Neues Gesetz soll Bereitschaft zur Organspende steigern
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums warten in Deutschland etwa 12.000 Menschen auf eine Organtransplantation, manche warten jahrelang. Rund 1.000 von ihnen sterben jedes Jahr, weil es nicht genügend Spender gibt. Obwohl in Umfragen grundsätzlich Dreiviertel aller Bürgerinnen und Bürger einer Organspende positiv gegenüberstehen, haben nur 25 Prozent tatsächlich einen Organspendeausweis. Daher trat am 1. November 2012 das "Gesetz zur Regelung der Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz" in Kraft mit dem Ziel, die Organspendebereitschaft in Deutschland zu erhöhen.
Das Gesetz sieht eine breite Aufklärung der Bevölkerung über die Möglichkeiten der Organ- und Gewebespende vor. Beteiligt werden die Länder, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die Krankenkassen.
Die Krankenkassen und privaten Krankenversicherungsunternehmen sind nun
verpflichtet, ihre Versicherten regelmäßig über die Möglichkeit der Organspende zu informieren. Wer eine elektronische Gesundheitskarte oder eine Beitragsmitteilung zugeschickt bekommt, der wird mit dieser auch gleichzeitig Informationen zum Thema Organspende erhalten. Die Versicherten sind jedoch nicht verpflichtet, auf das Schreiben zu reagieren.
Wer sich weiter über das Thema Organspende informieren möchte, der kann sich künfitg auch an seine Krankenkasse wenden, denn diese benennen den Versicherten gegenüber auch fachlich qualifizierte Ansprechpartner für Fragen der Organ- und Gewebespende sowie zur Bedeutung einer zu Lebzeiten abgegebenen Erklärung, auch im Verhältnis zu einer Patientenverfügung.
"Jeder der sich zu Lebzeiten bei der Organspende entscheidet, entlastet damit seine Angehörigen, die sonst in einer für sie sehr schwierigen Phase befragt werden. Die Krankenversicherungen schreiben die Bürgerinnen und Bürger an, damit sich jeder informieren und entscheiden kann.", so Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit. Ein Interview mit Daniel Bahr zum Thema ist hier<//a> zu lesen.
Bekenntnis zur Organspende via Facebook
Pünktlich zum Inkrafttreten der Entscheidungslösung ab 1. November können die Menschen auf Facebook nun auch in Deutschland ihre Entscheidung zur Organspende in ihrer Chronik eintragen. In den USA und Kanada wurde diese Kommunikationsfunktion bereits im Mai eingeführt und hat dort zu einem merklichen Anstieg der Spendebereitschaft geführt. Die neue Funktion hat zum Ziel, mehr Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen und sie zu motivieren, sich auch mit Freunden und Familie auszutauschen.
"Die Funktion zur Willensäußerung auf Facebook kann für viele Menschen ein zusätzlicher Anstoß sein, über Organspende nachzudenken", betont der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier. "Informieren – überlegen – entscheiden: Darauf kommt es an. Denn die Entscheidung zur Organspende gehört ins Leben und sollte nicht nach dem Tod den Angehörigen aufgebürdet werden", so Steinmeier.
Auch Prof. Dr. Günter Kirste, Vorstand der FÜRS LEBEN-Stiftung, sieht die Einführung der Funktion als Chance: "Rund 80 Prozent der Deutschen haben keinen Organspendeausweis und sind noch unentschieden. Alle Anstöße können helfen, dass sich das ändert", erklärt er. "Die Äußerung auf Facebook soll den Organspendeausweis nicht ersetzen. Sie könnte für die Familie im Falle des Falles aber eine Entscheidungshilfe sein, falls der Verstorbene sich zu Lebzeiten nicht geäußert hat", fügt Kirste hinzu.
Anders als zum Beispiel in den USA gibt es in Deutschland keine Registrierung von Organspendern. Der Eintrag auf Facebook bedeutet deshalb auch keinen offiziellen Eintrag in eine Kartei. Es empfiehlt sich darum, zusätzlich zu einer Angabe des Organspendestatus auf Facebook, einen Organspendeausweis auszufüllen und mit seiner Familie über die Entscheidung zu sprechen. Es ist freiwillig, ob man sich auf Facebook zur Organspende äußern will. Ob die Willensbekundung für alle Facebook-Freunde sichtbar ist oder nicht, hängt von den Kontoeinstellungen ab und kann frei gewählt werden.
Informationen zur Organspende gibt es unter www.fuers-leben.de und auf www.facebook.com/FuersLebenFuerOrganspende
Mit Pressematerial von Bundesgesundheitministerium, BZgA und Deutsche Stiftung Organtransplantation