Neue Empfehlungen der DGRh: Impfungen schützen rheumakranke Kinder vor Masern und Grippe
Mannheim/Heidelberg – Die aktuell hohe Zahl der Masernerkrankungen hat es wieder gezeigt – viele Menschen sind nicht ausreichend geimpft. Das ist vor allem für Patienten mit entzündlichem Rheuma gefährlich. Denn sie sind häufig aufgrund eines geschwächten Abwehrsystems besonders anfällig für Infektionen.
Lebendimpfstoffe, wie etwa der gegen Masern, sind für sie unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Unsicherheiten in Bezug auf die Verträglichkeit von Impfungen sorgen jedoch auch bei Rheuma-Patienten für schlechte Impfquoten.
In welchen Fällen eine Impfung bei entzündlichem Rheuma sicher und effektiv ist, fassen jetzt neue Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) zusammen. Diese stellen Experten auf einer Pressekonferenz am 19. September 2013 im Rahmen des 41. DGRh-Kongresses in Mannheim vor.
Jedes vierte rheumakranke Kind ist unzureichend geimpft. Dies gilt sogar für Standardimpfungen wie Tetanus oder Keuchhusten. Bei diesen Totimpfstoffen sei das Risiko von Nebenwirkungen gering, betont Professor Dr. med. Michael Borte, Kinderrheumatologe am Klinikum St. Georg in Leipzig. „Die meisten Standardimpfungen für Kinder und Erwachsene mit Rheuma sind laut aktueller Studien sicher und wirksam“, erklärt der Experte der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Dazu gehört auch die Immunisierung gegen Pneumokokken, Meningokokken oder Influenzaviren.
Andere Regeln gelten für Lebendimpfstoffe, wie etwa der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Diese empfehlen DGRh-Experten für Patienten unter niedrig dosierter Steroidtherapie. Nehmen rheumakranke Menschen jedoch Medikamente, die die Immunabwehr deutlich unterdrücken, dürfen Ärzte Lebendimpfstoffe nicht anwenden. Die DGRh empfiehlt, erst drei bis sechs Monate nach dem Absetzen der immunsuppressiven Therapie zu impfen.
Eine mögliche Änderung dieser Empfehlungen kündigt nun die GKJR für Kinder mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) an: „Erste Studien weisen darauf hin, dass die MMR-Impfung unter bestimmten Bedingungen trotz immunsuppressiver Therapie bei diesen Kindern effektiv sein kann“, so Borte. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, könnten zukünftig mehr Kinder mit JIA von Lebendimpfstoffen profitieren.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Impfeinschränkungen für Menschen mit entzündlichem Rheuma spricht sich Borte im Angesicht der aktuellen Diskussion für eine Pflichtimpfung bei Masern aus und verweist auf die USA, wo nur geimpfte Kinder in Schulen zugelassen werden. „Hohe Impfquoten gewährleisten eine Herdenimmunität“, betont er. „So werden auch diejenigen geschützt, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, unter anderem Menschen mit Rheuma.“
Generell sollten Impfungen bei Rheuma-Patienten nicht während einer aktiven Krankheitsphase erfolgen. Zudem sollten Patienten mit unterdrücktem Immunsystem engen Kontakt mit Menschen meiden, die eine Polio-, Typhus- oder Rotavirenimpfung bekommen haben. Die Ansteckungsgefahr sei zu groß.
„Mit den neuen Impfempfehlungen hoffen wir, Ärzten und Patienten mehr Sicherheit zu geben und die Impfquoten bei Menschen mit Rheuma zu verbessern“, erklärt Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz vom Universitätsklinikum Heidelberg und Tagungspräsident des DGRh-Kongresses. Welche Auswirkungen schlechte Impfquoten in der Bevölkerung für Menschen mit Rheuma haben und welche Impfstrategie Experten empfehlen, ist Thema der Kongress-Pressekonferenz, die am 19. September 2013 in Mannheim stattfindet.
Quellen:
- Impfempfehlungen der DGRh:
S. Goldacker et al.: Impfungen bei erwachsenen Patienten mit chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013, DOI 10.1007/s00393-013-1155-4 (in Kürze auch unter: www.dgrh.de)
- Redemanuskript Professor Dr. med. Michael Borte, Leipzig und Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Heidelberg
Pressemitteilung:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
Kongress-Pressestelle
Kathrin Gießelmann/Christina Seddig
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