Komplikationsrate unter NSAR in den letzten Jahren deutlich rückläufig
Die Häufigkeit schwerwiegender Nebenwirkungen am Magen unter Therapie mit cortisonfreien Entzündungshemmern (nicht-steroidalen Antirheumatika, NSAR) hat in den letzten Jahren nachgelassen. Diese positive Entwicklung ist zum einen auf den zusätzlichen Einsatz wirkungsvoller Magenschutzmittel (in erster Linie von sogenannten Protonenpumpenhemmern) und zum anderen auf die vermehrte Einnahme verträglicherer NSAR, speziell auch von sogenannten COX-2-Hemmern (Coxiben), zurückzuführen.
Die Schäden, die nicht-steroidale Antirheumatika am Magen hervorrufen können, sind allgemein bekannt. Sie reichen von leichten Entzündungen der Magenschleimhaut über Geschwüre bis hin zu Magendurchbrüchen und schweren Blutungen, die im ungünstigsten Fall sogar tödlich verlaufen können. In den letzten Jahren konnte die Häufigkeit dieser schwerwiegenden Nebenwirkungen auf verschiedene Weise reduziert werden. Zum einen hat sich die gleichzeitige Gabe wirksamer Magenschutzmittel (z.B. Protonenpumpenhemmer) bewährt. Zum anderen konnte das Risiko einer Schädigung der Magenschleimhaut durch den Einsatz besser verträglicher NSAR gesenkt werden.
Eine amerikanische Studie unter der Leitung von J. F. Fries von der Stanford-Universität in Kalifornien untersuchte, welche Maßnahmen genau zu einer Verminderung der Komplikationen unter NSAR-Therapie führten. Dazu wurden die Daten von 5.598 Patienten, die im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis mit NSAR therapiert wurden, über den Zeitraum von 1981 bis 2000 gesammelt. Es wurde untersucht, wie häufig diese Patienten einen Krankenhausaufenthalt in Folge von Magenproblemen (z.B. Blutungen, Magendurchbruch und andere schwerwiegende Komplikationen) benötigten.
Während des 19jährigen Beobachtungszeitraumes zeichneten sich zwei Phasen ab: In den Jahren 1981 bis 1992 kam es unter den Patienten mit NSAR-Einnahme zu einem Anstieg der Krankenhausaufenthalte von 0.6% auf 1.5% pro Jahr. In der anschließenden Periode bis zum Jahr 2000 war diese Tendenz erfreulicherweise wieder rückläufig bis zu einem prozentualen Patientenanteil von 0.5%.
Die Zunahme der Komplikationen bis 1992 war hauptsächlich durch den Anstieg des Patientenalters bedingt. Das heißt, dass es mit zunehmenden Alter auch zu einer Zunahme schwerer Nebenwirkungen kam. Die Abnahme der Krankenhauseinweisungen ab 1992 lies sich darauf zurückführen, dass insgesamt weniger von den als aggressiver geltenden NSAR wie Aspirin und Ibuprofen eingenommen wurden zu Gunsten besser verträglicher Präparate. Außerdem trug die zusätzliche Gabe von Protonenpumpenhemmern als effektives Magenschutzmittel zu diesem Erfolg bei.
Insgesamt hat sich das Risiko ernster Nebenwirkungen unter NSAR-Therapie bei diesem Patientenkollektiv seit 1992 um 67% verringert. Schätzungsweise sind 24% diese Erfolges darauf zurückzuführen, dass die Dosis der NSAR insgesamt geringer gehalten wurde. 18% ist Verdienst der Protonenpumpenhemmer und 14% steht in Zusammenhang mit dem Einsatz besser verträglicher NSAR, insbesondere aus der Gruppe der COX2-Hemmer (sogenannte Coxibe, Substanzen, die spezifisch das entzündungsauslösende Enzym COX2 (Cyclooxygenase-2) hemmen, ohne das magenschützende Enzym COX1 (Cyclooxygenase-1) zu blockieren, wie dies die konventionellen NSAR tun).
Literatur:
Fries JF, Murtagh KN, Bennett M, Zatarain E, Lingala B, Bruce B.
Stanford University, Stanford, California, USA. jff@stanford.edu The rise and decline of nonsteroidal antiinflammatory drug-associated gastropathy in rheumatoid arthritis. Arthritis Rheum. 2004 Aug;50(8):2433-40.