Magnettherapie – Reine Geldverschwendung?
Seit etlichen Jahren werden bei diversen Erkrankungen magnetische Gegenstände mit der Hoffnung auf Heilung verwendet, obwohl es laut einer Veröffentlichung im „British Medical Journal“ keine Beweise für eine Wirksamkeit gibt.
Magnetische Armreifen, Kniekissen und ähnliche, sowohl teure als auch ungeprüfte Utensilien, erreichen einen Marktwert von 1 Milliarde Dollar pro Jahr, eine Summe, die laut der amerikanischen Professoren Leonard Finegold und Bruce Flamm besser in bewährte Therapien gesteckt werden sollte. Wenn die Begriffe "magnet" und "healing" als Suchbegriffe bei Google eingegeben werden erscheinen über 20.000 Seiten mit Suchergebnissen; dabei sind die Seiten, die Magnetresonanzverfahren zum Thema haben schon ausgenommen! Mit den deutschen Begriffen "Magnet" und "Heilung" sind es allerdings deutlich weniger Ergebnisse, was für die stärkere Bedeutung dieses Themas in Amerika spricht.
Auch wenn in einer Studie zur Wirksamkeitsprüfung der Magnete bei 194 Patienten mit Osteoarthritis eine Schmerzreduktion gefunden wurde, ist unklar, auf welcher Wirkung dieses Ergebnis beruhen könnte. Allein auf Grund der Reaktion von z.B. magnetischen Armreifen mit Metallen in der Umgebung ergibt sich eine anziehende oder abstoßende (je nach Ladung) Wirkung auf das Armband. Der Träger könnte dies als minimalen Druck oder Zug verspüren und dadurch möglicherweise ein etwas geändertes Schmerzempfinden haben. Es ist zudem äußerst schwierig, eine Gegenprobe an Teilnehmern mit nicht-magnetischem Kontrollgegenstand durchzuführen, da die fehlende Magnetwirkung sofort offensichtlich ist und somit der typische „Placebo-Effekt“ durch den Glauben an die Wirkung entfällt.
Die Ärzte sehen durch die vermehrte Anwendung derartiger Gegenstände die Gefahr, dass dabei die zu Grunde liegende Erkrankung unbehandelt bleiben könnte und mögliche Therapiezeiträume ungenutzt verstreichen. Da die Magnetobjekte häufig von bekannten Sportlern beworben werden und ohne Einschränkungen vermarktet werden können, ist der Einfluss dieser Werbung auf Menschen, die vielleicht schon lange an einer Erkrankung laborieren und hier eine neue Hoffnung sehen, nicht verwunderlich.
Finegold und Flamm weisen in der Diskussion zu dieser Thematik auf die Magnetresonanztomografie hin, bei der starke Magnetfelder zwar der Diagnose dienen, aber ansonsten keinen Effekt auf menschliches Körpergewebe haben. Die minimalen Magnetfelder durch Armbänder oder ähnliche Objekte könnten danach erst recht keine Wirksamkeit zeigen.
Wenn Patienten dennoch auf Einsatz eines solchen Gegenstandes bestehen, sollte ihnen geraten werden, das preiswerteste zu kaufen, um zumindest die Belastung der Brieftasche möglichst klein zu halten.
Literatur
Finegold L, Flamm BL. Magnet therapy. BMJ.2006 Jan 7;332(7532):4.