Mehr vom ACR 2006 – Die Behandlung mit Rituximab ist kein Ausschlusskriterium für eine Grippeimpfung
Eine Studie, die vor dem Hintergrund der anstehenden Grippezeit besonders aktuell ist: Danach können Rituximab-Patienten ohne Probleme gegen Grippe geimpft werden.
Insbesondere Patienten mit chronischen Erkrankungen und mit einer immunsuppressiven Therapie haben ein erhöhtes Risiko, an Infekten zu erkranken. Die Ansteckung an Grippe (Influenza) ist durch eine Grippeschutzimpfung vermeidbar. Allerdings wird immer wieder die Frage gestellt, ob unter einer Therapie mit Immunsuppressiva überhaupt ein Impferfolg eintritt oder aber ob der Effekt der Grippeschutzimpfung vermindert ist, weil die medikamentös bewirkte Immunsuppression (" Schwächung des Immunsystems") nur eine verminderte humorale Immunantwort bewirkt.
Eine zweite Frage ist, ob es durch die Grippeschutzimpfung zu einer Schubauslösung kommen kann oder zumindestens zu einer Verstärkung der Entzündungsaktivität der rheumatischen Erkrankung.
Für die Therapie mit Rituximab (Handelsname MabThera) gibt es auf diese Fragen nun eine Antwort.
Eine israelische Arbeitsgruppe hat untersucht, inwieweit Rituximab einen Einfluss auf die Wirksamkeit und Sicherheit einer Schutzimpfung gegen das Influenza-Virus ausübt.
Methodik: Die Studienpopulation umfasste 29 RA-Patienten, die mit Methotrexat behandelt wurden (Gruppe 1), 8 RA-Patienten, die Rituximab erhielten (Gruppe 2), und 21 gesunde Kontrollpersonen (Gruppe 3). Der verwendete Impfstoff enthielt drei verschiedene Antigene (Hämagglutinine von B/Shanghai, A/New Caledonian (NC) und A/California). Am Tag der Impfung und sechs Wochen danach wurden Parameter zur Krankheitsaktivität erhoben (Zahl der schmerzhaften und geschwollenen Gelenke, Morgensteifigkeit, Stärke der Schmerzen per visueller Analogskala und BSG). Antikörper wurden nach einer WHO-Standardprozedur mit dem Hämagglutination-Inhibitions(HI)-Test erfasst. Ein Ansprechen war definiert als ein >= 4faches Ansteigen der HI-Antikörper sechs Wochen nach der Impfung oder als Serokonversion bei Patienten mit einem nicht-protektiven Antikörpertiter von <1/40. Um den Immunitätsstatus einer gesamten Gruppe zu erfassen, wurden mittlere Titer (MT) berechnet.
Ergebnisse: Zu Studienbeginn waren die protektiven Titer der HI-Antikörper und die mittleren Titer für die drei Gruppen vergleichbar. Sechs Wochen nach der Impfung wurde für das NC Antigen in allen drei Gruppen ein signifikantes Ansteigen des MT beobachtet. Ein signifikanter Anstieg der mittleren Titer des Shanghai und California Antigens wurde nur in den Gruppen 1 und 3 gesehen. Der Prozentsatz an Respondern war niedrig, jedoch für alle drei Gruppen vergleichbar. Unter den Rituximab-Patienten waren signifikant weniger Responder auf das California Antigen als in Gruppe 1 oder in der Kontrollgruppe. Ein Ansprechen auf >=1 Antigen wurde für 52% der RA-Patienten unter MTX, 62% der Rituximab-Patienten und 55% der gesunden Kontrollgruppe festgestellt. Die Parameter der Krankheitsaktivität blieben unverändert.
Schlussfolgerung: Sowohl bei den gesunden Kontrollpersonen als auch bei den RA-Patienten bewirkte der Grippeschutzimpfstoff eine vergleichbare humorale Immunität. Obwohl bei den Rituximab-Patienten das Ansprechen auf das California Antigen geringer war, war der Anteil an Respondern auf die beiden anderen Antigene für alle drei Gruppen vergleichbar. Die Autoren schließen aus ihren Ergebnissen, dass die B-Zell-Depletion die durch eine Impfung auszulösende humorale Immunantwort nicht unbedingt beeinflussen muss. Die Behandlung mit Rituximab ist kein Ausschlusskriterium für eine Grippeimpfung.
Quelle und Link zum Original-Abstract:
Abstract 1234. Vaccination Against Influenza in Rheumatoid Arthritis Patients: The effect of Rituximab on the Humoral Response
Chirly Oren1, Michal Mendelbaum2, Daphna Paran1, Jacob Ablin1, Irena litinsky1, David Levartovsky1, Ella Mendelson2, Irena Wigler1, Dan Caspi1, Ori Elkayam1. 1Tel Aviv Medical Center, Tel Aviv, Israel; 2Sheba Medical Center, Tel Aviv, Israel