„Giftige“ Hüftendoprothesen? DGOOC fordert sachlichen Diskurs zu Metall-Metall-Endoprothesen
Berlin – Der Hüftgelenkverschleiß kann heute durch eine Endoprothese so erfolgreich behandelt werden, dass der künstliche Hüftgelenkersatz als die „Operation des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet wurde. Mit der stetigen Einführung neuer Technologien gibt es allerdings immer wieder Prothesen, die die hohen Ansprüche an die dauerhafte Haltbarkeit nicht befriedigen können.
Hierzu gehören einige Modelle, bei denen sowohl der künstliche Hüftkopf als auch die Hüftpfanne aus Metall bestehen („Metall-on-Metall“). Eines war bereits 2010 vom Markt genommen worden, weil es durch eine erhöhte Lockerungsrate auffiel und durch einen vermehrten Metallabrieb zur bedenklichen („giftigen“) Schwermetallanhäufung im Körper geführt hatte. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) lehnt jedoch eine grundsätzliche Verurteilung von Metall-Prothesen ab.
Die DGOOC warnt davor, dass die zahlreichen Pressemitteilungen – auch in Deutschland – eine Verunsicherung von Hüftendoprothesenträgern verursachen. Diese kennen in den meisten Fällen weder ihren Prothesentyp noch können die zu dieser Problematik vorliegenden Erkenntnisse interpretieren. Verunsichert sind auch diejenigen, bei denen eine Endoprothesenoperation ansteht.
Die DGOOC erklärt in diesem Zusammenhang, dass Metall-Metall-Paarungen beim künstlichen Hüftgelenkersatz seit Jahrzehnten und meist erfolgreich eingesetzt werden. Die britische Medicines and Healthcare-Product Regulatory Agency (MHRA) schreibt hierzu aktuell, dass „die große Mehrzahl von Patienten mit Metall-Metall-Paarungen des Hüftgelenkes über gut funktionierende Gelenke verfügt und wohl nur ein geringes Risiko hinsichtlich sich entwickelnder Probleme bestünde“.
Eine kleine Anzahl von Patienten könnte allerdings Weichteilveränderungen als Reaktion auf die Abriebprodukte bei Metall-Metall-Paarungen entwickeln. Ein vermehrter Abrieb kann vor allem bei den so genannten „Großkopf-Prothesen“ (> 36 mm Kopfdurchmesser) entstehen, die entweder als Totalprothesen (Metallkopf mit Prothesenstiel) oder „Oberflächenersatz“ eingebaut wurden. Der Anteil der mit diesen Prothesen versorgten Patienten ist in Deutschland niedrig (ca. 5%).
Wie verschiedene Endoprothesenregister zeigen, verhalten sich die zur Verfügung stehenden Prothesenmodelle hinsichtlich des Abriebs und der Lockerungsrate unterschiedlich. Bei Beschwerden im Bereich des operierten Hüftgelenkes sollte der Patient seinen betreuenden Orthopäden oder die Klinik seiner Operation aufsuchen und um Auskunft und gegebenenfalls weitere Empfehlung bitten.
Abermals zeigt sich, wie dringend die Einführung des von der DGOOC auf den Weg gebrachten Endoprothesenregisters (EPRD) ist, um Komplikationen frühzeitig erkennen und ihnen wirksam begegnen zu können.
Zur Stellungnahme der DGOOC
Quelle: Pressemitteilung
F. U. Niethard, Generalsekretär Deutsche Gesellschaft für
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC)
Christina Seddig, Thieme PR-AGENTUR