Neue Targets in der Kinderrheumatologie
Zwei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Forschungsprojekte sollen die Therapie von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen verbessern. Das Netzwerk „ICON-JIA“ wird neue Erkenntnisse über die Prognose und den Verlauf der juvenilen idiopathische Arthritis liefern. Das Netzwerk „AID-NET“ wird Patienten mit den selteneren Autoinflammation genauer untersuchen.
Etwa 20 000 Kinder in Deutschland leiden unter entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, von denen die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) der rheumatoiden Arthritis (RA) des Erwachsenen bezüglich der Gelenkentzündung ähnelt.
Auslöser unkontrollierter Entzündungen kann unter anderem eine Überproduktion der Botenstoffe Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) oder Interleukin-1 (IL-1) in verschiedenen Zellen sein. In einem gesunden Immunsystem sorgen diese Botenstoffe dafür, dass die körpereigene Abwehr feindliche Zellen wie etwa Bakterien bekämpft.
Wird die körpereigene Abwehr mobilisiert, ohne dass fremde Erreger vorhanden sind, entwickelt sich diese Entzündung selbst zur Krankheit. Derartige Prozesse spielen bei der relativ häufigen JIA eine große Rolle. Unser Verständnis über diese Immunstörungen ist auch dadurch verbessert worden, dass sehr seltene sogenannte „autoinflammatorische Syndrome“ immer besser verstanden werden: Der Körper unterhält bei autoinflammatorischen Syndromen ständig ungerichtete Abwehrreaktionen.
TNF und IL-1 lassen sich therapeutisch blockieren, wir sprechen von einer Biologika-Therapie mit Antikörpern oder löslichen Rezeptoren, die die Botenstoffe abfangen. Gerade bei jungen Patienten verlaufen entzündlich-rheumatische Erkrankungen nicht selten hochentzündlich und aggressiv. Sie ziehen neben den Gelenken häufig auch innere Organe in Mitleidenschaft.
Rheumakranke Kinder müssen daher medizinisch nicht – wie man meinen könnte – sanfter, sondern häufig sogar intensiver als Erwachsene behandelt werden. Um auf diesem Gebiet weitere Fortschritte zu erzielen, unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung zwei große neue Forschungsnetzwerke in Deutschland.
Das Netzwerk „AID-NET“ wird Patienten mit Autoinflammation genauer untersuchen, das Netzwerk „ICON-JIA“ wird neue Erkenntnisse über die Prognose und den Verlauf der JIA liefern. Letztendlich ist das große Ziel all unserer Bemühungen die Übersetzung der molekularen Grundlagen in die klinische Anwendung.
Quelle:
Vortrag: Professor Dr. med. Dirk Föll, Kongress-Präsident der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Leiter der Bereiche Kinder-Gastroenterologie und Kinder-Hepatologie, Universitätsklinikum Münster (UKM).
Pressekonferenz anlässlich des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Donnerstag, 16. September 2010, Hamburg