Mangel an Fachärzten schadet Rheuma-Patienten - DGRh fordert mehr Lehrstühle für Rheumatologie an Universitäten
Mannheim/Heidelberg – Mindestens drei Monate warten Patienten in der Regel auf einen Termin beim Rheumatologen. Dabei ist gerade bei der rheumatoiden Arthritis (RA) eine möglichst rasche Behandlung wichtig. Je früher die Therapie beginnt, umso größer die Chance, dass die Entzündung keine dauerhaften Gelenkschäden verursacht. Um die Versorgung und rechtzeitige Behandlung von Rheuma-Patienten in Deutschland zu sichern, fordert die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), den Mangel an Spezialisten zu beheben.
Dazu gehöre es, an jeder medizinischen Fakultät einen Lehrstuhl für Rheumatologie einzuführen, so die Experten der Fachgesellschaft. Wie die mangelhafte Präsenz von Rheumatologen an deutschen Universitäten die Situation mitverschuldet und was dagegen getan werden kann, war Thema der Pressekonferenz im Vorfeld des 41. DGRh-Kongresses am 11. September 2013 in Berlin.
Jeder vierte Mensch in Deutschland lebt mit der Volkskrankheit Rheuma. Die Betroffenen leiden an rheumatischen Gelenk-, Stoffwechsel- und Schmerzerkrankungen wie RA, Arthrose, Osteoporose oder Gicht. 60 Prozent der Betroffenen werden vorzeitig berentet. „Und das, obwohl dank neuester Therapien heute viele Rheuma-Patienten, die rechtzeitig behandelt werden, ein ganz normales Leben ohne Einschränkungen führen könnten“, erklärt Professor Dr. med. Matthias Schneider, Präsident der DGRh.
Der optimale Zeitraum für den Beginn der Therapie liegt bei höchstens sechs Monaten nach Krankheitsausbruch. Eine frühzeitige Therapie verhindere nicht nur Leid, sondern reduziere auch Kosten, betont der Direktor der Poliklinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Auf 240 Milliarden Euro jährlich werden in Europa die durch Rheuma verursachten Gesamtkosten geschätzt.
„Trotzdem gibt es in Deutschland nur einen Rheumatologen für 100 000 Einwohner“, kritisiert Schneider. Doppelt so viele wären nach Berechnungen der DGRh nötig. „Im Vergleich zu vielen unserer Nachbarländer sind Rheuma-Patienten in Deutschland unterversorgt.“ Die Gründe dafür sind nach Angaben des DGRh-Vorsitzenden vielfältig. Er hebt jedoch die niedrige Zahl von Professuren für Rheumatologie an den Universitäten hervor: Nur jede sechste medizinische Fakultät hat einen solchen Lehrstuhl; die Hälfte der Hochschulen bildet sogar ohne jegliche rheumatologische Kompetenz aus.
In der Verantwortung, dieses Problem zu lösen, sieht Schneider aber nicht die medizinischen Fakultäten und Universitäten. „Wir wollen die Rheumatologie nicht auf Kosten anderer Fachdisziplinen stärken“, betont auch Professor Dr. Hanns-Martin Lorenz, Tagungspräsident des DGRh-Kongresses vom Universitätsklinikum Heidelberg. Die schlechte und unzureichende Versorgung sei ein politisches Thema. „Die DGRh fordert einen rheumatologischen Lehrstuhl für jede medizinische Fakultät“, sagen die beiden DGRh-Experten im Vorfeld des DGRh-Kongresses. Nur so sei die Versorgung der 20 Millionen Menschen mit Rheuma gesichert.
Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
Kongress-Pressestelle
Kathrin Gießelmann/Christina Seddig
41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
18. bis 21. September 2013, Congress Center Rosengarten, Mannheim
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