Studie: Körpereigenes Protein bessert signifikant Arthrosesymptome
Nachdem das Präparat von den Entwicklern über einen langen Zeitraum zunächst ohne einen überzeugenden, wissenschaftlich anerkannten Wirksamkeitsnachweis angewendet und in den Medien propagiert wurde, liegen nun endlich die Ergebnisse einer langerwarteten klinischen Studie zur Therapie einer Kniegelenksarthrose mit Orthokin vor. Die Ergebnisse sind gut. Im Vergleich zu Hyaluronsäure und Placebo zeigte sich eine signifikante Überlegenheit der Orthokin-Injektionen.
Die Studie
Bei der knapp 400 Patienten umfassenden Studie der Orthopädischen Universitätsklinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wurde Orthokin, ein aus dem eigenen Blut der Patienten gewonnenes Protein, zur Therapie einer Kniegelenksarthrose im Vergleich zu Hyaluronsäure und Placebo eingesetzt. Professor Dr. Rüdiger Krauspe, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Düsseldorf, und Studienleiter Privatdozent Dr. Axel Baltzer, Zentrum für Molekulare Orthopädie/ Gemeinschaftspraxis Königsallee (Düsseldorf), stellten die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf vor. „Im Vergleich zur Injektion von Hyaluronsäure und Placebo zeigte sich ein deutlich größerer Behandlungserfolg bei der Orthokin-Therapie“, fasste Baltzer die Ergebnisse zusammen. Hyaluronsäure ist eine künstliche Gelenkschmiere. Als Placebo wurde Kochsalzlösung injiziert.
Wichtigstes Aufnahmekriterium für die Teilnahme an der randomisierten, prospektiven, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie war ein chronischer Knieschmerz aufgrund von Arthrose. Die Teilnehmer der multizentrischen Studie wurden drei Versuchsarmen zugeteilt (Orthokin, Hyaluronsäure und Placebo). Die Arthrosetherapie umfasste in allen Gruppen sechs Sitzungen, d.h. es erfolgten pro Patient insgesamt 6 Injektionen in das betroffene Kniegelenk. Nachuntersuchungen und Patientenbefragungen erfolgten nach sechs Wochen, drei und sechs Monaten. Hierbei wurden visuelle Analogskalen zur Schmerzmessung und der WOMAC-Score eingesetzt. Der WOMAC-Score (Western Ontario and McMaster Osteoarthritis Index) beinhaltet Fragen zu Schmerzen, Gelenksteifigkeit und Gelenkfunktion.
Die Ergebnisse
Auf der Visuellen Analogskala (0=kein Schmerz – 100=stärkster vorstellbarer Schmerz) lag die durchschnittliche Schmerzintensität bei der Erstuntersuchung bei 70. Sechs Monate nach der Behandlung zeigten sich deutliche Unterschiede: Die Orthokingruppe gab eine über 50-prozentige Schmerzbesserung an, während in der Hyaluronsäure- und Placebogruppe nur eine 25-prozentige Schmerzbesserung festgestellt wurde. Im WOMAC-Score zeigte sich in der Orthokingruppe ebenfalls eine Besserung der Symptome um über 50 Prozent. In den Vergleichsgruppen wurden nur 20 Prozent erzielt. Zudem benoteten die Patienten ihre Therapie: Als sehr gut bis befriedigend bewerteten bis zu 75 Prozent der Orthokin-Patienten die Therapie. Hingegen vergaben nur 40 Prozent das positive Urteil bei Hyaluronsäure und Placebo.
Die Verträglichkeit aller Therapieverfahren war gut. Insgesamt traten nur bei einem geringen Anteil von Patienten milde lokale Nebenwirkungen auf. Am niedrigsten waren diese in der Orthokingruppe.
„Insgesamt zeigte sich eine signifikant überlegene Wirkung der Orthokin-Therapie bei Kniegelenkarthrose im Vergleich zur Injektion von Hyaluronsäure und Placebo“, fasste Baltzer die Ergebnisse zusammen. Bei der Behandlung mit dem körpereigenen Serum zeigte sich eine Erfolgsquote von 70 % und die höchste Therapiezufriedenheit. An keinem Zeitpunkt zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen der Behandlung mit Hyaluronsäure und Placebo.
Arthrosetherapie mit Schutzproteinen
Die von dem Orthopäden Prof. Dr. Peter Wehling und dem Molekularbiologen Dr. Julio Reinecke in Düsseldorf entwickelte Orthokin-Therapie basiert auf Erkenntnissen über die biologischen Mechanismen der Arthroseentstehung. Bei diesem Verfahren wird das Schutzprotein Interleukin-1-Rezeptorantagonist aus Patientenblut gewonnen und injiziert. Bekannt ist, dass das Protein Interleukin-1 (IL-1) einen wesentlichen Faktor bei der Entstehung von Arthrose und dem Abbau von Knorpel spielt. Als Arthrosetherapie eignet sich deshalb der natürliche Gegenspieler Interleukin-1-Rezeptorantagonist (IL-1Ra). Denn IL-1Ra wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und knorpelschützend, da es hemmend in den Knorpelabbau eingreift.
„Bisher steht bei der Arthrosebekämpfung die symptomatische Behandlung mit Hyaluronsäure, Schmerzmitteln und Kortison im Vordergrund, was insbesondere bei Langzeitbehandlungen beträchtliche Nebenwirkungen verursachen kann“, erklärte Prof. Krauspe. „Die Studie zeigt nun erstmals, dass es eine wirksame und sichere Alternative auf biologischer Basis zu den bestehenden Therapiekonzepten gibt.“
Quellen:
Pressemitteilung der Universität Düsseldorf vom 31. Mai 2005
Abbildungsnachweis: http://www.neue-orthopaedie.de/downloads/studie/