Paradigmenwechsel bei der endoprothetischen Versorgung: Gelenkrheuma schonend operieren durch kleinere Zugänge und Teilprothesen
Privatdozent Dr. med. Klaus Schmidt, Kongresspräsident Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) berichtete während der Vorab- Pressekonferenz anlässlich des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) am Mittwoch, 12. September 2012, über den Fortschritt bei der endoprothetischen Versorgung betroffener Gelenke bei rheumatischen Erkrankungen.
Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit, eine Endoprothese zu bekommen für den Rheumatiker ca. 5-fach erhöht. Etwa 25.000 EPs werden bei Patienten mir Rheumatoider Arthritis jährlich eingebaut. Die Art der endoprothetischen Versorgung entzündlich rheumatisch Erkrankter unterscheidet sich von der Vorgehensweise bei an Gelenkverschleiß leidenden Patienten. Dies betrifft sowohl den Zeitpunkt der Versorgung, die Reihenfolge der operativen Vorgehensweise bei Mehrgelenksbefall, den Operationsablauf mit Zusatzmaßnahmen als auch die Implantatwahl.
Dies erklärt sich im Wesentlichen aus dem Umstand, dass beim Rheumapatienten eine Systemerkrankung mit Befall von Knochen, Knorpel und Weichteilstrukturen vorliegt und nicht wie beim Verschleißpatienten ein lokaler Gelenkschaden mit Begleitreaktionen.
Beim raschen Voranschreiten der rheumabedingten Gelenkzerstörung ist es daher notwendig den Gelenkersatz relativ frühzeitig vor wesentlichem Knochenverlust und Bandzerstörung durchzuführen. Zum Erhalt der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit ist eine Planung der Operationsabfolge bei Mehrgelenksbefall zwingend. Immunologisch aktives und destruierendes Gewebe ist intraoperativ radikal zu entfernen. Die Implantatwahl und Verankerung hat sich an dem veränderten Knochengewebe und dem zu erwartenden weiteren Krankheitsverlauf zu orientieren.
Die heutigen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten haben in vielen Fällen zu einem grundlegenden Wandel des rheumatischen Krankheitsverlaufes bei vielen Patienten geführt. Erfreulicherweise sind die aggressiven Entzündungsverläufe mit wuchernden Gewebsmassen und massiver Ergussbildung mit rascher Zerstörung von gleichzeitig mehreren Gelenken selten geworden. Dafür werden nun klinisch relativ blande Verläufe mit areaktivem Gelenkknorpelschwund in zumeist wenigen Gelenken gleichzeitig beobachtet.
Problematisch ist sicherlich nach wie vor den Krankheitsverlauf genau vorher zu sehen. Die verbesserte Kontrolle des immunologischen Entzündungsprozesses erlaubt aber zunehmend das operative Vorgehen zu modifizieren. So ist durch den Wegfall der rheumatischen Entzündungswucherungen ein schonenderes operatives Vorgehen durch kleinere Zugänge zum Beispiel an Knie und Hüftgelenk möglich geworden. Auch sind kleinere, vorzugsweise zementfrei einzubringende Implantate bei geeigneter Knochenqualität zuverlässig einzubringen. Ein Teilersatz zum Beispiel am Kniegelenk es nunmehr bei geeigneten Krankheitsverläufen sinnvoll einsetzbar.
Die Kriterien, wann ein Abweichen von den oben genannten rheumaorthopädischen Prinzipien sinnvoll ist und welche Implantate sich unter den geänderten Krankheitsverläufen bewähren, werden im Rahmen des gemeinsamen Kongresses von DGRH, GKJR und DGORh erörtert und durch Erfahrungsaustausch präzisiert.
40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
vom 19. bis 22. September 2012 im RuhrCongress Bochum
weitere Informationen zum Kongress finden Sie hier
Das Hauptprogramm steht zum Download bereit
Studenten-Programm, Patiententag, Industriesymposium
Zum ersten Mal findet ein spezielles Programm für Studenten statt. Für Betroffene und Angehörige bietet die DGRh einen Patiententag in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rheuma-Liga am Samstag, dem 22. September 2012. Eine Industrieausstelluergänzt die wissenschaftliche Tagung. Das Kongressprogramm und weiterführende Informationen finden Interessierte im Internet unter www.dgrh-kongress.de.
Quelle:
Vortrag Privatdozent Dr. med. Klaus Schmidt, Kongresspräsident Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh), Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumaorthopädie, Katholisches Krankenhaus Dortmund-West
Kongress-Pressestelle
Kathrin Gießelmann / Christina Seddig
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)