Gefährliche Osteoporose
Möglichkeiten, Osteoporose zu diagnostizieren und zu behandeln, gibt es viele. Sie müssten nur effizienter eingesetzt werden. Der Erste Österreichische Osteoporosebericht liefert dazu Details.
Schätzungen zufolge, wird jede 3. Frau nach den Wechseljahren und jeder 6. Mann im höheren Lebensalter, von Osteoporose, einem krankhaften Knochenschwund, betroffen. „Diese Zahl wird sich durch die steigende Lebenserwartung rapide erhöhen und das Gesundheitssystem enorm belasten“, sagt Univ.-Prof. Anita Rieder vom Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien. „Nichtsdestotrotz wird Osteoporose als Zivilisationskrankheit oftmals unterschätzt und nicht als lebensbedrohlich angesehen.“ Wie aus dem kürzlich veröffentlichten Ersten Österreichischen Osteoporosebericht hervorgeht, besteht dringender Handlungsbedarf, denn: „Osteoporose und die häufig daraus resultierenden Knochenbrüche (Frakturen) bedeuten für Betroffene oft eine deutliche Verminderung ihrer Lebensqualität, was sogar Lebensjahre kosten kann“, so Prof. Rieder, Projektleiterin des Osteoporoseberichts.
Brüchige Knochen
Die Osteoporose entsteht aus einem Ungleichgewicht von Knochenaufbau und Knochenabbau. Eine mit zunehmendem Alter abnehmende Knochendichte führt zunächst zu keinen Problemen. Im weiteren Krankheitsverlauf können allmählich, auch bei minimalen Belastungen, Knochenbrüche entstehen.
Wichtig zu erwähnen wäre auch, dass es nach vergleichsweise harmlosen Stürzen zu Schenkelhalsbrüchen kommen kann. Manchmal genügt schon eine unglückliche Drehbewegung, die bei vorgeschädigtem Knochengewebe, zu einer Schenkelhalsfraktur führen kann.
Schmerzen und Invalidität
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es meistens zu starken Schmerzen bis hin zur Invalidität. Frauen sind von Osteoporose stärker betroffen, besonders nach der Menopause. Doch auch für Männer stellt diese Krankheit ein schwerwiegendes Problem dar. Leider steigt die Zahl der osteoporosebedingten Frakturen rapide, was sich hauptsächlich durch einen wenig knochengesunden Lebensstil, allem voran Bewegungsarmut, Vitamin- D- Mangel, Fehlernährung und dem Rauchen erklären lässt.
Die wichtigste Rolle spielt aber wohl die erbliche Veranlagung.
Unter bestimmten Medikamenten, wie z.B. dem Kortison, kann es zu vermehrtem Knochenabbau kommen.
Auch chronisch entzündliche Erkrankungen begünstigen die Entstehung der Osteoporose.
In Österreich sind bis zu 700.000 von krankhaftem Knochenschwund betroffen. Was die Häufigkeit von hüftgelenksnahen Knochenbrüchen bei Personen ab dem 65. Lebensjahr betrifft, liegt unser Land im EU-Vergleich sogar im Spitzenfeld.
Für das Gesundheitswesen stellt diese Entwicklung eine große Herausforderung dar, zumal sich das diagnostische und therapeutische Spektrum zwar kontinuierlich verbessert, aber auch immer teurer wird. Nach Schätzungen der EU haben sich die Kosten für die Versorgung von Hüftgelenksfrakturen in Österreich mit rund 30.000 Euro pro Patient im letzten Jahrzehnt vervierfacht. Das alles hat die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) dazu bewogen, die Erstellung des Ersten Österreichischen Osteoporoseberichts zu fördern und zu unterstützen. „Die Sozialversicherung ist in besonderem Maße gefordert, der Zunahme der Osteoporose durch zielgerichtete Präventions- und Gesundheitsförderungsstrategien in jedem Lebensalter entgegenzuwirken und für den maßgeschneiderten und kostenbewussten Einsatz der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zu sorgen“, sagt WGKK-Obmann Franz Bittner.
Diagnostik zu wenig effizient
Aus dem Osteoporosebericht geht hervor, dass Österreich im EU-Vergleich die meisten Mittel für Osteoporose-Diagnostik und -therapie ausgibt. „Doch das verbessert die Versorgung nicht zwingend“, meint Franz Bittner. „Schweden kommt mit etwa einem Drittel der Ausgaben aus, und das, obwohl ein höherer Prozentsatz der Bevölkerung davon betroffen ist.“ Ein Grund dafür liegt im österreichischen Nebeneinander von Überversorgung auf der einen und Unter- beziehungsweise Fehlversorgung auf der anderen Seite. Dabei stehen sämtliche Ressourcen einer „State of the art“-Diagnostik und -Therapie zur Verfügung.
Überversorgung lässt sich klar bei der Diagnostik orten: In Österreich gibt es fast doppelt so viele Geräte zur Knochendichtemessung als eine einschlägige EU-Expertenkommission empfiehlt. Zugleich sind die Therapien den Patienten oft nicht zugänglich, und die Knochengesundheit im Sinne von Prävention wird vernachlässigt. Häufig werden auch ältere Menschen nicht ausreichend mit Kalzium und Vitamin D versorgt und Patienten mit dem Risiko für Knochenbrüche nicht ausreichend mit knochenschützenden Therapien behandelt.
„Allerdings ist es wenig sinnvoll, nach dem Gießkannenprinzip allen Frauen im kritischen Alter Knochendichtemessungen, die Ermittlung des Hormonstatus und Medikamente gegen Knochenverlust zu verordnen“, sagt Prim. Dr. Klaus Klaushofer, ärztlicher Direktor des Hanusch-Krankenhauses der WGKK. „Es gilt vielmehr, gefährdete Patienten zu identifizieren, etwa in dem man im Zuge der Vorsorgeuntersuchung das persönliche Gesundheitsrisiko identifiziert, und diese so schnell wie möglich einer wirksamen und kosteneffizienten Therapie zuzuführen.“
Die Wiener Gebietskrankenkasse räumt der Erforschung, Prävention und maßgeschneiderten Therapie von Osteoporose großen Stellenwert ein. So ist etwa ein Teil des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Osteologie im Hanusch-Krankenhaus angesiedelt und liefert wertvolle Erkenntnisse für die effektive Behandlung von Osteoporose.
Breite Therapiepalette
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Osteoporose haben sich in den vergangenen Jahren deutlich gebessert. „Während eine Hormonersatztherapie nach der Menopause zunehmend kritisch betrachtet wird, wurden in den vergangenen Jahren zunehmend Bisphosphonate als Hemmstoffe des Knochenabbaus eingesetzt“, so Prim. Dr. Klaushofer. „Ein solches Medikament muss derzeit täglich oder einmal wöchentlich eingenommen werden, in naher Zukunft wird auch eine einmal jährliche intravenöse Verabreichung zur Verfügung stehen.“
Warum sind Knochenbrüche bei Frauen häufiger?
Grundsätzlich sind mehr Frauen als Männer von Osteoporose betroffen, weil sich der Östrogenmangel ab den Wechseljahren negativ auf die Knochen auswirkt. Osteoporotische Frakturen treten als Folge von Stürzen auf - und Frauen stürzen wesentlich häufiger als Männer. Das erklärt auch die viel größere Zahl von Unterarmbrüchen. Sie treten beim versuchten "Abfangen" als Abwehrreaktion auf.
Diagnostik richtig einsetzen
Die Diagnose von Osteoporose umfasst eine sorgfältige Analyse der Krankengeschichte und Risikoerfassung, eine klinische Untersuchung, aber auch ein konventionelles Röntgen der Brust- und Lendenwirbelsäule, eine Knochendichtemessung sowie eine Laboruntersuchung.
Auch wenn das Wissen um die Bedeutung derartiger Faktoren zugenommen hat, sind sie selten Bestandteil diagnostischer Überlegungen. Das führt dazu, dass viele Personen, die eine Behandlung notwendig hätten, unbehandelt bleiben, oder viele eine Therapie erhalten, auch wenn diese nicht notwendig wäre.
Osteoporose-Einrichtungen der WGKK:
GZ Wien-Mitte
Mo-Do: 7.15 bis 14.30 Uhr
Fr: 7.15 bis 14.15 Uhr
601 22-40328
GZ Wien-Mariahilf
Mo-Do: 7.00 bis 14.30 Uhr
Fr: 7.00 bis 13.00 Uhr
601 22-40600
GZ Wien-Süd
Mo-Do: 7.15 bis 14.30 Uhr
Fr: 7.15 bis 14.15 Uhr
601 22-4210
Hanusch-Krankenhaus:
Rheumaambulanz, Pavillon 2
Mo-Fr: 08.00 bis 14.00 Uhr
91021-85730
Osteoporose-Gymnastik:
GZ Wien-Süd
601 22-4290
GZ Physiko
601 22-15070
GZ Nord
601 22-40236
Terminvereinbarung und Mitnahme der e-card erforderlich
Quelle: People Menschen und Medizin