Mehr Schaden als Nutzen durch Depot-Cortison bei der rheumatoiden Arthritis
Die alleinige Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit intramuskulären Cortisonspritzen verursacht viele Nebenwirkungen bei einer insgesamt relative kurzen Wirkungsphase.
Über die Wirkungsweise von Depot-Cortison-Spritzen zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) ist relativ wenig bekannt. Im Rahmen einer zweijährigen Studie untersuchte eine englische Arbeitsgruppe um E.H. Choy vom King´s College in London die positiven und negativen Auswirkungen von intramuskulärem Depot-Cortison bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Zu Beginn der Studie erhielten 91 RA-Patienten entweder 120mg Depot-Cortison oder ein Placebo. Während der zwei Jahre wurde die Krankheitsaktivität, die Konchendichte und die radiologischen Veränderungen der Hände und Füsse festgehalten.
Zunächst war die Krankheitsaktivität in der Kortison-Gruppe rückläufig, während sie in der Placebo-Gruppe erwartungsgemäß unverändert blieb. Aber bereits nach 6 Monaten war dieser Behandlungsvorteil durch Kortison nicht mehr nachweisbar. In der Kortison-Gruppe lies sich eine geringe aber signifikante Reduktion der radiologischen Gelenkdefekte nachweisen.
Diesem Vorteil stand allerdings eine deutliche Erhöhung der Nebenwirkungsrate durch die Kortisonspritze entgegen. Unter anderem kam es zum Auftreten von Wirbelkörperbrüchen, Blutzuckererhöhungen und Herzinfarkten. Die Knochendichte des Hüftkopfes lag unter Cortison deutlich niedriger als in der Placebo-Gruppe.
Zusammenfassend läßt sich also festhalten, dass die positiven Effekte des Depot-Cortisons in Bezug auf die Krankheitsaktivität nur kurzzeitig anhielten und dass es unter Cortison nur zu einer geringfügigen Reduktion der erosiven Gelenkveränderuingen kam. Demgegenüber stand eine deutliche erhöhte Rate ernsthafter Nebenwirkungen. Trotz des anfänglichen Benefits durch das Depot-Cortison ist es daher nicht empfehlenswert, Patienten über längere Zeit mit Cortison (in hohen Dosen) zu behandeln. Günstiger ist es Patienten, die auf eine Basistherpie nicht ansprechen, mit einem anderen Basismedikament oder mit einer Kombinationstherapie aus mehreren Basismedikamenten zu behandeln.
Literatur:
Choy EH, Kingsley GH, Khoshaba B, Pipitone N, Scott DL.
King's College London, United Kingdom. A two year randomised controlled trial of IM depot steroids in patients with established rheumatoid arthritis who have shown an incomplete response to disease modifying anti-rheumatic drugs.
Ann Rheum Dis. 2005 Mar 10; [Epub ahead of print]