Herz-Kreislaufkomplikationen bei RA – Hilfe durch TNF-alpha-Blocker?
Können TNF-alpha-Blocker das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen (CVD) bei RA mindern? Rheumatoide Arthritis hat oft eine CVD im Gepäck. Wenn eine Basistherapie hier ebenfalls Wirkung zeigt, würde das Sterblichkeitsrisiko deutlich vermindert.
In der Ausgabe Juli 2005 des Journal of Rheumatology stellte die Studiengruppe um Dr. Lennart Jacobsson vom Universitätskrankenhaus in Malmö, Schweden, ihre Erkenntnis vor, dass stark wirksame antirheumatische Therapie eine schützende Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem entfaltet. Die zu Grunde liegende Studie ist die erste, die den Zusammenhang zwischen der Therapie mit TNF-alpha-Blockern und dem Risiko einer CVD-Ersterkrankung bei RA untersucht hat.
Von insgesamt 983 beobachteten RA-Patienten wurden 531 während der Studiendauer mit Etanercept (z.B. Enbrel) oder Infliximab (z.B. Remicade) behandelt.
Die Ärzte verglichen Patienten mit und ohne TNF-alpha-Therapie in Bezug auf das Auftreten von Herz-Kreislaufkomplikationen. Dabei wurden Alter, Geschlecht und Schwere der Erkrankung bei der Berechnung entsprechend berücksichtigt. Es spielt ja zum Beispiel eine große Rolle, ob ein Patient jünger oder älter ist, um das CVD-Erkrankungs-Risiko richtig einschätzen zu können. Ohne TNF-alpha-Therapie war dieses Risiko 2,5-fach erhöht.
In bisherigen Studien haben Jacobsson und seine Kollegen viele Hinweise für ein erhöhtes CVD-Risiko bei RA-Patienten gefunden. In der aktuellen Studie deutete hingegen nichts darauf hin, dass zu den Nebenwirkungen einer TNF-alpha-Therapie Herz-Kreislauf-Komplikationen gehören – im Gegenteil scheinen diese Medikamente hier einen schützenden Effekt zu haben.
Diese Ergebnisse passen auch zu der Annahme, dass eine Entzündung einen stark fördernden Effekt auf die Entwicklung einer CVD hat. Wenn die Entzündungsaktivität durch eine wirksame Therapie gehemmt wird, sinkt damit auch die CVD-Gefahr.
Durch die geringe Patientenzahl der Studie war es den Forschern nicht möglich, bei den CVD-Ereignissen noch einzelne Krankheitsbilder gesondert zu betrachten.
Es wäre aus ihrer Sicht zum Beispiel denkbar, dass TNF-alpha-Blocker einen ganz spezifischen Effekt auf arterielle Verschlusserkrankungen (Thromboembolien) oder Herzversagen haben könnten.
Starke Beschwerden und erhöhte Krankheitsaktivität zeigten einen deutlichen fördernden Einfluss auf die Entstehung einer CVD. Patienten, die einer TNF-alpha-Therapie zugeführt werden, haben in der Regel einen schweren Krankheitsverlauf, der sich oft anderen Therapien gegenüber als resistent erwiesen hat. In dieser Patientengruppe besteht ohnehin schon eine erhöhte CVD-Gefahr, so dass sie von einer schützenden Wirkung der Biologika besonders profitieren.
Auch bestimmte immunologische Mechanismen, die Weg bereitend für eine CVD sein können, werden möglicherweise durch die TNF-alpha-Therapie günstig beeinflusst. Der Einfluss der entzündungsfördernden Zytokine auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei RA-Patienten muss nach Meinung der schwedischen Ärzte noch genauer untersucht werden.
Literatur
Jacobsson LT, Turesson C, Gulfe A, et al. Treatment with tumor necrosis factor blockers is associated with a lower incidence of first cardiovascular events in patients with rheumatoid arthritis. J Rheumatol 2005; 32:1213-1218.