Kommunikation zwischen Knochen und Immunsystem: Welche neuen Therapieansätze für rheumatisch-entzündliche Erkrankungen lassen sich davon ableiten?
Bei der „Osteoimmunologie“ handelt es sich um einen Forschungsbereich, der an der Hypothese ansetzt, dass es eine Verbindung zwischen Immun- und Skelettsystem gibt. Die beiden Systeme sind enger miteinander verknüpft, als noch vor einiger Zeit angenommen wurde – beide nutzen die gleichen Botenstoffe und Wachstumsfaktoren. Das IMMUNOBONE-Konsortium ist auf der Suche nach weiteren Erklärungsansätzen für die Entstehung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Um welche es sich handelt, erläuterte Professor Dr. med. Georg Schett, Erlangen, während der Pressekonferenz anlässlich des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie am 20. September 2012 in Bochum.
Zahlreiche Erkrankungen mit systemischer Entzündungsaktivität wie chronische rheumatische Autoimmunerkrankungen gehen mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko einher. Schon lange wird die Hypothese vertreten, dass es ein enges Wechselspiel zwischen dem Immunsystem und dem Knochen und Knorpel geben muss. Diese Interaktionen dürfen für die Entwicklung von Krankheiten wie Osteoporose und Arthrose von großer Bedeutung sein.
Erste Erkenntnisse über die Interaktion zwischen dem Immun- und dem Skelettsystem wurden durch die Entdeckung des Proteins Receptor Activator of NF-κB Ligand (RANKL) in den letzten zehn Jahren gewonnen. Wobei gezeigt werden konnte, dass Moleküle auf der Oberfläche von Immunzellen den Knochenstoffwechsel beeinflussen. Wie das Immunsystem den Knochen beeinflusst, ist hingegen noch unklar.
Im Rahmen des Verbundprojekts IMMUNOBONE wird untersucht, wie eine Aktivierung des Immunsystems das Skelettsystem beeinflusst. Zusätzlich wird die Rolle des Knochens als „Schule“ für die Immunzellen untersucht. Da das Knochenmark die sogenannte Heimstätte des blutbildenden Systems und damit auch der späteren Immunzellen darstellt, ist gut vorstellbar, dass auch der Knochen Einfluss auf das Immunsystem nimmt. Letztendlich soll das Schwerpunktprogramm dazu beitragen, entzündungshemmende Therapien zu verbessern, um den Knochenabbau zu hemmen.
Forschungsansätze des Verbunds
Wissenschaftliche Schwerpunkte des DFG-Programms (SPP 1468), das unter der Leitung der Universitäten Erlangen, Jena, Münster und Gießen steht, sind unter anderem der Zellstoffwechsel von Osteoklasten und Osteoblasten, der Einfluss von Zytokinen und Adipokinen auf die Differenzierung dieser Zellen, die Entwicklung und Analyse von Tiermodellen, die immunologisch gesteuerte Veränderungen im Knochenstoffwechsel aufweisen, sowie die direkte Analyse von Effektorzellen und -molekülen aus Knochenproben von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Mit diesen Untersuchungen erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse im Verständnis der Entstehung entzündlich- rheumatischer Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis oder des Morbus Bechterew.
Das interdisziplinäre Verbundprojekt „Osteoimmunologie – IMMUNOBONE – A Program to Unravel the Mutual Interactions between the Immune System and Bone“ ist im Juni 2010 von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) mit einem Fördervolumen von 7,3 Millionen Euro für die ersten drei Jahre bewilligt worden. 27 Teilprojekte aus insgesamt 23 nationalen Forschungseinrichtungen sind in das Schwerpunktprogramm eingeschlossen. So soll durch die Zusammenarbeit führender Wissenschaftler aus den Bereichen Immunologie, Knochen- und Knorpelbiologie, Rheumatologie, orthopädische Chirurgie, Hämatologie und molekulare Genetik das junge Forschungsfeld Osteoimmunologie gestärkt werden.
Quelle: Vortrag Professor Dr. med. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Immunologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Erlangen
Pressemitteilung zur Pressekonferenz anlässlich des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Donnerstag, 20. September 2012, RuhrCongress
Kathrin Gießelmann/Christina Seddig
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) Kongress-Pressestelle