Kardiovaskuläre Effekte einer Calciumsupplementation
Im Unterschied zu der Nahrungsergänzung mit Calciumtabletten und Co ist für calciumreiche Nahrungsquellen kein Zusammenhang mit einem kardiovaskulären Risiko bekannt. Daher sollte die Calciumzufuhr über die Ernährung geregelt werden.
Studien bei älteren Frauen und bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion liefern Hinweise, dass die Zufuhr von Calcium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln das kardiovaskuläre Risiko erhöht.
Die Autoren haben die Sicherheit von Calciumsupplementen in einer Metaanalyse untersucht. Dabei fanden sie ein um 27 bis 31 Prozent erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt und eine 12 bis 20prozentige Zunahme für das Schlaganfallrisiko.
Diese Ergebnisse sind robust, weil sie auf einer vorab spezifizierten Analyse von randomisierten plazebokontrollierten Studien basieren und weil in allen Studien ein übereinstimmendes Ergebnis gefunden wurde. Man könne diskutieren, dass kardiovaskuläre Ereignisse nicht der primäre Endpunkt der Studien war. Einen Bias stelle diese Tatsache nicht dar – so die Autoren.
Eine kürzlich durchgeführte erneute Analyse der Women's Health Initiative lässt den Schluss zu, dass die gleichzeitige Verabreichung von Vitamin D diese unerwünschten Wirkungen der Calciumsupplementation nicht vermindert.
Das unter Calciumsupplementen erhöhte kardiovaskuläre Risiko stimmt auch mit epidemiologischen Daten überein, die bei der normalen Bevölkerung höhere Konzentrationen an zirkulierendem Calcium mit Herz-Kreislauferkrankungen in Verbindung bringen.
Für diese Risikoerhöhung sind einige mögliche pathophysiologische Mechanismen denkbar: eine Verkalkung der Gefäße sowie Effekte an der Funktion der vaskulären Zellen und auf die Blutgerinnung. Calcium-sensitive Rezeptoren vermitteln möglicherweise einige dieser Wirkungen.
Da die zusätzliche Zufuhr von Calcium das Frakturrisiko moderat reduziert und das kardiovaskuläre Risiko moderat erhöht, ist der Nutzen dieser Maßnahme fraglich.
Nahrungsquellen für Calcium scheinen einen ähnlichen Effekt auf die Knochendichte zu haben, obwohl ihr Einfluss auf das Frakturrisiko nicht geklärt ist. Da aber für Nahrungsquellen kein Zusammenhang mit einem kardiovaskulären Risiko bekannt ist, sollte man diesen den Vorzug geben. Die Behandlung der Osteoporose ist auch ohne zusätzliche Calciumgabe wirksam.
Anmerkung rheuma-online (Missler-Karger): Diesen Ergebnissen ist auch in der Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose im Erwachsenenalter des Dachverbands Osteologie 2009 Rechnung getragen worden.
Literatur und Links
Cardiovascular effects of calcium supplementation
I. R. Reid, M. J. Bolland, A. Avenell und A. Grey
Osteoporosis International
DOI: 10.1007/s00198-011-1599-9Online First™
Abstract
Weitere Informationen zur Calciumsupplementation bei rheuma-online:
Mittwoch, 04.08.2010
Effekt einer Supplementierung mit Calcium auf das Risiko für Herzinfarkt und kardiovaskuläre Ereignisse