Kraftvolles Zubeißen wieder möglich
An der Universität Frankfurt wurde erstmals ein neuartiges künstliches Kiefergelenk eingesetzt
Pionierarbeit mit einem internationalen Operationsteam
Am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main wurden erstmals einer Patientin zwei in den USA entwickelte künstliche Kiefergelenke eingesetzt. Professor Dr. med. Dr. dent. Robert Sader, neuberufener Direktor der Frankfurter Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, hat den Eingriff mit einem internationalen Team aus Deutschland und der Schweiz im August 2005 erfolgreich durchgeführt. In Deutschland gehört Robert Sader zu den Pionieren dieser neuartigen Operationstechnik, die künftig Patienten mit schweren degenerativen Kiefergelenkerkrankungen (Arthrosen) angeboten werden soll. Bereits vor drei Jahren versorgte Sader fünf Patienten in München mit der ersten Version dieses Gelenks. Im vergangenen Jahr war er bei drei weiteren Eingriffen in Basel beteiligt.
Neueste künstliche Kiefergelenke sind nur der erste Schritt
"Die Geschichte des Kiefergelenkersatzes ist bisher von vielen Fehlschlägen geprägt", so Sader. "Schuld waren ungenügendes Design der Implantate sowie unzureichende Materialeigenschaften." Auch die neuen künstlichen Kiefergelenke aus den USA lösen trotz Ihres hohen Preises von circa 7.500 Euro pro Stück nicht alle Probleme. Deshalb kommen sie im Moment nur bei den kompliziertesten Fällen zum Einsatz. "Unsere Patientin wies eine beidseitige Kiefergelenk-Arthrose auf. Sie hatte starke Schmerzen und erhielt unter ärztlicher Aufsicht Morphin als Schmerzmedikament." Nach dem vierstündigen Eingriff sei sie zwar wohlauf und schmerzfrei, aber sie werde ihren Mund dennoch nie mehr so gut bewegen können wie vor der Erkrankung.
Funktionell optimiert Kiefergelenkprothesen erst in einigen Jahren
"Hier kann in Zukunft die deutsche Forschung eine große Rolle spielen. In der Medizintechnik ist Deutschland führend, gleichauf mit den USA, Japan und der Schweiz", betont der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg. In einem interdisziplinären Team, das neben den Frankfurter Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen aus Biologen, Ingenieuren und Materialwissenschaftlern der TU Darmstadt besteht, möchte Professor Sader deshalb zukünftig eine neuartige Kiefergelenkprothese entwickeln, die funktionell optimiert auch von einem Zugang mit kaum sichtbarer Narbenbildung (Facelift-Schnitt) implantiert werden kann. Die Industrie hat bereits großes Interesse angemeldet, insbesondere weil diese Gelenke, die eigentlich für den Menschen gedacht sind, auch für ganz andere Anwendungen wie dem Gelenkersatz bei Katzen oder Hunden durchaus geeignet erscheinen. "Mit den ersten Kiefergelenkprothesen der neuen Generation ist jedoch frühestens in einigen Jahren zu rechnen", schätzt Sader.
Quelle: Pressemitteilung des Klinikums der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/Main
Für weitere Informationen:
Professor Dr. med. Dr. dent. Robert Sader
Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
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