Kampf dem Bauchkrampf
Forschungen der Gendermedizin haben ergeben, dass viele Auslöser von Erkrankungen von Männern und Frauen unterschiedlich verarbeitet werden, so auch Stress. Eine mögliche Folge können Bauchkrämpfe sein.
Frauen, insbesondere berufstätige Mütter, sind in verstärktem Ausmaß von Stress durch Mehrfachbelastung und daraus resultierendem Zeitmangel betroffen. Diese Faktoren sind häufig Ursache für einen Lebensstil, der Auslöser einiger Zivilisationskrankheiten ist. Adipositas aber auch Symptome wie häufige Bauchkrämpfe sind daher besonders bei Frauen im Steigen begriffen.
Die Anforderungen, die das Leben heutzutage stellt, sind oft geprägt von Mehrfachbelastung und Zeitmangel. Das trifft besonders auf berufstätige Mütter zu, die gleichzeitig Kinder, Haushalt und Beruf bewältigen müssen. Wenn es sich dann auch noch um eine Alleinerzieherin handelt, wird der Druck, dem die Frau ausgesetzt ist, enorm: sie hat die alleinige Verantwortung für Kinder, Haushalt und Einkommen.
"Busy-Mums" müssen funktionieren
Eine solche "Busy-Mum" muss ständig funktionieren. Zwischen den täglichen Aufgaben bleibt ihr kaum Zeit für sich selbst. Wenn sie von typisch stressbedingten Leiden wie Bauchkrämpfen geplagt wird, kann sich eine alleinerziehende Mutter nur selten den Luxus gönnen, ein entspannendes Vollbad zu nehmen.
Ständige Mehrfach- und Überbelastungen, Zeitmangel und Stress machen krank. Das geringe Zeitbudget, das berufstätige Mütter durch diese Mehrfachbelastungen für sich selbst haben, erhöht ihre Anfälligkeit für Krankheiten, die im Zusammenhang mit Stress und Überforderung stehen.
Stress macht Frauen krank
Univ. Prof.in Dr.in Alexandra Kautzky-Willer, erste Professorin für Gender Medizin in Österreich an der MedUni Wien und Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechsel erklärt: "Frauen führen auf Grund dieses Stress' oftmals einen ungesunden Lebensstil, der wiederum einen Anstieg von Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule und Erkrankungen aufgrund mangelnder Bewegung zur Folge hat.
Chronischer Stress kann zu einem Anstieg des Blutdrucks und des Cholesterinspiegels führen und die Entstehung von verschiedenen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes begünstigen. Weiters können Schlafstörungen, körperliche Symptome wie Rücken- oder Kopfschmerzen und auch das chronische Müdigkeitssyndrom auftreten. Funktionelle Darmstörungen, das "Reizdarmsyndrom" mit Bauchkrämpfen und –schmerzen und Veränderungen der Stuhlgewohnheiten sind weitere typische Stress-assoziierte Symptome bei Frauen."
Der Bauchkrampf ist weiblich
Laut einer Befragung durch das Linzer Meinungsforschungsinstitut IMAS leiden fünf Prozent der Männer und elf Prozent der Frauen in Österreich regelmäßig unter Bauchkrämpfen. Prim. Dr. Michael Häfner, Vorstand Interne Abteilung am Krankenhaus St. Elisabeth in Wien ist Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie und ist häufig mit den spezifischen Folgen von Stress im Verdauungsapparat konfrontiert:
"Stress hat die unterschiedlichsten gesundheitlichen Auswirkungen auf uns Menschen und er schlägt sich sprichwörtlich auf den Magen. Das Verdauungssystem gerät aus dem Gleichgewicht, Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe sind die Folge. Sie gehören zu den häufigsten Beschwerden, die Magen und Darm betreffen und sind sehr oft das Ergebnis von Stressbelastung. In Industrienationen leiden bis zu 30 Prozent der Bevölkerung unter Bauchschmerzen. Frauen sind deutlich öfter von Bauchschmerzen und mehr als doppelt so oft von Bauchkrämpfen betroffen als Männer. Am Reizdarmsyndrom erkranken Frauen zwischen 25 und 50 Jahren zwei- bis dreimal häufiger als Männer."
Wege zum guten Bauchgefühl
Um Bauchschmerzen zu begegnen gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Prim. Dr. Häfner dazu: "Entspannung und Wärme sind kurzfristig oft ein guter Ansatz. Sie fördern die Durchblutung und lassen verkrampfte Muskeln entspannen. Aber in den meisten Lebenssituationen wird es nicht möglich sein, sich ein Entspannungsbad zu gönnen. Wenn man am Arbeitsplatz ist, oder seine Kinder betreuen muss, kann man sich nicht einfach mal ein Bad einlassen. Hier kann eine Wärmflasche helfen oder, wenn es schnell gehen muss, ein krampflösendes Mittel aus der Apotheke, ein sogenanntes Spasmolytikum."
Um negativen Stress zu vermeiden oder besser dafür gewappnet zu sein, kann man selbst einiges beitragen, wie beispielsweise genug Wasser trinken und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Bei immer wiederkehrenden Beschwerden sollte auch an relativ häufige Veränderungen, wie Milchzuckerunverträglichkeit, gedacht werden.