die Produktpipeline und das Potenzial des neuen, gestärkten Pfizer gehören zu den besten unserer Branche. Wir sind geradezu dazu verpflichtet, mit diesen Stärken bedeutende Ergebnisse zu erzielen – und zwar für unsere Patienten, unsere Kunden, für die Standorte, an denen wir vertreten sind, und für unsere Anteilseigner. Unser Erfolg wird an unseren neuen Verpflichtungen und an unserem Engagement gemessen werden. Zu diesen Verpflichtungen gehört es, Lebensqualität, Prävention, Behandlung und Heilung von Krankheiten voranzutreiben und so verschiedenste medizinische Bedürfnisse in aller Welt zu befriedigen. Gleichzeitig optimieren wir unsere Gewinnentwicklung.“
Kindler fügt hinzu, dass sich die Unternehmensführung sehr freue, die engagierten Mitarbeiter von Wyeth – unter denen sich viele erstklassige Wissenschaftler und Führungskräfte befinden – bei Pfizer willkommen heißen zu dürfen. „Wir sind stolz darauf, dass unsere neuen und unsere alten Kollegen über das Know-how und die Erfahrung verfügen, die in allen Unternehmensbereichen von essenzieller Bedeutung sind. Gleichzeitig teilen sie unsere Leidenschaft dafür, Gesundheit und Lebensqualität in jedem Lebensabschnitt zu verbessern“, so Kindler.
Integration der Geschäftsprozesse
Seit Ankündigung der Akquisition im Januar, so die Pressemitteilung, haben Integrationsteams bei Pfizer und Wyeth unermüdlich daran gearbeitet, dass das Tagesgeschäft nach Abschluss der Transaktion in vollem Umfang weitergeführt werden kann. Damit die Zusammenführung beider Unternehmen reibungslos gelingt, will Pfizer auch die Geschäftsabläufe strukturell verbessern. Künftig verfolgt Pfizer etwa im Bereich Forschung und Entwicklung einen neuen Ansatz.
Ausgewählte Führungskräfte wurden bereits ernannt und üben mit Abschluss der Akquisition nun ihre jeweiligen Funktionen aus. So kann Pfizer nach eigener Darstellung sofort von den Vorteilen profitieren, die der Zusammenschluss mit Wyeth bietet.
Frank D’Amelio, Chief Financial Officer bei Pfizer und Leiter der Integration, sagt dazu: „Dass wir diese Transaktion in so kurzer Zeit abgeschlossen haben und vom ersten Tag an voll einsatzfähig sind, ist das eindeutige Resultat des Einsatzes, den die Integrationsteams beider Unternehmen gezeigt haben. Da Kontinuität des Tagegeschäfts während des gesamten Integrationsprozesses das oberste Ziel war, können unsere Führungskräfte und Kollegen nun schnell auf Pfizers solide finanzielle Basis, ein funktionierendes operatives Geschäft und ein breites Produktportfolio zurückgreifen – und so unsere Leistung weiter verbessern.“
Breites und diversifiziertes Produktportfolio
Pfizer verfügt jetzt weltweit über ein breites und diversifiziertes Produktportfolio und ist nach seiner Darstellung Marktführer auf nahezu allen wichtigen Therapiegebieten. Das zusammengeführte Unternehmen hat seine
Kompetenzen in den Bereichen Biopharmazeutika, Impfstoffe, Consumer Healthcare, Nahrungsergänzungsmittel und Tierarzneimittel ausgebaut. Pfizer sei nun ideal aufgestellt, um weiter zu wachsen und sowohl den bereinigten Jahresgewinn als auch den bereinigten Gewinn je Aktie (adjusted diluted EPSi) kurz- und langfristig zu steigern. Das Unternehmen rechnet damit, dass ab 2012 kein einzelnes Medikament mehr als zehn Prozent zum Umsatz beitragen wird.
Das zusammengeführte Unternehmen verfügt über eine robuste und weiter wachsende biopharmazeutische Forschungspipeline mit vielversprechenden Substanzen zur Behandlung von beispielsweise Alzheimer, Entzündungskrankheiten, Schmerzen und Krebs. Durch den Zusammenschluss hat Pfizer sein Innovationspotenzial weiter ausgebaut: Das Unternehmen verfügt über erstklassige Wissenschaftler, führende Forschungseinrichtungen und Produktionsstätten sowie über ein weltweites Netzwerk an klinischen Entwicklungszentren.
Flexible und auf die Patienten ausgerichtete globale Unternehmensstruktur
Pfizer verfügt nach seinen Angaben über ein einzigartiges und flexibles Geschäftsmodell: In einzelnen Geschäftseinheiten für Humanarzneimittel, Tiergesundheit, Consumer Healthcare und Nahrungsergänzungsmittel
lassen sich die Zielstrebigkeit und Flexibilität kleinerer Geschäftseinheiten mit den Möglichkeiten eines weltweit agierenden Konzerns verbinden.
Die neun weltweit agierenden Business Units von Pfizer sind in zwei Gruppen organisiert: Biopharmaceutical Businesses und Diversified Businesses. Dadurch können die Führungskräfte sowohl die Möglichkeiten als auch die Herausforderungen, die sich über die Geschäftsbereiche hinweg ergeben beziehungsweise stellen, leichter erkennen und die Unternehmensprioritäten besser aufeinander abstimmen.
Biopharmaceutical Business ist unterteilt in die Geschäftseinheiten Emerging Markets, Established Products, Oncology, Primary Care und Specialty Care. Specialty Care umfasst zudem die Impfstoffe.
Zu den Diversified Businesses gehören Animal Health, Capsugel, Consumer Healthcare und Nutrition.
Darüber hinaus verfügt Pfizer über zwei getrennte Forschungs- und Entwicklungseinheiten. Dadurch werden die Möglichkeiten optimiert, die sich dem Unternehmen auf dem Gebiet der biopharmazeutischen Forschung bieten. Die PharmaTherapeutics Research & Development Group wird sich auf die Erforschung von synthetischen Wirkstoffen (kleine Moleküle) und die damit zusammenhängenden Aspekte konzentrieren, während sich die BioTherapeutics Research & Development Group mit biologischen Wirkstoffen (großen Molekülen) – unter anderem mit Impfstoffen – befasst.
Die Forschungseinheiten werden von erstklassigen Chief Scientific Officers geleitet. Diese sind direkt dafür verantwortlich, viel versprechende Substanzen zu identifizieren und zu entwickeln und so die Grundlage dafür zu schaffen, dass Arzneimittel-Kandidaten durch die Business Units weiterentwickelt werden können.
Pfizer hat seine weltweite Präsenz deutlich gestärkt. Neben der starken Präsenz in den USA, in Europa und in Asien zeigt das Unternehmen auch auf den Emerging Markets in Afrika, China, Lateinamerika und im Nahen Osten eine verbesserte Präsenz.
Unternehmensführung
Das Executive Leadership Team von Pfizer umfasst Führungskräfte von Pfizer und von Wyeth:
• Jeffrey B. Kindler: Chairman und CEO
• Frank D’Amelio: Chief Financial Officer, Senior Vice President Business Operations
• Mikael Dolsten: President von BioTherapeutics Research & Development
• Freda Lewis-Hall: Senior Vice President und Chief Medical Officer
• Martin Mackay: President von PharmaTherapeutics Research & Development
• Mary McLeod: Senior Vice President Human Resources
• Ian Read: Group President der Worldwide Biopharmaceutical Businesses
• Cavan Redmond: Group President der Diversified Businesses
• Nat Ricciardi: President Manufacturing
• Bill Ringo: Senior Vice President Business Development, Strategy & Innovation
• Amy Schulman: Senior Vice President und General Counsel
• Sally Susman: Senior Vice President und Chief Communications Officer
Als Ergänzung des Executive Leadership Teams hat Jeff Kindler das Executive Compliance Committee ins Leben gerufen, dessen Vorsitz er übernehmen wird.
Dem Committee werden angehören: Doug Lankler, der als Chief Compliance Officer direkt an Jeff Kindler berichtet; Hugh Donnelly als Chief Internal Auditor, der sowohl dem Audit Committee des Board of Directors als auch Frank D’Amelio Bericht erstattet; ferner Frank D’Amelio, Ian Read, Cavan Redmond und Amy Schulman.
„Pfizer wird deutlich von der Expertise und der weitreichenden geschäftlichen Erfahrung des Executive Leadership Teams profitieren“, so Kindler. „Das Executive Compliance Committee ist eine wichtige Ergänzung unserer Compliance-Infrastruktur und soll gewährleisten, dass unser Senior Leadership unmittelbar an unseren fortwährenden Bemühungen mitwirkt, das Geschäftsgebaren von Pfizer durch Compliance und Integrität zu prägen.“
Derzeit arbeitet Pfizer daran, so das Unternehmen, Entscheidungen in Bezug auf Arbeitsplätze und Standorte zu treffen und ist bestrebt, Entscheidungen schnell bekannt zu geben und sozialverträglich umzusetzen. Alle Entscheidungen zu Arbeitsplätzen und Standorten sind abhängig von Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretungen und den jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen.
Finanzielle Auswirkungen
Pfizer rechnet damit, dass sich die Übernahme von Wyeth im zweiten vollen Jahr nach Abschluss der Transaktion positiv auf den bereinigten Gewinn je Aktie (adjusted diluted EPSi) auswirken wird. Es wird davon ausgegangen, dass die Transaktion bis Ende 2012 Synergien in Höhe von schätzungsweise vier Milliarden US-Dollar bringen wird. Diese Synergieeffekte werden zusätzlich zu den bereinigten jährlichen Kosteneinsparungen in Höhe von schätzungsweise zwei Milliarden US-Dollar auftreten, die bis Ende 2011 unabhängig von der Wyeth-Akquisition im Vertrieb, in der Informationsverarbeitung, in der Verwaltung, in Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion erzielt werden sollen.
Quellen:
Pressemitteilung Pfizer, Preesemitteilung Wyeth