Hinterher ist man immer klüger - auch rückblickend bestätigt sich ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte unter Vioxx
Bereits in früheren Studien fanden sich Hinweise auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko unter Rofecoxib (Vioxx). Dem zur Folge hätte Marktrücknahme diese Medikamentes schon zeitiger erfolgen können.
Die im Jahr 2004 erfolgte Marktrücknahme von Rofecoxib (Vioxx) auf Grund eines erhöhten Herzinfarktrisikos ist immer noch in aller Munde. Doch fanden sich bereits in früheren Studien Hinweise auf vermehrte Herzinfarkte unter diesem Medikament, die allerdings zunächst fehlinterpretiert wurden.
In der im Jahre 2000 ausgewerteten VIGOR-Studie wurden die gehäuften Herzinfarkte unter Vioxx nicht auf das Medikament selbst zurückgeführt, sondern auf einen vermuteten schützenden Effekt von Naproxen in der Kontrollgruppe.
Eine Arbeitsgruppe aus der Schweiz machte sich zur Aufgabe, alle Studien durch zu forsten, in denen Vioxx mit anderen kortisonfreien Rheumamitteln verglichen wurde. Hauptaugenmerk wurde auf das Auftreten von Herzinfarkten gelegt. Insgesamt wurden 29 Studien ausgewertet. Bis Ende 2000 traten bei 20742 Patienten 52 Herzinfarkte unter Vioxx auf. Das entspricht einem relativen Risiko von 2.30 verglichen mit den Kontrollgruppen , die Placebo, andere cortisonfreie Rheumamittel (NSAR) oder Naproxen einnahmen. Die erhöhte Rate von Herzinfarkten war unabhängig von der Dauer der einzelnen Studien.
Auf Grund dieser rückblickenden Untersuchung kommen die Autoren zu dem Schluß, dass die Marktrücknahme von Vioxx schon zu einem früheren Zeitpunkt hätte erfolgen können, wenn Hersteller oder Zulassungsbehörden die Ergebnisse einzelner Studien exakter überwacht und auf Zusammenhänge hin untersucht hätten.
Literatur:
Juni P, Nartey L, Reichenbach S, Sterchi R, Dieppe PA, Egger M.
Department of Social and Preventive Medicine, University of Berne, Berne, Switzerland. Risk of cardiovascular events and rofecoxib: cumulative meta-analysis.
Lancet. 2004 Dec 4;364(9450):2021-9.