Paul-Ehrlich-Preis für den Zytokin-Forscher Charles Dinarello
Der US-Mediziner Prof. Dr. Charles Dinarello von der University of Colorado School of Medicine in Denver erhielt den mit 100.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2010 für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Zytokine.
Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis gehört zu den international renommiertesten Auszeichnungen, die in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der Medizin vergeben werden. Die Preisverleihung fand am 14. März 2010, dem Geburtstag von Paul Ehrlich (1854-1915), in der Paulskirche in Frankfurt statt.
Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis wird traditionell an Paul Ehrlichs Geburtstag, dem 14. März, in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Mit ihm werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die sich auf dem Forschungsgebiet von Paul Ehrlich besondere Verdienste erworben haben, insbesondere der Immunologie, Krebsforschung, Hämatologie, Mikrobiologie und Chemotherapie. Finanziert wird der Preis, der seit 1952 vergeben wird, vom Bundesgesundheitsministerium, durch zweckgebundene Spenden von Unternehmen und dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V..
Prof. Dr. Charles Dinarello, 66, studierte Medizin an der Yale University in Boston, USA. Danach arbeitete er am Massachusetts General Hospital und von 1971 bis 1977 am National Institute of Health in Bethesda. Er war als Professor für Medizin und Pädiatrie an der Tufts University School of Medicine in Boston, USA, sowie am New England Medical Center Hospital in Boston tätig, bevor er 1996 an die Universität von Colorado School of Medicine in Denver, USA, wechselte.
Er ist Mitglied im Board der Proceedings of the National Academy of Sciences sowie zahlreicher weiterer wissenschaftlicher Zeitungen. Charles Dinarello hat mehr als 600 Originalartikel veröffentlicht zum Thema Zytokine, insbesondere Interleukin-1 und TNF. Er ist Mitglied im Board of Scientific Advisors of the National Institutes of Allergy and Infectious Diseases, der Alliance for Lupus Research und war Vice-Präsident der American Society of Clinical Investigation (1989-1990) sowie Präsident der Internationalen Zytokin-Gesellschaft (1995-1996). Charles Dinarello wurde für seine Beiträge auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten und Zytokine 1993 mit dem Ernst-Jung-Preis für Medizin ausgezeichnet; das gesamte Preisgeld (125.000 $) spendete er Universitäten und Forschungsinstituten in den Vereinigten Staaten und Israel und gründete die Sheldon M. Wolff-Professur an der Tufts University in Boston zur Ehrung seines Mentors. Er erhielt die Ludwig-Heilmeyer-Gold-Medaille der Gesellschaft für Innere Medizin (Deutschland, Österreich und die Schweiz), den Internationalen Chirone Preis der National Academy of Medicine in Italien, den Carol Nachman Preis für Rheumatologie, den Sheikh Hamdan bin Rashdid al Maktoum Award, Vereinigte Arabische Emirate, und den Beering Award, USA. Im Jahr 2009 erhielt er den Albany Prize in Medizin, USA, und den Crafoord Polyarthritis Preis der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Charles Dinarello wurde mit der Ehrendoktorwürde der Universitäten von Marseille, Frankreich, und der Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland, sowie des Weizmann Instituts für Wissenschaften in Rehovot, Israel, ausgezeichnet.
Prof. Dr. Charles Dinarello gilt als Gründungsvater der Zytokinbiologie. Er reinigte und klonierte unterschiedliche Interleukine, unter anderem als erster Interleukin-1-beta (IL-1ß), und etablierte gleichzeitig die Anwendung von Interleukin-1-Hemmstoffen, darunter monoklonale Antikörper, für die Therapie.
Zytokine regulieren Entzündungen und Reaktionen auf Infektionen, Verletzungen und Krebs. Während einige Zytokine Reaktionen auf körperfremdes wie körpereigenes Material verstärken, reduzieren andere Entzündungen und fördern so die Heilung. Interleukin-1 (IL-1) und Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) sind entzündungsverstärkende Zytokine, die mit Fieber, Entzündungen, Zerstörung des Gewebes und in einigen Fällen Schock und Tod einhergehen. Die Verringerung der biologischen Aktivität von IL-1 und TNF ist deshalb Ziel verschiedener therapeutischer Maßnahmen und wird erfolgreich angewendet bei einer Vielzahl von Entzündungskrankheiten wie rheumatoider Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankung, und Graft-versus-Host-Krankheit.
Interleukin-1-Hemmstoffe werden beispielsweise angewendet bei der Behandlung von Patienten mit periodischen entzündlichen Symptomen, Gicht, Typ-2-Diabetes und Multiples Myelom sowie bei Kindern, die an einer schweren Form der Arthritis leiden.
Die Paul Ehrlich-Stiftung ist eine rechtlich unselbstständige Stiftung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main e.V. Ehrenpräsident der 1929 von Hedwig Ehrlich eingerichteten Stiftung ist der Bundespräsident, der auch die gewählten Mitglieder des Stiftungsrates und des Kuratoriums beruft. Der Vorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern ist gleichzeitig Vorsitzender des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung. Dieses Gremium entscheidet über die Auswahl der Preisträger. Der Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität ist qua Amt Mitglied des Kuratoriums der Paul Ehrlich-Stiftung.