Humira für die Therapie der juvenilen Arthritis zugelassen
Der TNF-Antikörper Adalimumab erhielt von der Europäischen Zulassungsbehörde EMEA die Zulassungserweiterung für die polyartikuläre juvenile Arthritis.
Auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden wurde die neue Indikation vorgestellt.
Die Zulassung gilt für die Therapie der aktiven polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) in Kombination mit Methotrexat (MTX) bei Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren. Adalimumab ist zudem bei Patienten indiziert, die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Basistherapeutika (DMARDs) nur unzureichend angesprochen haben.
Im Fall einer Unverträglichkeit von MTX, oder wenn eine weitere Behandlung damit nicht angezeigt ist, kann Adalimumab auch als Monotherapie verabreicht werden.
Die juvenile idiopathische Arthritis ist der Sammelbegriff für insgesamt 5 verschiedene Verlaufsformen von entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Bei der polyartikulären Form sind fünf oder mehr Gelenke betroffen. Alle Formen der JIA stellen zusammen die weltweit häufigste Form rheumatischer Erkrankungen bei Kindern dar.
„Adalimumab ist nach acht Jahren eine neue Biologika-Therapie für Patienten mit JIA. Insbesondere die zweiwöchentliche Selbstapplikation ermöglicht den jungen Patienten eine einfache Anwendung zuhause“, unterstreicht Dr. Gerd Ganser, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendrheumatologie des St. Josef-Stiftes Sendenhorst.
Für Kinderrheumatologen sei es wichtig, für diese potentiell stark beeinträchtigende Erkrankung neue Therapieoptionen einsetzen zu können. JIA ist die erste pädiatrische Indikation für Adalimumab in Europa und die sechste Indikation für den vollständig humanen Antikörper insgesamt.
Eine JIA tritt vor dem 16. Lebensjahr auf. Die Symptome umfassen gewöhnlich anhaltende Gelenkschwellungen, Schmerzen und Steifheit. Jedes Gelenk kann betroffen sein und die Beweglichkeit kann durch die Entzündung eingeschränkt werden.
Behandlungsziel ist es daher, die Entzündung zu kontrollieren und somit den Schmerz zu lindern, die Beweglichkeit und die Gelenkfunktion zu erhalten sowie das Fortschreiten der Erkrankung und die damit zusammenhängende irreversible Schädigung des Gelenks zu verhindern.
Die klinische JIA-Studie mit Adalimumab
Die europäische Zulassung basiert auf den Ergebnissen einer 48-wöchigen Phase-III-Studie mit 171 Kindern, die an polyartikulärer JIA litten. An diese Studienphase schloss sich eine offene Verlängerungsstudie an.
Im ersten Teil der 48-Wochen-Studie wurden die Patienten zweier Gruppen (mit oder ohne MTX-Gabe) offen mit Adalimumab s. c. alle 14 Tage über 16 Wochen behandelt.
Kinder, die unter der Behandlung eine Verbesserung der Symptome um mehr als 30 Prozent zeigten (Pedi ACR30), wurden für den zweiten Teil der Studie randomisiert (n=133). Hier erhielten sie verblindet entweder Adalimumab oder Plazebo für weitere 32 Wochen oder bis die Erkrankung wieder aufflammte.
Bei Kindern, die im zweiten Teil der Studie Adalimumab erhielten, kam es deutlich seltener zu einem Wiederaufflammen der Erkrankung als unter Plazebo.
Dies galt sowohl für Patienten ohne (43 vs. 71 %, p=0,03) als auch mit zusätzlicher MTX-Gabe (37 vs. 65 %, p=0,02).
Darüber hinaus erreichten im Vergleich zur Plazebogruppe doppelt so viele Kinder unter Adalimumab nach 48 Wochen die ACR Ped 70-Kriterien (56 vs. 28 %, p<0,01).
Das Therapieansprechen wurde anhand des „American College of Rheumatology Pediatric 30 Score (Pedi ACR30)“ ermittelt, der einer 30-prozentigen Verbesserung der Symptome einer JIA entspricht. Dazu zählen unter anderem die Anzahl der Gelenke mit eingeschränkter Beweglichkeit, Schmerzen sowie der Behinderungsgrad.
Ein Wiederaufflammen war definiert als eine Verschlechterung um 30 oder mehr Prozent in mindestens drei der sechs Pedi ACR-Kriterien. Dabei durfte sich maximal einer der Wirksamkeitsparameter um mehr als 30 Prozent verbessern.
Nach dem Ende der 48-Wochen-Studie oder bei einem erneuten Erkrankungsschub konnten die Patienten in die offene Erweiterungsphase wechseln.
Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden routinemäßig während der Studie untersucht.
Bei Patienten, die Adalimumab kontinuierlich erhielten, konnte das klinische Ansprechen über zwei Jahre aufrechterhalten werden.
Häufigste Nebenwirkungen waren meist mild verlaufende Infektionen der oberen Atemwege und Reaktionen an der Einstichstelle. Tuberkulose oder schwere opportunistische Infektionen traten während der Studie nicht auf.
Häufigkeit und Typ der bei Kindern beobachteten unerwünschten Ereignisse glichen denen bei Erwachsenen in früheren Studien mit Adalimumab.
Quelle:
Pressekonferenz Abbott am 16.10.2008 in Wiesbaden