Kritische Stimmen zweifeln die Überlegenheit von Mycophenolat Mofetil und Azathioprin gegenüber Cyclophosphamid zur Erhaltungstherapie bei Lupus-Nephritis an
Neuen Studienergebnissen zur Folge, soll die Erhaltungstherapie bei Lupus-Nephritis mit Mycophenolat Mofetil und Azathioprin sicherer und wirksamer sein, als die intravenöse Therapie mit Cyclophosphamid. Kritiker bemängeln einige Schwächen der Studie und relativieren diese Aussage.
Im November 2003 stellte Gabriel Contreras von der Universität in Miami auf der Jahresversammlung der American Society of Nephrology Ergebnisse einer Studie zur Therapie der Nierenbeteiligung bei Lupus Erythemtodes (LE) vor. Contrereas hatte im Rahmen seiner Studie bei 50 LE-Patienten mit einer Nephritis folgendes festgestellt: Nach einer anfänglichen Therapie mit intravenösem Cyclophosphamid (Endoxan) ist eine Erhaltungstherapie über 72 Monate mit Mycophenolat Mofetil (MMF, CellCept, Firma La Roche) oder Azathioprin (z.B.Imurek) wirksamer und sicherer, als die Langzeittherapie mit intravenösem Cyclophospsamid. Die Studie wurde finanziell von der Firma Roche unterstützt.
Diese Ergebnisse wurden im März diesen Jahres im New England Journal of Medicine veröffentlicht. In einem begleitenden Editorial äußern sich Dr. J. Balow und Dr. H. Austin vom US National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases kritisch zu diesen Studienergebnissen. Mit mehreren Argumenten zweifeln sie die Überlegenheit von Mycophenolat Mofetil und Imurek gegenüber Cyclophophamid in der Erhaltungstherapie an:
Zum einen zeige sich die Überlegenheit nur, wenn die Endziele der Studie - nämlich das Überleben des Patienten und der Niere - zusammengezogen würden. Betrachte man nur den Erhalt der Nieren, so ergebe sich kein statistisch signifikanter Unterschied. Außerdem sei die ethnische Verteilung der Studienteilnehmer nicht repräsentativ für die Verteilung des LE in Amerika (46% Schwarze, 49% Hispanische und 5%Weiße). Frühere Studien haben gezeigt, dass Cyclophophamid in der schwarzen Bevölkerung mit Lupus-Nephritis besonders schlecht anspreche.
Trotz ihrer Einwände erkennen Barlow und Austin die Hauptaussage von Contreras´ Studie an: Mycophenolat Mofetil und Azathioprin sind gute therapeutische Alternativen in der Erhaltungstherapie der Lupus-Nephritis. Sie fordern allerdings weiterführende Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit und mit einer repräsentativeren ethnischen Verteilung der Studienteilnehmer.
Literatur: 1. Contreras G, Pardo V, Leclercq B, et al. Sequential therapies for proliferative lupus nephritis. N Engl J Med 2004 Mar 4; 350(10):971-80.
2. Balow JE, Austin HA 3rd. Maintenance therapy for lupus nephritis--something old, something new. N Engl J Med 2004 Mar 4; 350(10):1044-6.
Anmerkung: weitere Studiendaten über den Einsatz von Mykophenolat Mofetil sind der Studie von Frau Ginzler aus New York zu entnehmen, über die wir in unserem Beitrag vom 17.11 2003 in rheuma-online berichtet haben.