Hyaluron Spritzen ins Kniegelenk können chirurgische Maßnahmen herauszögern
Patienten mit schweren Verschleißerscheinungen des Kniegelenkes (Gonarthrose) können durch Hyaluroninjektionen in das betroffene Gelenk den Zeitpunkt eines Gelenkersatzes um bis zu vier Jahre hinauszögern.
Auf dem diesjährigen Kongreß der orthopädischen Chirurgen wurden im Rahmen eines Posterbeitrages vielversprechende Studienergebnisse zur Hyaluronsäuretherapie der Kniegelenksarthrose veröffentlicht. Die Daten stammen aus einer Studie, in der über 6 Jahre hinweg Effekte einer Hyalurontherapie bei Patienten mit schwerster Arthrose des Kniegelenkes untersucht wurden. Bei allen Patienten war eigentlich auf Grund ihrer Beschwerden die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes vorgesehen. Die Studienteilnehmer erhielten stattdessen ein oder mehrere Zyklen einer Hyaluronbehandlung (Hylan G-F 20, Synvisc, Genzyme) und zwar jeweils 2ml wöchentlich in das betroffene Gelenk über drei aufeinanderfolgende Wochen.
Insgesamt behandelten die Studienleiter Dr. David Waddel und Dr. DeWayne Bricker (PAC Orthopedic Specialists of Louisiana, Shreveport) 1187 Knie von denen 45% zwei Zyklen benötigten, 14% drei Zyklen und nur wenige mehr als vier.
Nur 225 der behandelten Knie (entspricht 19%der Patienten) benötigten während der Studie ein künstliches Gelenk (Totalendoprothese). Eine Operation war vorallem dann notwendig, wenn die Patienten übergewichtig oder über 60 Jahre alt waren. Die anderen 962 Knie wurden während des Untersuchungszeitraumes nicht operiert. Nach Auswertung der Daten zeigte sich, dass bei 75% der mit Hyaluron behandelten Kniegelenke der Zeitpunkt bis zum Gelenkersatz um mindestens 1370 Tage (3,8 Jahre) hinaus gezögert werden konnte.
Diese erfreulichen Daten dürften vor allem für solche Patienten von Interesse sein, die entweder zu jung für einen Gelenkersatz sind oder aber aus anderen medizinischen Gründen nicht operationsfähig sind.
Es wurde eine Reihe anderer Posterbeiträge präsentiert, die sich mit Erfahrungen über Hyaluronspritzen in andere Gelenke beschäftigten so zum Beispiel in Hüfte, Ellenbogen und Schulter. Während in den USA derzeit alle erhältlichen Hyaluronpräparate lediglich zur Behandlung der Kniegelenke zugelassen sind, existieren in Europa und Kanada bereits Zulassungen für andere Gelenke.
Dr. Bob Salk (San Francisco, CA) berichtete von einer Hyaluronbehandlung des Handgelenkes bei 20 Patienten mit schweren schmerzhaften Verschleißerscheinungen. Nach 6 Monaten hatten diejenigen Patienten, die einen Behandlungszyklus über fünf Wochen erhalten hatten (wöchentlich eine Injektion), einen eindeutigen Behandlungsvorteil gegenüber einer Kontrollgruppe, die lediglich Kochsalz-Spritzen behandelt wurde.
Über seine Erfahrungen einer Hyaluronbehandlung bei Schultergelenksarthrose berichtete Dr. Theodore Blaine (Columbia University and New York Presbyterian Hospital, New York, NY). Im Rahmen einer Studie mit 603 Patienten erhielten die Studienteilnehmer entweder Hyaluron- oder Placebosspritzen. Nach 3 Monaten war die Anzahl der Patienten, die eine Beschwerdebesserung um mindestens 50% erlebten in der Hyaluron-Gruppe signifikant höher als in der Placebo-Gruppe.
Andere Kongreßteilnehmer äußerten sich ebenfalls positiv über die Hyaluron-Therapie der Kniegelenke. So helfe Hyaluron auch, Schmerzmedikamente und kortisonfreie Rheumamittel ein zu sparen. Andere wirkungsvolle Maßnahmen wie die Applikation von Glucosamine,Chondroitin und manchmal auch Kortison in das Kniegelenk sollten jedoch im `Hyaluron-Fieber´ nicht vergessen werden. Auch die Beratung zur Gewichtsreduktion und die Anleitung zu krankengymnastischen Übungen dürfen in einem umfassenden Behandlungskonzept nicht fehlen.