Neue Biologicals für Rheuma- und Osteoporosepatienten
Die allmähliche Gelenkzerstörung ist für die meisten Menschen mit Rheumatoider Arthritis kein unabwendbares Schicksal mehr. Medikamente aus der Gruppe der Biologicals können die Erkrankung mittlerweile bei drei von vier Patienten stoppen. Welche neuen Wirkstoffe auch jenen Patienten helfen könnten, bei denen die bisherigen Mittel nicht anschlagen, ist ein Thema auf dem 5. Kongress des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (BDRh). Zudem diskutieren die Fachärzte den Einsatz von Biologicals bei Osteoporose.
"Die Biologicals haben die Rheumatherapie revolutioniert. Sie gehören zu den erfolgreichsten Medikamenten seit der Entdeckung des Kortisons”, sagt Professor Dr. med. Jörn Kekow, 2. Vorsitzender des BDRh.
Biologicals sind molekularbiologisch hergestellte Medikamente, die gezielt bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers hemmen. Sie zielten bislang vor allem auf die Blockade des Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha).
„Dieser Signalstoff der Gelenkentzündung gilt als einer der maßgeblichen Faktoren der rheumatischen Gelenkzerstörung”, erklärt Kekow, der auch Ärztlicher Direktor am MEDIGREIF Fachkrankenhaus für Rheumatologie und Orthopädie in Vogelsang-Gommern bei Magdeburg ist.
„Wie wir mittlerweile wissen, gibt es jedoch noch weitere Botenstoffe, die für den Entzündungsprozess der Rheumatoiden Arthritis verantwortlich sind. Einer davon ist Interleukin 6“, erläutert Kekow. Es lässt sich mit dem Wirkstoff Tocilizumab blockieren, ein entsprechendes Biological ist seit 2009 auf dem Markt.
„Es handelt sich dabei um eine ideale Ergänzung zu der Substanz Rituximab, die bereits seit längerem verfügbar ist“, berichtet Kekow im Vorfeld des BDRh-Kongresses. Beide Wirkstoffe blockieren die B-Zellen des Immunsystems, die für die Bildung von zerstörerischen Antikörpern verantwortlich sind. Während der Antikörper Rituximab direkt zu einer nachhaltigen Reduktion der B-Zellen führt, blockiert Tocilizumab den Rezeptor für den B-Zellwachstumsfaktor Interleukin 6.
In der Osteoporose-Therapie kommt ebenfalls in Kürze ein Biological zum Einsatz. Die auch als Knochenschwund bezeichnete Krankheit ist weit verbreitet: Experten gehen von fast acht Millionen Betroffenen allein in Deutschland aus.
Der Antikörper Denosumab hemmt das Protein „RANKL”, mit dem sich knochenauf- und knochenabbauende Zellen verständigen. Wird es neutralisiert, stellen die Zellen, die den Knochen abbauen, ihre Arbeit ein. Das Mittel wird demnächst zur Behandlung der Osteoporose nach den Wechseljahren eingeführt.
„Nach dieser Erstzulassung ist zu hoffen, dass die Substanz bald auch bei Rheuma-Patienten angewendet werden kann, um die Knochenzerstörung aufzuhalten”, so Kekow, der die Fortschritte in der Therapie mit Biologicals auch mit seinen Kollegen auf dem BDRh-Kongress diskutieren wird.
5. Kongress des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (BDRh),
15. bis 17. April 2010, Hilton Munich Park, München
Quelle:
Silke Stark, Pressestelle 5. Kongress des Berufsverbandes
Deutscher Rheumatologen (BDRh)