NSAR-Risikoprofil für Komplikationen am oberen Gastrointestinaltrakt
Die Autoren zeigen in ihrer Untersuchung, dass das Risiko für eine Blutung/Perforation am oberen Gastrointestinaltrakt für die einzelnen NSAR in den gebräuchlichen Dosierungen variiert. Substanzen mit langer Halbwertszeit und langsamer Freisetzung aus der Formulierung und/oder mit einer starken und gleichzeitigen Hemmung beider COX-Enzyme haben ein höheres relatives Risiko für die genannte Komplikation.
Die traditionellen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) erhöhen das Risiko für Blutungen/Perforationen am oberen Gastrointestinal(GI)trakt. Die Größenordnung dieses Effekts in der Normalbevölkerung für Coxibe wie auch die unterschiedliche Risikoausprägung bei den individuellen NSAR werden noch diskutiert.
Ziel dieser Studie war, für die einzelnen NSAR das relative Risiko für Blutungen/Perforationen am oberen GI-Trakt zu ermitteln und die Korrelation zwischen diesem Risiko und der Hemmung der Cyclooxygenase 1 (COX-1) und COX-2 in vitro zu analysieren.
Hierzu wurden Beobachtungsstudien, die zu diesem Thema zwischen 2000 und 2008 durchgeführt wurden, systematisch überprüft. Die Autoren berechneten das relative Risiko (RR) der einzelnen NSAR für Blutungen/Perforationen am oberen GI-Trakt.
Zusätzlich wurde analysiert, inwieweit die Stärke der COX-1/2-Hemmung durch durchschnittliche Konzentrationen der NSAR im Vollblut prädiktiv für das relative Risiko einer schweren Komplikation am oberen GI-Trakt war.
Generell betrug das relative Risiko für eine GI-Blutung/Perforation für die traditionellen NSAR 4,50 und 1,88 für die Coxibe. Relative Risiken, die niedriger waren als für die traditionellen NSAR allgemein, wurden für Ibuprofen (2,69), Rofecoxib (2,12), Aceclofenac (1,44) und Celecoxib (1,42) kalkuliert. Für Ketorolac (14,54) und Piroxicam (9,94) wurden hingegen höheren relative Risiken berechnet.
Weitere RR wurden ermittelt für: Naproxen: 5,57, Ketoprofen: 5,40, Indomethacin: 4,15, Diclofenac: 3,98.
Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen der Ausprägung derCOX-1 Hemmung und dem relativen Risiko für eine GI-Blutung/Perforation für die einzelnen NSAR. Eine starke und gleichzeitige Hemmung beider COX-Enzyme war jedoch mit einem höheren Risiko assoziiert.
NSAR mit einer langen Plasma-Halbwertszeit und einer galenischen bedingten langsamen Freisetzung des Wirkstoffes wurden in Zusammenhang mit einem größeren Komplikationsrisiko gesehen als Substanzen mit kurzer Halbwertszeit.
Fazit:
Die Autoren zeigen in ihrer Untersuchung, dass das Risiko für eine Blutung/Perforation am oberen Gastrointestinaltrakt für die einzelnen NSAR in den gebräuchlichen Dosierungen variiert. Substanzen mit langer Halbwertszeit und langsamer Freisetzung aus der Formulierung und/oder mit einer starken und gleichzeitigen Hemmung beider COX-Enzyme haben ein höheres relatives Risiko für die genannte Komplikation.
Literatur und Link
Variability among nonsteroidal antiinflammatory drugs in risk of upper gastrointestinal bleeding
Elvira L. Massó González 1 a , Paola Patrignani 2 , Stefania Tacconelli 2, Luis A. García Rodríguez 1
Arthritis & Rheumatism, Volume 62 Issue 6, Pages 1592 – 1601
Abstract