Humira für die Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA) bei Kindern ab sechs Jahren zugelassen
Anfang September 2014 wurde der TNF-alpha-Blocker Adalimumab (Handelsname: Humira®) für die Therapie der Enthesitis-assoziierten Arthritis (EAA) bei Kindern ab sechs Jahren zugelassen.
Wie AbbVie mitteilt, wurde der TNF-alpha-Blocker Adalimumab (Handelsname: Humira®) für die Therapie der Enthesitis-assoziierten Arthritis (EAA) bei Kindern ab sechs Jahren zugelassen. Die EAA zählt zu den juvenilen idiopathischen Arthritiden (JIA), Patienten mit EAA haben jedoch im Vergleich zu anderen juvenilen Arthritiden oft eine schlechtere Prognose [1,3]. Adalimumab ist der erste TNF-alpha-Blocker, der zur Behandlung der EAA bei Kindern schon ab sechs Jahren zugelassen wurde.
EAA: Unterform der JIA
In der juvenilen idiopathische Arthritis (JIA) wird eine klinisch heterogene Gruppe von Erkrankungen zusammengefasst [1]. Der Begriff steht für chronische, zumindest sechs Wochen persistierende Arthritiden mit einem Erkrankungsbeginn bis zum vollendeten 16. Lebensjahr nach Ausschluss anderer Ursachen. Eine Subklassifikation erfolgt nach Ablauf der ersten sechs Erkrankungsmonate in Abhängigkeit von der Anzahl betroffener Gelenke und extraartikulärer Manifestationen [5]. Bei der Subform der Enthesitis-assoziierten Arthritis besteht neben einer Arthritis eine Enthesitis. Akute Uveitiden mit günstiger Prognose treten bei 10% der Patienten auf und eine entzündliche Darmerkrankung kann ebenso beobachtet werden [5,6]. 70-80% der Patienten sind männlich. In den ersten sechs Monaten sind meist mehrere Gelenke betroffen, am häufigsten die Knie, Hüft-, Sprung- und Zehengrundgelenke. Eine Entzündung des Mittelfußes oder des Lidknorpels erhärten die Diagnose EAA [5,6]. Im Verlauf der Erkrankung entwickeln 35-48% der Kinder eine MRT-gesicherte Sakroiliitis [1]. Ein Befall der Wirbelsäule, der Iliosakralfugen, der Kostotransversalgelenke und der Kostosternalgelenke kann als juvenile Spondyloarthritis klassifiziert werden [5].
Im Vergleich zu anderen JIA-Kategorien wird die EAA mit schlechterer Funktionalität und Lebensqualität sowie stärkeren Schmerzen in Verbindung gebracht. Die Chance auf das Erreichen einer verminderten Krankheitsaktivität binnen eines Jahres ist geringer [1,3]. Eine frühzeitige und effektive Therapie ist daher angezeigt. Bisherige medikamentöse Therapien orientieren sich an der Behandlung Erwachsener. Sie umfassen NSAR, DMARDs und TNF-alpha-Blocker in Monotherapie oder in Kombination. Nach einem Therapieversuch mit NSAR wird auch bei Kindern in der Regel MTX eingesetzt, wobei die Wirksamkeit nur bei Arthritis belegt ist. Ein Wirksamkeitsnachweis von MTX für Enthesitis, Sakroiliitis und dem Aufhalten von Gelenkschädigungen fehlt bei Kindern mit EAA. Als weiteres Basistherapeutikum wird neben MTX auch Sulfasalazin verwendet. Bei Versagen der Basistherapie kommen in der Therapieeskalation TNF-alpha-Blocker zum Einsatz [1]. Bisher sind dafür nur Etanercept und Adalimumab zugelassen.
Wirksamkeit von Adalimumab bei EAA
Die gute Wirksamkeit von Adalimumab bei EAA spiegelt sich in den Studiendaten wider, die zur Zulassung von Adalimumab zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Enthesitis-assoziierter Arthritis ab sechs Jahren geführt haben. In der multizentrischen, randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie waren Patienten zwischen sechs und < 18 Jahren mit aktiver Enthesitis-assoziierter Arthritis eingeschlossen, die auf mindestens ein NSAR und mindestens ein DMARD unzureichend angesprochen haben (n = 46). Die Patienten erhielten nach 2:1-Randomisierung entweder bis zu maximal 40 mg Adalimumab (n = 31) oder Placebo jede zweite Woche (n = 15) für 12 Wochen. Der doppelblinden Phase folgte eine offene Fortsetzungsphase (OL). Während dieser Zeit erhielten die Patienten subkutan bis zu weiteren 192 Wochen jede zweite Woche 24 mg Adalimumab/m2 Körperoberfläche (KOF) bis zu maximal 40 mg Adalimumab. Bisher liegt eine Auswertung der Daten bis Woche 52 vor. Der primäre Endpunkt war die prozentuale Veränderung in der Anzahl der aktiven Gelenke mit Arthritis (Schwellung nicht als Folge von Deformierung oder Gelenke mit Bewegungsverlust plus Schmerzen und/oder Druckschmerzempfindlichkeit) zu Woche 12 gegenüber dem Therapiebeginn. Er wurde mit einer durchschnittlichen prozentualen Abnahme von 62,6 % bei Patienten in der Adalimumab-Gruppe im Vergleich zu 11,6 % bei Patienten in der Placebo-Gruppe erreicht. Die Verbesserung in der Anzahl der aktiven Gelenke mit Arthritis wurde während der OL-Phase bis Woche 52 der Studie aufrechterhalten. Die Mehrheit der Patienten zeigte eine klinische Verbesserung (jedoch nicht statistisch signifikant) bei den sekundären Endpunkten, wie z. B. Anzahl der Stellen mit Enthesitis, Anzahl druckempfindlicher Gelenke (TJC), Anzahl geschwollener Gelenke (SJC), pädiatrisches ACR-50-Ansprechen und pädiatrisches ACR-70-Ansprechen [2,4].
Zulassungsstudie: Verträglichkeit von Adalimumab bei EAA
Die Häufigkeit des Auftretens unerwünschter Ereignisse war in den beiden Studienarmen vergleichbar. Das Sicherheitsprofil von Adalimumab in dieser Studie stimmt mit dem bei der Behandlung von Kindern mit polyartikulärer JIA im Alter ab zwei Jahren überein [4]. Die empfohlene Dosis beträgt für Patienten mit Enthesitis-assoziierter Arthritis im Alter von sechs Jahren und älter 24 mg Adalimumab/m2 Körperoberfläche bis zu einer maximalen Einzeldosis von 40 mg Adalimumab, die alle zwei Wochen subkutan injiziert wird. Das Injektionsvolumen wird auf Basis der Körpergröße und des Körpergewichts des Patienten ausgewählt [2].
Fazit
Adalimumab reduziert die Anzeichen und Symptome der Enthesitis-assoziierten Arthritis (EAA). Innerhalb von 12 Wochen konnten bereits positive Veränderungen beobachtet werden. Der Effekt der Therapie blieb über 52 Wochen Behandlung erhalten [4]. Etanercept ist erst bei Jugendlichen ab 12 Jahren zur Behandlung zugelassen. Durch die neue Zulassung von Adalimumab steht nun auch für Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren mit Enthesitis-assoziierter Arthritis eine Therapie mit einem TNF-alpha-Blocker zur Verfügung.
Quelle: Pressemitteilung AbbVie
Literatur:
- Weiss PF, Adolesc Health Med Ther 2012 (3): 67-74
- Fachinformation Humira®, Stand: September 2014
- Weiss PF et al., Arthritis Rheum 2011; 63 (10): 105.
- Burgos-Vargas R et al., Arthritis Rheumatol 2014; 66 (Suppl 11): 4
- Horneff G et al., Z Rheumatol 2010; 69(8): 719-737
- Minden K et al., Z Rheumatol 2008; 67(2): 100-110