LORA vs YORA: Unterschiede bei der Krankheitsprogression?
Mit zunehmendem Alter der Bevölkerung stellt sich die Frage, ob es Unterschiede beim Verlauf chronischer Erkrankungen zwischen jüngeren und älteren Patienten gibt. Zumindest für die rheumatoide Arthritis bzw. undifferenzierte Arthritis bei Krankheitsbeginn konnten die Wissenschaftler aus der Schweiz und Deutschland nicht feststellen, dass die entzündlichen Gelenkerkrankungen altersabhängig unterschiedlich verliefen.
In Abhängigkeit vom Alter des Patienten bei Krankheitsbeginn haben die Autoren dieser Arbeit die rheumatoide Arthritis (RA) in „late-onset RA“ (LORA >60–65 Jahre) und „young-onset RA“ (YORA, 30–55 Jahre) eingeteilt. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Alters der Bevölkerung wird die LORA zukünftig wohl an Bedeutung gewinnen. Ziel dieser Studie war daher ein Vergleich der RA-Progression zwischen LORA und YORA anhand von Röntgenbildern.
In die Studie wurden 592 Patienten mit früher Erkrankung aus dem Schweizer RA Register Swiss Clinical Quality Management (SCQM) in RA involviert, bei denen kürzlich (≤ 1 Jahr) eine RA oder eine undifferenzierte Arthritis durch den behandelnden Arzt diagnostiziert worden war.
Die Patienten wurden 5 Jahre lang beobachtet. Die Trennung zwischen YORA und LORA wurde bei einem Alter von 60 Jahren festgelegt. Primäre Studienendpunkte waren die Progression der RA und ihrer Aktivität, gemessen mit dem DAS28 und dem Ratingen Score der Röntgenbilder.
366 Patienten wurden der YORA und 226 der LORA bei Krankheitsbeginn zugeordnet. Bei den LORA-Patienten lagen die DAS28 Scores zunächst signifikant höher als bei YORA-Patienten. Als primäre Medikation wurden bei den LORA-Patienten überwiegend (68%) Corticosteroide eingesetzt (25,4% bei den YORA-Patienten). DMARDs wurde im Gegensatz dazu häufiger (100%) als Ersttherapie bei den jüngeren als bei den älteren Arthritis-Patienten (92,2%) verwendet.
Die Krankheitsaktivität (DAS28) nahm in beiden Kollektiven während der Beobachtungszeit ab, wobei die initial gemessenen Unterschiede nach 6 Monaten verschwunden waren.
Zu Beobachtungsbeginn lag auch der Ratingen Score bei den LORA-Patienten höher als bei den jüngeren Erkrankten. Das Fortschreiten der Gelenkschädigungen nach 5 Jahren wurde von den Autoren als ähnlich (3,3 (LORA) vs.2,6 (YORA)) bewertet.
Außerdem war es nicht möglich, anhand des Ratingen Scores zu Beobachtungsbeginn und nach 5 Jahren eindeutig zwischen LORA und YORA-Patienten zu unterscheiden. In beiden Gruppen nahm die radiologisch festgestellte Progression der Gelenkerkrankung linear zu, wenn man die Patienten in Gruppen pro Altersdekade von 20 bis 92 Jahren miteinander verglich.
Fazit:
Aufgrund dieser Studienergebnisse sehen die Autoren Patienten mit einer spät beginnenden entzündlichen Gelenkerkrankung nicht als separate Gruppe mit einer anderen Prognose hinsichtlich der radiologisch festellbaren Gelenkschäden als jüngere Patienten.
Literatur und Link
Is radiographic progression of late-onset rheumatoid arthritis different from young-onset rheumatoid arthritis? Results from the Swiss prospective observational cohort
Rüdiger B. Mueller, Toni Kaegi, Axel Finckh, Sarah R. Haile, Hendrik Schulze-Koops and Johannes von Kempis on behalf of the SCQM physicians
Rheumatology (2014) 53 (4): 671-677. doi: 10.1093/rheumatology/ket399
Abstract