M. Bechterew: Etanercept (Enbrel) reduziert nicht nur die Symptome, sondern verbessert auch die Wirbelsäulenbeweglichkeit
Die Therapie mit Etanercept (Enbrel) bei M. Bechterew führte in dieser zulassungsrelevanten multizentrischen, doppelblinden und placebokontrollierten Studie an 277 Patienten nicht nur zu einer symptomatischen Besserung der Erkrankung, sondern auch zu einer Verbesserung der Wirbelsäulenbeweglichkeit.
Durch die bahnbrechenden Arbeiten der Berliner Arbeitsgruppe um Jürgen Braun (jetzt Rheumaklinik Herne) und Jochen Sieper ist die Wirkung einer TNF-alpha-hemmenden Therapie mit dem monoklonalen TNF-alpha-Antikörper Infliximab (Remicade) bei M. Bechterew (ankylosierender Spondylitis) mittlerweile in mehreren Studien gut belegt. Wir haben in rheuma-online und in TIZ bereits mehrfach darüber berichtet.
Erste klinische Studien konnten auch für den löslichen TNF-alpha-Rezeptor Etanercept (Enbrel) als das zweite zur Verfügung stehende Konzept einer TNF-alpha-Blockade eine gute Wirkung bei M. Bechterew zeigen. Die vorliegende Studie untersucht die Wirkung und Verträglichkeit von Etanercept an einem größeren Kollektiv von Bechterew-Patienten.
In der multizentrischen, doppelblinden und placebokontrollierten Studie wurden 277 Patienten untersucht, die zunächst randomisiert und dann über einen Zeitraum von 6 Monaten entweder mit Etanercept in der Dosierung von 2x25 mg pro Woche (138 Patienten) oder mit Placebo (139 Patienten) behandelt wurden.
Der primäre Endpunkt dieser zulassungsrelevanten Phase III-Studie war der prozentuale Anteil von Patienten, die auf Basis der ASAS-Responsekriterien (entwickelt von der Assessment in Ankylosing Spondylitis Study Group) nach 12 und 24 Wochen eine mindestens 20%ige Verbesserung (ASAS 20) erzielt hatten.
Bei den ASAS-Kriterien handelt es sich um ein kombiniertes Beurteilungsverfahren, in dem Rückenschmerz, Entzündungszeichen und körperliche Funktionsfähigkeit mit berücksichtigt werden.
Zu Woche 12 hatten bereits 60% der mit Etanercept behandelten Patienten eine 20%ige Verbesserung in den ASAS-Responsekriterien (ASAS 20) erreicht, während dies in der Placebogruppe nur 27% der Patienten waren.
Nach 24 Wochen lag die Rate der ASAS 20-Responder in der Etanercept-Gruppe bei 58% und in der Placebogruppe bei 23%.
Nach einer von Wyeth, dem pharmazeutischen Hersteller von Enbrel in Deutschland, herausgegebenen Pressemitteilung kommentierte Prof. John Davis vom Zentrum für klinische Studien an der Universität des Staates Kalifornien in San Francisco diese Studienergebnisse wie folgt:
"Diese ermutigenden Resultate unter der Behandlung mit Etanercept lassen mich aufhorchen, zumal es sich hierbei um die erste Therapie handelt, die in einer Studie der Phase III bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis zu einer Verbesserung des Ausmaßes der Wirbelsäulenbeweglichkeit geführt hat.
Eine signifikante Anzahl von Patienten erfuhr unter der Behandlung mit Etanercept eine ausgeprägte Verbesserung bereits 2 Wochen nach Therapiebeginn. Die Patienten erlebten innerhalb von 2 Monaten nach Therapiebeginn das Maximum der Beschwerdelinderung und konnten diesen Zustand für die restliche Dauer dieser 6-Monatsstudie aufrechterhalten.
Bei der Untersuchung der Wirbelsäulenbeweglichkeit und des Rückenschmerzes, die ja die am meisten beeinträchtigenden Konsequenzen der ankylosierenden Spondylitis darstellen, stellten wir fest, dass bei den mit Etanercept behandelten Patienten im Vergleich zu den mit Placebo behandelten Patienten eine signifikant ausgeprägte Verbesserung der Beweglichkeit beobachtet werden konnte und der Wirbelsäulenschmerz um 50% zurückging. Etanercept hatte auch bei vielen Patienten positive Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung wie z.B. beim Ankleiden oder der Änderung der Blickrichtung über die Schultern ohne Drehung des gesamten Rumpfes".
Die Häufigkeit und Art von unerwünschten Ereignissen in dieser Studie entsprachen den Erfahrungen mit Etanercept aus früheren Studien. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse in placebokontrollierten Studien bei rheumatoider Arthritis (n=349) waren Reaktionen an der Einstichstelle (37%), Infektionen (35%) und Kopfschmerzen (17%). Nur die Anzahl der Reaktionen an der Einstichstelle war höher als unter Placebo.
Die häufigsten unerwünschten Ereignisse in einer Methotrexat-kontrollierten Studie (n=415) waren Infektionen (64%), Reaktionen an der Einstichstelle (34%) und Kopfschmerzen (24%). Nur die Anzahl der Reaktionen an der Einstichstelle war höher als unter Methotrexat.
Literatur
J.C. Davis 1, D. van der Heijde 2, J. Braun 3, M. Dougados 4, J.J. Cush 5, D.O. Clegg 6, W. Tsuji 7 1Department of Rheumatology, University of California, San Francisco, San Francisco, United States, 2Department of Rheumatic Diseases, University Hospital Maastricht, Maastricht, Limberg, Netherlands, 3Rheumatology, Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne, Germany, 4Rhumatologie B, Hopital Cochin, Paris, France, 5Arthritis Consultation Center, Presbyterian Hospital of Dallas, Dallas, 6Division of Rheumatology, University of Utah Health Sciences Center, Salt Lake City, 7Development, Amgen Inc., Thousand Oaks, United States
[OP0005] ETANERCEPT (ENBREL®) IMPROVES SIGNS AND SYMPTOMS OF ANKYLOSING SPONDYLITIS: RESULTS OF A PHASE 3 MULTICENTER CLINICAL TRIAL
Annual European Congress of Rheumatology (EULAR 2003), Lissabon, 18. – 21. Juni 2003, Ann Rheum Dis 62 (Suppl 1): 65 (Abstr OP0005)