Nicht überall, wo Rheumatologe draufsteht, ist auch Rheumatologe drin
Nur 14% aller europäischen Rheumatologen machen bei jeder Visite einen standardisierten Gelenkstatus
Wenn der US-amerikanische Rheumatologe Ted Pincus ein Thema anpackt, ist es meistens ein heißes Eisen. Und die Ergebnisse sind oft überraschend. So auch bei dieser Studie, bei der über 600 Rheumatologen aus 17 europäischen Ländern danach befragt wurden, wie oft sie bei ihren regelmäßigen Visiten bei ihren Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis einen standardisierten Gelenkstatus durchführen.
Das Resultat: Nur 14% aller Rheumatologen machen bei jeder Visite einen standardisierten Gelenkstatus. 44% der Rheumatologen gaben an, dies bei mehr als der Hälfte der Visiten zu tun. Auf der anderen Seite führten 56% eine solche Untersuchung bei weniger als 50% der Visiten durch, 45% sogar weniger als bei einem Viertel der Visiten. Einer von acht Rheumatologen (genau 13%) antwortete, daß er noch nie einen standardisierten Gelenkstatus durchgeführt hätte.
Die Schlußfolgerung: Obwohl der Gelenkstatus mit Ermittlung der schmerzhaften und geschwollenen Gelenke die spezifischste Methode zur Beurteilung der Krankheitsaktivität einer RA darstellt, wird er in der täglichen Praxisroutine relativ selten systematisch eingesetzt.
Kommentar: Der einzige Schönheitsfehler dieser Studie ist, daß sie von einem Amerikaner in Europa und nicht in Amerika durchgeführt wurde. Wer Ted Pincus kennt, weiß allerdings, daß er auch mächtig vor der eigenen Haustür kehren kann und Hintergrund der Studie mit Sicherheit nicht die Absicht wahr, die europäische Rheumatologie zu diskreditieren.
Referenz:
Pincus T, Segurado OG: Most visits of most patients with rheumatoid arthritis to most rheumatologists do not include a formal quantitative joint count
Annals of the Rheumatic Diseases 2006;65:820-822