Kinderwunsch bei Rheumatherapie: Das müssen Sie beachten!
Das Ergebnis vorab: Wichtig für eine glücklich verlaufende Schwangerschaft ist die sorgfältige Planung und das frühzeitige vertrauensvolle Gespräch mit dem behandelnden Rheumatologen.
Medikamente, die häufig zur antirheumatischen Therapie verwendet werden, wurden von Ärzten der Saint Louis University in St. Louis, USA, auf eine mögliche Schädlichkeit während Schwangerschaft und Stillzeit geprüft. Hierzu führten sie eine umfangreiche Analyse der zur Verfügung stehenden medizinischen Literatur mit Hilfe der OVID-Datenbank durch.
Einige rheumatische Erkrankungen zeigen sich bei Frauen zum ersten Mal in dem Alter, in dem auch die Familienplanung eine größere Rolle zu spielen beginnt. Sehr häufig kann zur Beherrschung der aufgetretenen Erkrankung auf ein Antirheumatikum nicht verzichtet werden.
Cortisonhaltige Präparate können während der Schwangerschaft eingesetzt werden, allerdings sollten die ersten drei Monate (1. Trimester) der Schwangerschaft nach Möglichkeit ausgelassen werden. Wenn die Mutter ihr Baby stillen möchte, sollte sie nach der letzten Cortison-Einnahme vier Stunden warten, bis sie ihr Kind anlegt.
Nichtcortisonhaltige Antirheumatika (NSAR) und Cox-2-Hemmer (z.B. Celebrex) sollten 6-8 Wochen vor dem Entbindungstermin abgesetzt werden.
Während gegen eine Einnahme von NSAR während der Stillzeit bis auf ein gewisses Gelbsucht-Risiko nichts einzuwenden ist, liegen für die gleichzeitige Einnahme von Cox-2-Hemmern nicht genügend verlässliche Daten vor.
Hydroxychloroquin (z.B. Quensyl) und Sulfasalazin (z.B. Azulfidine RA) können sowohl in der Schwangerschaft, als auch in der Stillzeit weiter eingenommen werden.
Methotrexat (z.B. Lantarel) und Leflunomid (z.B. Arava) sind dagegen grundsätzlich kontraindiziert. Zu eventuellen Ausnahmen bezüglich der Einahme von Methotrexat können Sie sich ausführlich in unserer MTX-Artikelreihe zu diesem Thema informieren. Die weiterführenden Links hierzu finden Sie weiter unten.
Das Zytostatikum Cyclophosphamid (z.B. Endoxan) und das selektive Immunsuppressivum Mycophenolatmofetil (z.B. CellCept) sollten nach Möglichkeit sowohl während der Schwangerschaft, als auch während der Stillzeit vermieden werden.
Die Immunsuppressiva Azathioprin (z.B. Imurek) und Ciclosporin (z.B. Immunosporin) können unter enger Kontrolle während der Schwangerschaft eingesetzt werden, wenn eine Unterdrückung der Krankheitsaktivität dies unbedingt erfordert. Wenn die Mutter stillen möchte, ist die Verwendung dieser beiden Medikamente allerdings nicht erlaubt.
Ungenügende Daten zur Anwendungssicherheit während Schwangerschaft und Stillzeit gibt es bisher zu den verschiedenen TNF-alpha-Blockern (z.B. Enbrel, Humira, Remicade), zu Anakinra (z.B. Kineret) und zu Rituximab (z.B. MabThera).
Auch männliche Patienten sollten auf die Einflüsse achten, die Methotrexat, Sulfasalazin, Leflunomid und Cyclophosphamid auf ihre Fruchtbarkeit haben können. Zu Methotrexat finden Sie auch hierzu weitere Informationen in unserer MTX-Artikelreihe.
Grundsätzlich müssen behandelnde Ärzte die Auswirkung der antirheumatischen Therapie auf eine Familienplanung der Patienten ausführlich mit diesen besprechen. Nutzen und Risiken einer Behandlung müssen jetzt besonders sorgfältig abgewogen werden.
Wenn eine Schwangerschaft längerfristig geplant wird, können potenziell schädliche Substanzen gemieden werden. Diese Vorgehensweise verspricht einen erfolgreicheren Schwangerschaftsverlauf und eine geringere Gefahr der Schädigung des Kindes.
Den gleichen günstigen Verlauf kann eine stabile Phase der rheumatischen Erkrankung bieten, die möglicherweise durch eine vorausgehende intensive Behandlung erreicht werden konnte.
Literatur
Katherine K. Temprano MD, Rama Bandlamudi MD and Terry L. Moore MD. Division of Rheumatology, Department of Internal Medicine, Division of Rheumatology and Pediatric Rheumatology, Saint Louis University, St. Louis, MO. Antirheumatic Drugs in Pregnancy and Lactation. Seminars in Arthritis and Rheumatism, Volume 35, Issue 2, October 2005, Pages 112-121