Paradoxes Verhalten der Lipidparameter bei RA
Die Serumlipide bei den hier untersuchten RA-Patienten verhielten sich paradox in Bezug auf das Risiko für eine kardiovaskuläre Begleiterkrankung, wobei niedrigere Werte für das Gesamtcholesterin und das LDL-Cholesterin mit einem höheren Risiko assoziiert waren.
Welchen Einfluss haben die Serumlipide und die chronische Entzündung auf kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) im Verlauf einer rheumatoiden Arthritis (RA)? Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Mayo Clinic, Rochester, Minnesota, USA, in einer Bevölkerungsstudie nach.
In einer Kohorte RA-Patienten, deren Erkrankung nach den ACR Kriterien zwischen 1988 und 2007 klassifiziert worden war, wurden folgende Daten zusammengetragen: Serum-Lipidparameter, Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), C-reaktives Protein (CRP) sowie klinische Daten zu kardiovaskulären Ereignissen, inkl. ischämische Herzerkrankung und Herzinsuffizienz.
Die Studienpopulation bestand aus 651 RA-Patienten in einem mittleren Alter von 55,8 Jahren, 69 Prozent waren weiblich, 67 Prozent waren Rheumafaktor-positiv.
Zwischen der BSG und dem Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung bestand folgender Zusammenhang: Pro 10 mm/h Anstieg der BSG stieg das Hazard-Risiko* für eine CVD um 1,2 Punkte. Ähnliche Ergebnisse, allerdings nicht statistisch signifikant, wurde für das CRP gesehen.
Eine signifikante, nicht-lineare Assoziation fanden die Autoren für das Gesamtcholesterin und eine CVD: Ein 3,3-facher Anstieg des Risikos bestand bis zu einem Gesamtcholesterin < 4 mmol/l (155 mg/dl) und kein Zusammenhang ab einem Wert von > 4 mmol/l (p=0,57).
Ein Low-Density-Lipoprotein(LDL)-Cholesterin von weniger als 2 mmol/l (77 mg/dl) war marginal mit einem erhöhten Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis assoziiert. Lag der Wert für das LDL-Cholesterin > 2 mmol/l, bestand kein Risiko (p=0,76).
Fazit:
Für die bei RA-Patienten gemessenen Entzündungs-Laborparameter (besonders die Blutsenkungsgeschwindigkeit) bestand ein signifikanter Zusammenhang mit dem Risiko für eine kardiovaskuläre Begleiterkrankung.
Die Serumlipide verhielten sich in dieser Untersuchung paradox in Bezug auf das CVD-Risiko, wobei niedrigere Werte für das Gesamtcholesterin und das LDL-Cholesterin mit einem höheren Risiko assoziiert waren.
*Risikoverhältnis der Hazard-Raten (Risiko des Auftretens eines definierten Ereignisses unter der Bedingung, dass das Individuum bis dahin ereignisfrei war).
Literatur und Link
Lipid paradox in rheumatoid arthritis: the impact of serum lipid measures and systemic inflammation on the risk of cardiovascular disease
Elena Myasoedova, Cynthia S Crowson, Hilal Maradit Kremers, Veronique L Roger, Patrick D Fitz-Gibbon, Terry M Therneau, Sherine E Gabriel
Ann Rheum Dis doi:10.1136/ard.2010.135871
Department of Health Sciences Research, Mayo Clinic, Rochester, Minnesota, USA
Abstract