Höchst dotierter Rheumapreis geht an Burmester und Brenner
Der Carol-Nachman-Preis ist einer der wichtigsten Preise in der Rheumatologie. Dieses Jahr erhalten den Preis Prof. Dr. Michael B. Brenner aus Boston und Prof. Dr. Gerd Rüdiger Burmester aus Berlin. Die Carol-Nachman-Medaille geht an Prof. Dr. Joachim Kalden aus Erlangen. Die Preise wurden am 3. Mai 2013 feierlich vom Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Dr. Helmut Müller, verliehen.
Die Liebe zum Fußball führte ihn in die Rheumatologie. Ursprünglich wollte Prof. Dr. med. Gerd Rüdiger Burmester Psychiater werden. Dann hörte er während seines Medizinstudiums von einem jungen Mann, der aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr Fußball spielen konnte. Er litt an der Spondylitis ankylosans – einer rheumatischen Erkrankung, auch bekannt als Morbus Bechterew. Der große Fußball-Fan Burmester war davon so berührt, dass er begann, sich dem Fach der Rheumatologie zu widmen. Das war eine gute Entscheidung, denn seine bedeutenden Arbeiten zur Entwicklung von Strategien zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis haben einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die Krankheitsentstehung der rheumatoiden Arthritis (RA) zu verstehen und zielgerichtete Immuntherapien in die Praxis umzusetzen. Außerdem konnte er krankheitsrelevante Immun-, Bindegewebs- und Knorpelzellen charakterisieren und so die Zielzellen bei der RA klassifizieren.
Prof. Dr. med. Matthias Schneider zitierte in seiner Laudatio einen von Burmesters Mitarbeitern, der Burmester folgendermaßen beschrieb: „Ein scharfer Geist mal Führungsstärke plus soziale Kompetenz.“ Zudem habe Burmester einen exzellenten Instinkt für Entwicklungen. „Und falls dann immer noch Hirnzellen übrig bleiben“, so Schneider, „dann kommt eher der Witz als noch ein molekularer Antikörper.“
Prof. Dr. med. Elisabeth Märker-Herrmann fand lobende Worte für den weiteren Preisträger Prof. Michael Brenner aus Boston. Sie merkte an, es sei dem zwölfköpfigen Kuratorium nicht schwer gefallen, Brenner vorzuschlagen. Er habe einen außerordentlichen Fortschritt in der Rheumatologie bewirkt, indem er die Abwehrmechanismen des Immunsystems erforschte. Damit konnte bereits in großen Teilen herausgefunden werden, welche Zellsysteme wichtig bei der Entstehung der rheumatoiden Arthritis sind. Dafür analysierte er das Zusammenspiel zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem. Im Zentrum seiner Forschungsarbeiten lagen Untersuchungen zur weiteren Definition des durch Thymus-Lymphozyten (T-Zellen) getragenen Immunsystems sowie zur Aufdeckung und Regulation von entzündungs- und gewebedestruierenden Prozessen.
Die Carol-Nachman-Medaille 2013 erhielt Professor Dr. med. Dr. med. h.c. Joachim R. Kalden aus Erlangen. Er betrieb bedeutende Ursachenerforschung von immunologischen Erkrankungen, insbesondere für den systemischen Lupus erythematodes (SLE) und für die rheumatoide Arthritis (RA). Für beide Erkrankungen konnte er neue Therapieprinzipien eröffnen. Diese werden inzwischen auch auf die Behandlung von anderen Krankheiten, beispielsweise chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, übertragen. Während seiner 30-jährigen Tätigkeit als Direktor der Medizinischen Klinik III am Universitätsklinikum Erlangen legte er außerdem großen Wert auf die Förderung seines Nachwuchses, zu dem u.a. auch Burmester gehört. Kalden war zudem über viele Jahre Vorsitzender des Carol-Nachman-Kuratoriums, hat das internationale Renommee dieses bedeutenden Wissenschaftspreises der Rheumatologie wesentlich geprägt und ist seit zwei Jahren Ehrenvorsitzender des Kuratoriums.
Beim anschließenden Carol-Nachman-Symposium am darauffolgenden Tag widmeten sich die Preisträger sowie weitere anerkannte Mediziner aus dem Bereich der Rheumatologie dem Thema „Rheumatische Erkrankungen – Gene und Umwelt“. In den Vorträgen wurden die neuesten Erkenntnisse über die Bedeutung der genetischen und exogenen Faktoren bei der systemischen Sklerose, bei ANCA-assoziierten Vaskulitiden, beim SLE, bei der ankylosierenden Spondylitis sowie der RA zusammengefasst. Nach jedem Vortrag wurde diskutiert, wodurch ein persönlicher und anregender Austausch stattfand.
Den Carol-Nachman-Preis stiftet die Spielbank Wiesbaden. Das wissenschaftliche Symposium wurde von der Rheuma-Akademie organisiert und von dem pharmazeutischen Hersteller AbbVie unterstützt.