Heilwirkung von Magnetfeld, Laser & Co. umstritten
Manche Verfahren sind populär, aber wissenschaftlich nicht gesichert. Gegen Schmerzen, zur Heilung von Knochenbrüchen, bei Rücken- und Gelenkbeschwerden – in der Reha-Medizin werden gelegentlich auch Laserstrahlen und magnetische Felder eingesetzt. Allerdings ist der therapeutische Nutzen zweifelhaft, so die Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR).
Insbesondere gibt es nach Ansicht der Fachgesellschaft nach wie vor keine ausreichenden Nachweise für die Wirksamkeit von Soft Laser, Magnetfeldtherapie und Pulsierender Signalfeldtherapie – Verfahren, die recht häufig von Heilpraktikern und Physiotherapeuten, aber auch von manchen Ärzten angewendet werden.
Die meisten bisher vorliegenden klinischen Studien erfüllten nicht die heute üblichen Qualitätskriterien; zudem seien ihre Ergebnisse oft widersprüchlich, so die Feststellung der DGPMR. Daher könnten diese Verfahren von ihrer Seite nicht empfohlen werden. Die Soft Laser-Therapie etwa hat nach Angaben der Hersteller ein erstaunlich breites Einsatzgebiet: Von Geschwüren über Arthrosen bis hin zu Schnupfen, Mittelohrentzündung, Tinnitus, Prellungen, Zerrungen, Migräne und chronischen Schmerzen, selbst beim Dammschnitt nach der Geburt, beim Zähneziehen und neuerdings auch beim Beseitigen von Falten und Fettabsaugen – überall soll die Soft- oder Low-Level Laser-Therapie (LLLT) große Erfolge erzielen. Es gibt sogar im Versandhandel Lasergeräte, die jedermann bestellen und selbst anwenden kann, etwa zur so genannten Laser-Akupunktur. Das schwache Laserlicht im Milliwattbereich ist zwar nicht spürbar, bewirkt aber angeblich eine „Biostimulation“, die wie bei der pflanzlichen Photosynthese Zellen mit Energie versorgen soll. Heilwirkungen werden nicht nur an der bestrahlten Stelle vermutet, sondern praktisch überall, wo Beschwerden auftreten. Ein therapeutischer Nutzen, der die Wirkung eines Glühbirnchens mit gleicher Leistung übersteigt, wurde aber bisher nicht überzeugend gesichert, so die Ansicht der DGPMR. „Obwohl seit über zwei Jahrzehnten erforscht und angewendet, hat sich die LLLT bisher nicht in den verschiedenen Fachgebieten der Medizin durchsetzen können“, so die Bilanz des DGPMR-Experten Prof. Ulrich Smolenski.
Ähnlich verhält es sich mit der Magnetfeldtherapie, die Prof. Peter Kröling von der DGPMR analysiert hat. In den 50er Jahren fanden japanische Wissenschaftler heraus, dass ein Knochenbruch durch Reizung mit elektrischem Strom schneller wieder zusammenwächst. Dieser Effekt wurde in den 70er Jahren genutzt, indem man eine kleine Spule bei Patienten mit schlecht heilenden Brüchen implantierte. Durch das Magnetfeld einer großen äußeren Spule wurde in die Minispule ein elektrischer Wechselstrom induziert, der die gestörte Knochenheilung verbesserte. „Die guten Ergebnisse dieser ,invasiven’ Elektrotherapie ließen die Vermutung aufkommen, dass auch das Magnetfeld selbst heilwirksame Kräfte hat“, erläutert Prof. Kröling. „So entwickelten sich verschiedenste Formen der ,konservativen’ Magnetfeldbehandlung, die auf zahlreiche weitere Indikationen ausgedehnt wurde.“
Inzwischen gilt jedoch in der Fachwelt ein therapeutischer Nutzen zunehmend als unwahrscheinlich. Denn es mangelt an klinischen Studien unter ähnlich strengen Bedingungen, wie sie beispielsweise bei Tests von Medikamenten selbstverständlich sind. „Abgesehen von einzelnen Versuchen hat sich in 30 Jahren die Magnetfeldtherapie nicht an Uni-Kliniken und in medizinischen Fachbüchern etablieren können. Wir zählen sie daher nach wie vor zu den Außenseitermethoden“, so Prof. Kröling. Eher ins Reich der Scharlatanerie gehört nach Ansicht der DGPMR die Anwendung von statischen Magnetfeldern in Form von magnetischen Halsketten, Armbändern und Magnetfolien.
Die „Pulsierende Signaltherapie“ (PST), eine amerikanische Variante der konservativen, niederfrequenten Magnetfeldtherapie, hat seit einigen Jahren auch in Europa Fuß gefasst und wird aggressiv vermarktet. Angeblich dient bei der PST das gepulste Magnetfeld als Übermittler von biologisch wirksamen Signalen. Diese sollen eine Regeneration von Bindegewebsstrukturen, Arthrosen, schlecht heilenden Knochenbrüchen, Meniskus- und Bänderschäden sowie Schleudertraumen positiv beeinflussen.
Ein Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen, die schon seit über zehn Jahren die Erstattung der konservativen Magnetfeldtherapie ablehnen, beurteilte die PST in einem im Jahr 2000 erschienenen Bericht: „Auf Grund des fehlenden Wirksamkeitsnachweises und des Fehlens von Studien mit einer ausreichenden Nachbeobachtungszeit, die die behauptete Sicherheit des Verfahrens belegen könnten, sah der Arbeitsausschuss keine Möglichkeit, die Pulsierende Signaltherapie für die vertragsärztliche Versorgung anzuerkennen.“ Die DGPMR schließt sich dieser Beurteilung an.
Quelle: DGPMR, Presse-Service Physikalische Medizin und Rehabilitation