Paracetamol und Cyclogenasehemmung: Gibt es einen Grund zur Besorgnis?
Vor dem Hintergrund, dass Paracetamol nicht nur zentral wirkt, machen die Autoren in dieser Übersichtsarbeit auf mögliche Risiken einer überdosierten oder zu lange geführten Behandelung mit Paracetamol aufmerksam.
Paracetamol wird bei Arthrose als First-Line-Therapie gegen die Schmerzen empfohlen und ist eines der am häufigsten verwendeten verschreibungsfreien Analgetika weltweit.
Trotz seines ausgedehnten Gebrauchs ist der Wirkmechanismus immer noch nicht geklärt. Obwohl häufig behauptet wird, dass Paracetamol zentral wirkt, lassen neuere Daten auf einen hemmenden Effekt auf die Aktivität der peripheren Prostglandin-synthetisierenden Cyclooxygenase-Enzyme schließen.
In diesem Zusammenhang wurde vermutet, dass Paracetamol beide Isoenzyme in Geweben mit niedrigen Peroxid-Spiegeln hemmt, indem der höhere Oxidationsstatus der Cyclooxygenase-Enzyme reduziert wird.
In zwei kürzlich publizierten Studien wurde außerdem eine bevorzugte Cyclooxygenase-2 (COX-2) Hemmung durch Paracetamol unter verschiedenen klinisch relevanten Bedingungen aufgezeigt.
In dieser Übersichtsarbeit werden die Daten zu der hemmenden Aktivität von Paracetamol auf die peripheren Cyclooxygenase-Enzyme in Zusammenhang mit der publizierten antientzündlichen Wirkung und den bis dato unterschätzten - durch die Cyclooxygenase-Hemmung bedingten - Nebenwirkungen gesehen.
Die ausgeprägte COX-2-Inhibition durch Paracetamol findet vermutlich im Endothel statt, was möglicherweise das kardiovaskuläre Risiko einer Paracetamol-Behandlung in epidemiologischen Studien erklären könnte. Die Autoren raten daher dringend dazu, die kardiovaskulären Nebenwirkungen von Paracetamol in randomiserten Studien analysieren zu lassen.
Auf der Basis epidemiologischer Daten, die ein erhöhtes gastrointestinales Risiko für Paracetamol in hohen Dosen oder in Kombination mit klassischen Cyclooxygenasehemmern zeigen, sollten auch die Auswirkungen einer Langzeittherapie mit Paracetamol auf den Gastrointestinaltrakt in randomisierten Studien untersucht werden.
Abschließend geben die Autoren zu bedenken, dass die schnelle Ausscheidung von Paracetamol und folglich kurze COX-2 Hemmung zu häufig wiederholter Einnahme führt. Die daraus resultierende mögliche Überdosierung muss vermieden werden, da eine Hepatoxizität droht.
Literatur und Links
Paracetamol and cyclooxygenase inhibition: is there a cause for concern?
Burkhard Hinz1, Kay Brune2
+ Author Affiliations
1. 1Institute of Toxicology and Pharmacology, University of Rostock, Rostock, Germany
2. 2Department of Experimental and Clinical Pharmacology and Toxicology, Friedrich Alexander University Erlangen–Nürnberg, Erlangen, Germany
Ann Rheum Dis 2012;71:20-25 doi:10.1136/ard.2011.200087
Abstract
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Freitag, 29.08.2008
Paracetamol – ein COX-2 Hemmer?